Zum Inhalt

Jagd

„Bleib stehen du Bastard!“, schrie Niklas dem Vampir hinterher während er sich wieder aufrappelte. Seine Brust schmerzte, die Krallen des Gangrel hatten ihn voll getroffen. Es hatte gereicht, um ihn von den Füßen zu holen – mehr hatte der Vampir aber auch nicht gewollt. Er nutzte diese Möglichkeit zur Flucht. Niklas sprang ihm hinterher während er sich beschleunigte, seine Vitae in Geschwindigkeit verwandelte und anschließend über die Mülltonnen sprang, die der Gangrel bei seinem Lauf durch die Häuserschluchten umriss, um Niklas aufzuhalten.

Gerade als Niklas den wendigen Vampir packen wollte, sprang dieser einfach nach oben, vergrub seine Krallen in der Mauer und kletterte die Hauswand hinauf. Niklas krachte gegen die Wand und fluchte. Durch die Geschwindigkeit hatte er ihn zwar einholen können, aber dieser Gangrel war nicht dumm. Hastig blickte Niklas sich um und schätzte den Abstand der beiden Gebäude ab. Nein, es würde nicht reichen, um sich von einer Wand zur nächsten abzustoßen, um so nach oben zu gelangen. Stattdessen griff er sich einen der Müllcontainer und schleuderte diesen nach dem Gangrel.

Mike schrie vor Schmerz auf, als der Container ihn durch die Wand prügelte. Eilig zog er sich aus den Trümmern, wieder einmal war seine Seelenstärke der einzige Grund, warum er nicht aufgeben musste. Die Tür des Raumes, in dem er nun war, knallte gegen die Wand, als er sie aufstieß. Er hastete durch den Gang, hörte wie Niklas hinter ihm im Raum landete und wieder die Verfolgung aufnahm. Er hatte sein Zeichen deutlich gesehen – mit dem Träger von ‚Zerstörung‘ wollte er sich nun wirklich nicht anlegen. Aber er war schneller als er, Mike musste sich schleunigst was überlegen.

Zu allem Überfluß brach durch die Tür, auf die er gerade zurannte ein riesiger, Mannshoher Wolf mit schwarzem Pelz. Ohne darüber nachzudenken schlug Mike einen Haken nach links durch eine weitere Tür. Mit dem Werwolf hatte er nun überhaupt nicht gerechnet. Mit einem großen Satz war Mike beim Fenster, riss es auf und kletterte hinaus – weiter nach oben um nun endlich aufs Dach des Gebäudes zu gelangen. Er hoffte, dass sich der Werwolf mit dem Malkavianer beschäftigen würde – es klang allerdings nicht so.

Die Mauer unter ihm riss auf und Mike pumpte noch mehr Vitae durch seinen Körper um der Werwolfpranke, die aus der Wand schoss auszuweichen. Das Cuervo ihm die Disziplin der Geschwindigkeit beigebracht hatte, rettete ihm dabei die Haut. Mike sprang aufs Dach, machte ein paar kräftige Schritte und sprang. Er wollte sich in seine Fluggestalt verwandeln, die das hinaufkatapultieren gleich für den Flug hätte nutzen können.

Doch soweit kam er nicht. Sein Körper versagte ihm jede Bewegung, dann erst registrierte er den Stich im Brustkorb. Er krachte rücklings zu Boden, wäre beinahe das Dach wieder hinabgefallen. Der hölzerne Armbrustbolzen hatte es durch die Kraft der dazugehörigen Waffe leicht durch seinen zähen Körper geschafft. Mike starrte den Schützen mit offenen Augen an. Noch ein Symbolträger.

Niklas kam als letzter auf das Dach hinauf, während Brody mit seinem Maul den gepflockten Gangrel vom Rand des Daches zerrte. Die Jagd hatte ihre Vitae gefordert, Niklas Fangzähne blitzten hervor als er sprach: „Du Weichei hast echt die Armbrust genommen…“

„Was beschwerst du dich eigentlich? Ihr Beide hättet ihn doch wieder nur kaputt gemacht.“, kam die beleidigte Antwort.

Niklas hockte sich zu Mike hinab und betrachtete den Bolzen, runzelte die Stirn, als er merkte, dass dieser genau in der Mitte des Brustkorbs eingeschlagen war. Ehe er den Gedanken weiterverfolgen konnte schnellte Mikes krallenbesetzte Hand vor und packte den Malkavianer am Hals, während er mit der anderen versuchte sich den Bolzen aus der Brust zu ziehen. Es war anstrengend, aber nicht unmöglich – er hatte das Herz verfehlt.

„Oh, shit!“, war die einzige Reaktion des Schützen, während Brody sofort nach den Beinen des Gangrel schnappte. Er fing sich allerdings nur einen abwehrenden Tritt gegen seine Wolfsnase ein, woraufhin er richtig wütend wurde. Niklas hingegen hatte Mikes Handgelenk gepackt und war im Inbegriff es mit purer Kraft einfach zu brechen, bis er die nahende Raserei des Werwolfs bemerkte. Mike versuchte den Malkavianer mit dem Bolzen zu lähmen, den er aus sich selbst herauszog. Niklas wich seitlich aus und lenkte den Schlag ab, spürte aber auch, wie ihm das Fleisch vom Hals gerissen wurde. Um seine Beherrschung ringend schleuderte er den Gangrel von sich weg zu Brody, es gab ein weiteres unschönes Geräusch, als Mikes Krallen den Hals von Niklas aufrissen.

Wieder von dem Holzbolzen befreit wendete Mike nun eine Menge Vitae auf um sich sofort zu verwandeln und einfach zwischen den Pranken des Werwolfs hindurch zu flattern. Dieser Schlug nach der weißen Taube und hechtete ihr fast hinterher in die Luft, es hatte nicht viel gefehlt um zu vergessen, dass das Dach da zuende war. Wütend knurrte er dem nun sehr hungrigen Gangrel hinterher.

Es vergingen ein paar Minuten, ehe Niklas über sich den Armbrustschützen sah, welcher sich ihm vorsichtig näherte. Schuldgefühle waren in sein Gesicht geschrieben, aber das machte allein das Blutsband. Unter anderem Umständen hätte Sascha ihn wahrscheinlich ausgelacht. Niklas war trotzdem wütend und schrie ihn an: „Wenn du das verfickte Ding schon benutzt, dann TREFF GEFÄLLIGST!“

Sascha zuckte zusammen und warf die Armbrust auf den Boden. Er blickte zu Boden und sein ganzer Körper zeigte deutlich seine Niedergeschlagenheit, er wirkte viel kleiner. Niklas saß noch immer am Boden und hielt sich mit einer Hand die Seite des Halses, wo er am meisten Fleisch verloren hatte. Er spürte mit den Fingern einen der Halswirbelknochen – und er konnte diese Wunden nicht heilen!

„Es… es tut mir leid.“, flüsterte Sascha kleinlaut. „Ich… wollte dir nur helfen…“ Seine Augen wurden nun mit einem roten Schleier aus Vitae verdeckt.

Niklas knurrte: „Wenn es nach mir ginge, wärest du schon lange tot! Du hilfst mir am besten, wenn du mir nicht im Weg stehst!“ Sascha wich einen Schritt zurück, als Niklas sich wieder aufrichtete. Er hatte in der freien Hand den Holzbolzen, der neben ihm gelegen hatte. Für einen Moment spielte er damit herum, als würde er abwegen Sascha einfach damit zu pflocken.

„Ihr habt noch eine Stunde bis die Sonne aufgeht.“, unterbrach Brody die beiden Malkavianer, nachdem er sich wieder in seine menschliche Gestalt zurückverwandelt hatte. Er sah selbst aus, als könnte er mal wieder Schlaf vertragen.

Niklas nickte, drückte Sascha rabiat den Bolzen gegen die Brust, damit er ihn nehmen konnte und bewegte sich zum Rand des Daches, verschaffte sich einen Überblick. Die Dämonenscharen hatten sich größtenteils um die Kirchen in der Ferne versammelt. Hier, fast am Rande der Stadt war es sehr ruhig. Hier gab es weniger Dämonen, dafür mehr Vampire. Alle, die es aus der schwarzen Flut heraus geschafft hatten, lungerten hier im Randgebiet herum. Das galt leider für alles Übernatürliche und Niklas hatte wenig Lust tagsüber von Werwölfen oder Magiern überrascht zu werden – oder gar Jägern.

„Eine halbe Stunde von hier gibt’s nen Gangrelbau des Sabbats, da nisten wir uns für den Tag ein. Kommt.“, mit diesen Worten nahm er Anlauf und sprang hinüber zum nächsten Gebäude um anschließend den Weg über die Dächer fortzuführen.

Sascha schaute verwirrt: „Woher weiß er das nun wieder?“

Brody seufzte: „Er ist nicht allein in seinem Kopf, das wirst du noch früh genug merken. Glücklicherweise hatten die Stimmen in seinem Kopf bisher immer Recht – solange er sich mit sich selbst einig ist läuft auch alles in Butter… glaub mir, du willst ihn nicht erleben wenn das Chaos ihn wieder beherrscht.“ Brody verwandelte sich in einen schwarzen Wolf um Niklas zu folgen.

Sascha betrachtete die Häuserschlucht und fluchte, wie sollte er da so einfach ‚rüber kommen?

„Komm schon du Schisser!“, rief Niklas ihm zu.

Sascha nahm Anlauf und sprang. Als er am Boden einschlug schmerzte ihm mehr als er je dachte zu besitzen. Auch anschließend zwischen den Zähnen des Hispo-Wolfes zu liegen schmerzte. Als Brody mit ihm im Maul wieder zu Niklas aufgeschlossen hatte grummelte dieser nur: „Was kannst du eigentlich?! Wir sollten dich wirklich töten, du hälst uns nur auf.“

Published inRollenspiel-Storys

Schreibe den ersten Kommentar

    Schreibe einen Kommentar

    Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert