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Adhen

Bopes öffnete ihm, er war der Anführer dieses Clans von Toselos, einem seit den letzten Kriegen verstoßener Arfejiaclan, der während meiner eigenen Schreckensherrschaft über die Länder der westlichen Engelsmeere mit einigen meiner Blutgeber zusammen durch die nördlichen Länder zog und dort die Menschen unterjochte.

Doch nun waren sie Ausgestoßene und bauten ihre Siedlungen hier auf Wüstensand, ihre Kleidung hatten sie von den Menschen gestohlen, gemordet hatten sie dafür um besser unter ihren künftigen Opfern weilen zu können und sie von innen heraus eines Tages wieder unterjochen zu können Dann, wenn die Herrschaft der Arfejia von neuem anbrechen sollte.

So jedenfalls drückte es Bopes aus, als Anteriel mit ihm sprach und er klang sehr überzeugt von dem, was er sprach.

Anteriel erzählte mir, wie er Bopes einen ganzen Tag lang überreden musste, mit ihm zu kommen um mich zu befreien. natürlich erzählte er nicht wer ich wirklich war und erst, als Anteriel ihm erzählte, es wären diese seltsamen Wüstenmenschen mit den gelben Augen, die mich gefangen hielten, trommelte Bopes seine Leute zusammen.

Er sagte etwas von dämonischen Wesen, während der Herrschaft der Raman wären sie von den Dämonen als ihre Diener in ihre Höhlen in den Wäldern und Bergen verschleppt worden. Einst sind dies Sintreas vom Nomadenvolk gewesen, nun aber, haben sie kaum noch etwas Menschliches an sich gehabt.
All der Hass, die Gewalt und die Folter hatten sie zu einem Ding an der Grenze zwischen Dämon und Menschen gemacht.

Während Anteriel erzählte, musste ich daran denken, dass dies alles nur meine Schuld gewesen war, nur wegen mir sind all diese Dinge geschehen, die Welt hatte sich verändert, seit sich der Schatten aus Wookror zurück zog und sich aufmachte, sein Ende zu finden.

Es war eine schreckliche Welt geworden und ich selbst trug die Schuld mit mir. Ich wurde mehr und mehr in meinem Vorhaben gestärkt, meinem Dasein ein Ende zu bereiten.

Es vergingen drei Tage und vier Nächte, die wir in diesen Karren ausharrten. Die ganze Zeit über, saßen Anteriel und ich stil auf unseren Plätzen, nur selten erhob der Calas das Wort und sang oder erzählte mir von fernen Orten, von den Wiesen seiner Heimat oder seiner Angst vor diesen seltsamen Arfejia, denn Menschen gegenüber schienen sie ja nicht wohl besonnen. Aber ich konnte ihn damit beruhigen, dass er ja mich an seiner Seite hatte.

Wir hielten selten, nur wenn es sein musste, wenn die Wasservorräte ausgingen, Anteriel oder die Arfejia der Natur freien lauf lassen mussten -aber auch dann wurde eher selten gehalten, sondern das Geschäft vom Karren herab erledigt- bis wir schließlich am Morgen des vierten Tages den Totensee erreichten.

Von dort aus war es nur noch eine Tagesreise bis zum Pass Inhat, von da kam man mit einer der Fähren in die Hoheitsgebiete der Menschen. Am See mussten wir den Karren endgültig verlassen und die Arfejia zogen weiter gen Osten und ließen den Calas und mich zurück in einem Menschendorf.

Die Menschen in dem Dorf waren nicht sehr angetan von der Anwesenheit eines Raman, auch wenn ich zu Anfangs so gut es ging versuchte, meine wahre Abstammung zu verbergen und den ersten Tag noch als Arfejia ausging, so wollte nach dem dritten Tag, als Anteriel in der Schenke des Gasthauses im Rausch des Cervezas zuviel mit zu lockerer Zunge erzählte, der Wirt uns nicht mehr in seinem Gasthaus haben und wir waren gezwungen, die Reise zum Pass anzutreten, um so schnell wie möglich den Isewicher Hafen zu erreichen. Dies sollte dann die letzte Station für Anteriel und mich sein, denn ich beschloss, in der Nacht des zweiten Tages in dem Dorf am Totensee, mich dann von ihm zu trennen um den Rest des Weges nach Igala allein zu verbringen und um Zeit zu haben, die Engel für all meine Sünden um Vergebung zu bitten.

Wir hielten uns zwei Tage lang am Ufer des Sees entlang, von wo aus wir in Richtung Westen zogen, über die felsigen Ebenen der Rotschatten, von wo aus wir nur wenige Meilen bis zum Hafen entfernt waren.

Es war nicht leicht eine Fähre zu finden, die noch zwei weitere Passagiere -darunter auch noch einen Flussarfejia- aufnahm, doch Anteriel -der in der Zeit mit den Toselos immer abgebrühter wurde- verschaffte uns nach einem Tag Aufenthalt endlich zwei Plätze auf einem recht kleinen Schiff, aber wir kamen über das Meer und nur das zählte.

An Bord des Schiffes trafen wir auf so allerlei zwielichtige Gestallten und mir wurde schnell klar, warum wir hier noch zwei freie Kajüten ergattern konnten.

Die Magier, die anstatt unserer diese belegt hatten, waren wie vom Erdboden verschluckt, wie ich einem alten und bärtigen Matrosen nach vier großen Krügen gutem Wein entnehmen konnte.

Seltsamer weise war dies nachdem Anteriel am Abend zuvor, als er mir von der frohen Botschaft unserer Mitfahrgelegenheit berichtete, geschehen. Doch ich tat dies zunächst als spuren Zufall ab, saß die Zeit bis zur Ankunft in Gandalon an Deck ab und starrte, während ich dabei nachdachte, wie es sich wohl anfühlen sollte, wenn ich meine letzte Ruhestätte im ewigen Eis aufsuchen sollte, viele Stunden in den Tag- und Nachthimmel. Nach drei Tagen Schiffsfahrt und gähnender Langeweile auf diesem Schiffskutter, verließen wir diesen.

Ich hatte vor so schnell wie möglich durch die Gassen dieser riesigen Stadt, ebenfalls dem Isewicher Hafen nur auf der anderen Seite des Passes eben, zu verschwinden.

Ich hasste lange Abschiede.

Doch es kam alles anders, als gewollt. Denn Anteriel war nicht so leicht abzuwimmeln „Wartet Meister“ hatte er mir immer nachgerufen und die Menschen in der Stadt sahen uns schon mit skeptischen Blicken hinterher. Ich beschloss also, mit Anteriel -zumindest gab ich es vor- noch eine Nacht in der Hafenstadt zu verbringen, bis wir weiter ziehen sollten.

Wir suchten uns eine Herberge in einem der heruntergekommenen Viertel der Stadt, dort wo man wenige Fragen stellte und sich nicht um den anderen scherte. So zumindest dachte ich.

Denn als wir am Abend in der Schenke saßen, umgeben von Dieben, Halsabschneidern und diesen seltsamen Arfejia, die sich auch hier schon zahlreich unter die Menschen gemischt hatten, geschah etwas mit Anteriel, etwas, dass das Leben dieses kleinen, gutherzigen Mannes verändern sollte. Wir saßen in einer der dunkleren Ecken des Gasthauses, Anteriel wartete ungeduldig auf sein Cerveza während ich mir die Gestallten an den benachbarten Tischen genauer ansah, als die Bedienung an unseren Tisch kam und etwas an Anteriel Blick verriet mir, dass diese junge Frau mit ihren blonden Locken, dem engen Korsett und dem mit Fett und Dreck besudelten Rock, etwas in dem Menschen erregt hatte.

Und dies blieb nicht nur mir unverborgen.

Zwei Männer, die uns schon länger mit ihren finsteren Blicken musterten, erhoben sich plötzlich und traten an unseren Tisch heran.

Der eine war ein ziemlich kräftig gebauter Mann, er hatte das Aussehen eines Darveniers, dunkle Haut, braune Augen und einen Kahlrasierten Schädel. Er trug einen Lederwams und die passenden Stiefel dazu, ein mächtiger Zweihänder ragte hinter seinem Rücken hervor, er war beinahe so groß wie der andere Mann, der neben dem Darvenier stand.

Dieser war in einen dunklen Umhang gehüllt und trug einen weit ausladenden Hut.
Der Darvenier setzte sich einfach an einen der noch freien Plätze am Tisch und bedachte Anteriel mit seinen finsteren Blicken.
Es sah so aus, als wollte sich Anteriel zunächst nicht davon beirren lassen und trank genussvoll von seinem Cerveza, doch auf einmal, bevor einer der Männer etwas gesagt hatte, sprang der kleine Calas auf, zog seinen Arfejiasäbel und stach zuerst den Darvenier durch die Brust nieder bevor er den anderen enthauptete.

Dann sah ich es, was mir schon den ganzen Weg von der Ahalun Siedlung bis hierher Kopfzerbrechen bereitete.

Anteriel war kein Mensch mehr, zumindest war er nun das, was die Toselos so sehr gehasst hatten. Einer dieser Menschen mit den Katzenaugen. Wie vom Blitz getroffen sprangen alle anderen Anwesenden von ihren Plätzen auf und nach nur wenigen Sekunden waren wir umzingelt von drei Dutzend, bis an die Zähne mit Schwertern, Dolchen und Speeren bewaffneten, Männern.

„Keine Angst Meister, es sind nur wenige, findet ihr nicht gar, sie haben keine faire Chance?“, zischte Anteriel und seine gelben Augen glitzerten mich vorfreudig an.

Nein, das wollte ich nicht, kein Blutvergießen mehr, ich war auf dem Weg den Kriegen und Schlachten zu entgehen, ich wollte nicht wieder kämpfen. Womit hätte ich es auch tun sollen?

Ich hatte keine Waffen mehr, meine Schwerter hatten mir die Ahalun schon vor Wochen abgenommen und meine Fänge waren nur noch stumpfe kleine Krüppel, damit konnte ich keinen Schaden mehr anrichten.

Sicher, mir war bewusst, das ich einst der mächtigste meiner Art gewesen bin, doch lag dies viele Jahre zurück und ich erinnerte mich nicht mehr meiner alten Kraft, der Magie, zu der ich einst fähig war. Sie griffen an, alle auf einen stürmten sie los und es entbrannte eine undurchsichtige Schlacht, in der viele Männer ihr Leben verloren, darunter einige durch meine Hand.

Nachdem ich von einem Toten Händler, dessen Geldbeutel schwer an seinem Gürtel hing und mir eine Fahne des Weins entgegen kam, den er Becherweise getrunken haben musste, seinen Dolch abnahm, kam ich damit Anteriel zu Hilfe. Doch hatte der diese überhaupt nicht nötig gehabt.

Alleine tötete er gut ein Dutzend der Männer, enthauptete sie, stach ihnen ihre Herzen aus, brach Hälse und Rücken; wie ein vom Morddrang Besessener wütete er in der Menge der Betrunkenen und wütenden Männer, bis ich ihn beim Arm packte und aus der Schenke zerrte.

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Published inGarten der Engel

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