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Akescha – Auftakt I

Magda rannte durch den nächtlich düsteren Wald. Gerade hatte sie wieder ihren toten Punkt überwunden und ihre Beine bewegten sich wie von selbst. Wie in den letzten Tagen auch begannen nun ihre Gedanken zu arbeiten.
Sie verstand immer noch nicht, was sie hier tat, jedoch trieb die Sorge um ihre Mutter und ihre zwei kleinen Schwestern sie dazu, zu tun, was dieser unheimliche Mann verlangte.
Vor knapp 4 Wochen war er Stunden vor dem Morgengrauen mit seiner Kutsche angekommen. Mitten in der Nacht war an die Tür der kleinen Hütte, in welcher Magda mit ihrer Familie direkt neben der kleinen Schmiede im Wald lebten, gepocht worden. Der Vater war aufgestanden und hatte mit einer Waffe in der Hand nachgesehen. Dies war der letzte Moment gewesen, den Magda ihn lebend gesehen hatte. Nur gurgelnde Schreie waren danach noch zu hören gewesen. Als kurz darauf dieser Kutscher und sein Gehilfe die Frauen und Kinder der kleinen Siedlung auf den Hütten getrieben hatten und vor der Kutsche versammelten, war keine Spur mehr von den Männern der Siedlung zu sehen gewesen.
Magda hatte eine ihrer kleinen Schwestern auf dem Arm getragen und stand verwirrt und frierend neben ihrer Mutter, welche ihre andere Schwester schützend im Arm hielt.
Dann war er plötzlich unter ihnen gewesen, hatte eine jede von ihnen gründlich gemustert. Die junge Frau des Köhlers hatte er unwirsch mir den Worten „zu jung und trächtig“ beiseite gedrückt und war dann von ihr stehen geblieben. Sein Scherge entwand ihr das Kind und sie war sich plötzlich wie die Kuh vorgekommen, die ihr Vater im Sommer vor dem Kauf auf dem Markt genau untersucht hatte. Kräftige Hände berührten sie mit festem Griff an Oberarmen, Brust und Schenkeln, dann zwang man ihren Kiefer auseinander und begutachtete ihre Zähne. Ein Nicken und sie wurde von den Anderen weggezerrt. Ihre Mutter und ihre Schwestern schrien auf. Aufmerksame Augen gaben den nächsten Wink und auch diese drei Personen wurden vom Rest abgesondert.
Magda war in die Wohnstube der eigenen Hütte gebracht worden, ihre Familie in den Vorraum der Hütte. Die restlichen Menschen wurden in die kalte Scheune zu den Tieren gesperrt.
Hier war sie das erste Mal mit ihm allein gewesen. Er hatte sich nicht vorgestellt, sondern hatte sie sofort nach ihrem Namen gefragt. Da sie zu verängstigt und verwirrt gewesen war, hatte sie nicht sogleich geantwortet – was ihr einen heftigen Streich mit einer Gerte eingebracht hatte. Sie hatte versuchte die Zähne zusammen zubeißen und antwortete dumpf.
Nun hatte es eine Menge Fragen gegeben: Wie alt sie sei, warum noch nicht verheiratet wäre, oder ob sie gar schon Witwe sei, ob sie bereits einem Mann beigewohnt hatte, warum sie ihr Vater hier behalten hätte, was sie genau in der Schmiede getan hätte…
Immer wenn sie nicht schnell genug oder unbefriedigend für den Herrn geantwortet hatte, strafte er sie mit einem weiteren Gertenstreich. Manches Mal so hart, dass nur ihr dickeres Nachtgewand verhinderte, dass die Haut aufplatzte. Schmerzhaft hatte sie jeden Hieb auf Rücken und Oberschenkeln gefühlt, doch weiter hatte sie dagegen gekämpft auf zu schreien. Nur Tränen waren ihr langsam in die Augen getreten.
Nach einiger Zeit hatte der Mann von ihr ab gelassen und sich in Vaters Armstuhl niedergelassen, die Ellenbogen auf die Lehnen gestützt und die langen, eleganten Finger aneinander gelegt um sie lange nachdenklich zu mustern.
„Magda, du wirst in Zukunft für mich arbeiten“ Einen Einwand von ihr hatte er schon im Ansatz zum Schweigen gebracht. „dies war keine Frage – sondern eine Feststellung. Entweder du wirst dies – oder du wirst sterben – ebenso wie deine Mutter und deine Schwestern. Es wird nicht schnell geschehen, es wird sehr lange dauern, und natürlich wird es sehr schmerzhaft werden.
Wirst du tun, was ich oder meine Männer dir sagen, wird keiner von uns deine Familie anrühren!“
Magda hatte nicht anders gekonnt wie ihn entsetzt anzusehen. Seine Miene war kalt und unbewegt und doch hatte er eine unheimliche Überzeugungskraft aus gestrahlt. Magda hatte keine Zweifel daran gehabt, dass er meinte, was er gesagt hatte. Ihr Mund war trocken vor Verängstigung und sie hatte nur mit einem Nicken antworten können.
„Du wirst mich mich Mein Meister und meine Männer mit Herr anreden. Du wirst jede Anweisung sofort und ohne weitere Frage ausführen. Bist zu zu langsam oder zu schlampig, wird dies eine Strafe nach sich ziehen – jedoch nicht für dich sondern für ein Mitglied deiner Familie. Hast du das verstanden?“
Wieder hatte Magda nur vorsichtig genickt. Ein kurzes siegessicheres Grinsen hatte sich über das Gesicht des Mannes geschlichen ehe er ihr die nächste Anweisung erteilt hatte:
„Runter mit diesem Gewand!“
Magda war zusammen gezuckt und hatte ihn entsetzt angesehen. Er hatte sich wieder keine Regung anmerken lassen – sondern nur leise gepfiffen. Aus dem Vorraum hatte Magda fast sofort einen Schmerzensschrei der kleinen Schwester gehört und war zusammengezuckt. Ohne dass sie es recht hätte erklären können hatte sie das Gewand abgestreift und es zitternd vor sich gehalten. Nicht einmal mehr ihre Mutter hatte sie in den letzten Jahren so gesehen. Sie hatte sich gedemütigt und benutzt gefühlt – doch der Mann hatte sie weiter nur emotionslos angesehen.
„Tritt näher und zeig mir deine Hände“
Zitternd war sie seinem Befehl nachgekommen und hatte ihm die Hände hingehalten. Missbilligend war sein Blick auf den Schwielen gelegen.
„Du wirst in den nächsten Wochen deine Hände sooft es geht mit Hirschtalg einreiben, damit das verschwindet. Du wirst des weiteren dafür sorgen, dass dein Körper kräftiger wird und ausdauernder. Man wird dir das reiten beibringen, Grundlagen des Kampfes und vieles weitere. Du wirst mehr als dein Bestes geben, damit deine Fortschritte meinen Gefallen finden. Bin ich unzufrieden weißt du was passieren wird.“
Sie hatte nur nicken wollen – doch als er dazu angesetzt hatte, die Lippen zu spitzen um einen weiteren Pfiff aus zustoßen, hatte sie eilig geantwortet „ja, mein Meister“. Die Leichtigkeit mit der er sie unter Kontrolle hatte bringen können, hatte ihr die Schamröte ins Gesicht getrieben. Ein zufriedenes Lächeln hatte kurz seine Miene aufgehellt. Dann war er aufgestanden und hatte ihr bedeutet, sie solle sich wieder anziehen.
„Du wirst ab nun in einer der anderen Hütten leben. Wirst diese hier nicht ungerufen betreten und ansonsten tun, was dir aufgetragen wird – und nun raus hier!“
Sie hatte ihr altes Heim fast schon fluchtartig verlassen und war draußen von einem grinsenden Kutscher empfangen worden. Dieser hatte die Hände ihrer Angehörigen gefesselt und trieb sie in die kleinste Hütte der Siedlung, ihr wurde das Hüttchen des Köhlers zugewiesen und ihr bedeutet, dass sie noch etwas schlafen sollte. Für den nächsten Tag drückte man ihr auf dem Weg Hose, Hemd und gute Stiefel in die Hand.

Magda fühlte einen beißenden Schmerz in ihrem rechten Knöchel, als sie schräg auf eine Baumwurzel trat, die sie übersehen hatte. Der Schmerz riss sie zurück in die Gegenwart.
Die nächsten Schritte humpelte sie, wagte jedoch nicht inne zuhalten.

Wieder erinnerte sie sich.
Ganz zu Anfang war sie nicht in der Lage gewesen den ganzen Weg rund um die Siedlung im schnellen Lauf zurückzulegen. Immer wieder hatte sie kleine Pausen einlegen müssen. Doch keine davon war unbemerkt geblieben. Doch erst als sie die geforderten drei Runden hinter sich hatte, war ihre Mutter herbei gezerrt und an einen der Zäune gebunden worden. Der Meister war hinzu getreten und hatte ihr erklärt, dass jede ihrer Pausen nun bestraft werden würde – eine Jede mit drei Schlägen. Man hatte sie festgehalten und gezwungen mit anzusehen wie ihre Mutter sich unter den Schlägen wand. Sie hatte fast mehr geweint wie ihre tapfere Mutter.
Seither bemühte sie sich nicht anzuhalten, da man ihr gesagt hatte, dass für ein weiteres Vergehen der gleichen Art ihre Schwestern bezahlen würden.
Immer leichter fiel es ihr jetzt, die Runden um die Siedlung zu laufen, sich auf dem Pferderücken zu halten oder die schweren Säcke, die man ihr auflud zu tragen.
Da sie gleichzeitig gut zu essen erhielt gedieh ihr bisher sehniger Körper sehr gut. Ihre Waden, Oberschenkel und Oberarme rundeten sich und zeigten einen leichten Muskelansatz wie bei einem der eleganten Tiere, welche die Kutsche des Meisters zogen.
Mittlerweile fühlte sie sich auch nicht mehr so sehr von der Anzahl der Runden die sie zu laufen hatte überfordert. Mit einem leichten Lächeln erinnerte sie sich an das erste Mal, dass man sie an einen der dünnen Balken der Schmiede gehängt hatte, damit sie ihren Körper hinauf zog, bis sie ihr Kinn auf den Balken legen konnte. Mittlerweile konnte sie auch dies spielerisch einfach und vor allem oft genug hintereinander, damit ihre Familie nicht zu leiden hatte. Immer seltener wurden ihre Angehörigen für sie bestraft. Seit einigen Tagen jedoch wurde sie mit etwas konfrontiert, dass sie nicht verstand. Sie sollte Lesen, Schreiben und Rechnen lernen, ebenso sich gewählter auszudrücken. Jedoch wurde berücksichtigt , dass sie sich redlich mühte und nichts böses geschah. Der Meister begann ihr in vielen Stunden der Nacht Dinge zu erzählen, von welchen sie bisher noch nie gehört hatte.
Ohne zu wissen, warum begann dieser Mann sie zu faszinieren und er wurde immer wichtiger für sie – während die Gedanken an ihre Familie immer mehr in den Hintergrund traten. Ja, wenn sie hin und wieder darüber nachdachte, hatte sie sie schon länger nicht mehr gesehen. Auch die anderen Frauen und Kinder hatte sie schon lange nicht mehr gesehen.

Published inRollenspiel-Storys

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