Zum Inhalt

Anfang vom Ende

Der Himmel brannte, aber das war mittlerweile nichts Besonderes mehr. Die Flammen des Landes spiegelten sich in der Klinge des Zweihänders wieder. Unter dem schwarzen Schakal-Helm konnte man das Gesicht des letzten Pendragons nicht erkennen.

Eine blitzschnelle Bewegung, eine Sekunde das Gesicht der Wächterin vor Augen. Der Schlag geht daneben. Schakal hatte die Korrespondenz-Magierin noch kein einziges Mal erwischt. Mit erhobenem Zweihänder und maximalen Sinnen stand er einfach da und konzentrierte sich.

Sekunden vergingen wie Stunden. Dann wieder ein kurzes Aufflackern ihrer Gestalt, wieder ein Hieb ins Leere. Nach Tagen der Jagd auf sie, war seine Geduld bald am Ende.

„Steck deine Waffe weg, Bruder.“, erhallte es neben ihm. Ihre Stimme konnte, genauso wie sie, überall sein. Er schüttelte den Kopf, diese Bitte sprach sie nicht das erste Mal aus.

Früher wäre Schakal dem Nachgekommen. Seine ehre hatte er zwar immer noch, aber er war zu misstrauisch.

„Warum bekämpfst du deinen Stamm?“, fragte sie nun. Ein Hieb in ihre Richtung war vorerst die einzige Antwort.

„Warum bleibst du nicht an einem Ort und lässt dich umbringen?“, grummelte Schakal dann.

Die Wächterin erschien daraufhin vor ihm und riss ihm seine Waffe aus den Händen. Dann holte sie damit aus.

Mit einem Knurren ging der Ritter in die Crinosgestalt und stoppte die Klinge mit einer Pranke. Sie schnitt ihm tief ins Fleisch, aber den Schmerz ignorierte er weitgehendst.

Leicht erschrocken über den Crinos in Plattenrüstung teleportierte sich die Wächterin wieder weg.

Schnaubend hob Schakal seine Klinge wieder auf und schnallte sie an der Verankerung, in seiner Rüstung auf dem Rücken wieder fest. Dann leckte er sich über die blutende Pranke um die Wunde zu schließen.

So würde er die Wächterin niemals fangen. Er musste zu Cassandra Naganaki. Vielleicht kannte sie ein brauchbares Konstrukt.

~*~

Die junge Japanerin saß mit einer Schutzbrille am Schweißgerät. Blaue Funken sprühten von der Schweißstelle weg. Schakal stand ein paar Meter hinter ihr und betrachtete ihre Arbeit.

Lange schwieg das Paar. Erst, als Cassandra mit dem schweißen fertig war, sagte sie etwas: „Das Detail liegt in den Microchips.“

Schakal betrachtete die goldene Kugel, welche Cassandra gerade zusammengeschweißt hat.

„Ich weiß nicht, ob sie darauf hereinfallen wird.“, zweifelte er.

Die Technokratin nahm die Schutzbrille ab und hob eine Augenbraue: „Tracy hat etwas geschaffen, dass Tigon fangen konnte. Ich werde etwas Besseres machen.“

Der Stille Wanderer nickte: „Okay, du bist der Boss. Ich hab doch sowieso keinen Plan davon.“

~*~

Nilophe fuchtelte mit dem Drachenschwert ihrer Schwester herum. Irgendwie war es leer. Als wäre der Spirit fort. Da sie die Waffe schon ziemlich lange nicht mehr angefasst hatte, wusste sie nicht, seit wann er fort war.

Aber das war auch nicht mehr wichtig. Mit einem großen Ausfallschritt köpfte sie den Strauch vor sich. Viel gab es hier in der Wüste nicht zum trainieren.

Ihre Sinne schwenkten um und sie blickte hinter sich. Eine eingehüllte Gestalt stand vor ihr. Man konnte nur leicht die Umrisse erkennen.

„ARTHI!“

Jay ließ die Waffe fallen und hopste ihren großen Bruder an.

„Ich dachte schon, du wärest auch fort, so wie Madalion… ohne ein Wort zu sagen…“

Arthgon hielt seine Schwester in den Armen: „Ich würde nie gehen, ohne mich zu verabschieden… im übrigen bleibe ich hier, Jay.“

Nilophes Gesicht erhellte sich freudestrahlend, aber als sie in das Gesicht des Menschen blickte, wurde ihr Blick sorgevoll:

„Was ist passiert?“

~*~

Die frische Luft war nur ein milder Trost. Es war die Ruhe vor dem Sturm. Ilara zitterte leicht. Gaia spürte die baldigen Verluste.

Die Verbena knetete Erde in ihren Händen und roch nur Schwefel. Mutter Natur war verbrannt, die Asche ihres vorigen Daseins lag als große Schicht auf der Erde, welche für die neue Generation bereit war.

Noch gab es Städte. Aber sie waren längst nicht mehr so riesig wie vor 1000 Jahren. Bald würden sie noch mehr schrumpfen.

Wer gehörte noch auf diese Welt? Wem gehörte sie? Ilara war der Meinung, dass Gaia nur sich selbst gehörte…

Die ehemalige Gangrel erhob sich vom Boden. Erde haftete noch an ihrem nackten Körper. Es war ein befreiendes Gefühl, obgleich es kalt war.

„Ich werde dich fortbringen.“, sprach Ilara zu der Menschenfrau neben sich. Die junge Indianerin saß am Boden und schaute zu Ilara hoch.

„Ich danke euch. Ich möchte Gaia nicht erzürnen. Ich vetraue euch, Wächterin Gaias.“

Die Verbena blickte in den Himmel und nickte: „Wenn ihr möchtet, könnte ihr euren Stamm mitnehmen. Ich schenke euch einen Planeten…“

Die schwangere Frau verbeugte sich tief: „Wie ihr wünscht. Ihr werdet sicher ein schönes Zuhause für den Spiritgeborenen wählen.“ Dann erhob sie sich und stieg zurück ins Tal, wo die Tipis ihres Stammes standen.

Ilara blickte der Frau nach und lächelte.

„So werde ich ein paar Menschen vor dir retten, Basil. Ich überlasse dir nicht die Macht über das gesamte Menschengeschlecht. Wenn es sein muss, werde ich selbst zum Gott. Ich mache bei deinem Krieg nicht mit.“

„So sei es denn, Ilara Dooth.“

Published inRollenspiel-Storys

Schreibe den ersten Kommentar

    Schreibe einen Kommentar

    Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert