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Der Ball der Camarilla

Wir gingen in einen grossen Saal, dort standen viele Laute herum. Ich kannte keinen von ihnen, lediglich Isaac war mir bekannt. Allerdings war dieser Ventrue einer, mit dem ich mich ungern unterhielt. Er war Marcs Erzeuger und er war eher unnahbar für mich. Er hielt mich sicherlich für ein nettes Spielzeug von Marc, was er irgendwann wegwerfen würde. Ich wusste, dass es anders war, aber das sollte keiner sonst erfahren.

Mitten unter diesen Leuten und deren Blicken fühlte ich mich sehr klein und mir sank das Herz fast bist in die Kniekehlen. Ich hoffte innerlich, dass alles ganz schnell gehen würde, doch mein Wunsch wurde nicht erhört. Nein, wir warteten. Es war still, nur das Tuscheln einiger Grüppchen war zu hören. Ich verstand nichts und wollte es eigentlich auch nicht. Ein Mann sah recht interessant aus, hatte Kreuze auf der Stirn. Er wirkte etwas befremdlich auf mich. Ja, ich hatte in L.A. schon viele merkwürdige Typen gesehen, vor allem unter den Vampiren und ganz besonders unter denen des Sabbat, aber deswegen bedeutete das nicht, dass nicht doch auch andere mir merkwürdig vor kamen.

Es dauerte eine halbe Ewigkeit, das Warten und ich war versucht von einem Bein auf das andere immer hin und her zu tippeln. So langsam fühlte ich mich, wie ein Teenager vor dem Konzert der Back Street Boys. Auf wen warteten wir eigentlich?

Ich nippte an meinem Glas Blut, welches mir gebracht worden war, als wir hereingekommen waren. Blut, das man nicht selbst erjagen musste, hätte mich sonst eher vorsichtig werden lassen, doch es war solches, was auch Marc trank, also schien da nichts dran zu sein. Ich fragte mich, ob das hier so normal war, dass man Blut spendiert bekam.

Und dann endlich geschah es, die letzten Leute trudelten ein, eine kurze Frau mit tierhaften Augen, garantiert eine Gangrel, gefolgt von zwei Herren, die unterschiedlicher nicht hätten sein können. Der eine wirkte normal, ein Malkavianer, wie sich später heraus stellte, der andere war…

Ich musste mir wirklich ein lautes Lachen verkneifen und biss mir auf die Lippe, um den Mund verschlossen zu halten. Da getraute sich doch tatsächlich einer auf einen solchen Ball mit ganz gewöhnlicher Strassenbekleidung. Und was für eine! Dieser Kerl hatte entweder keine Ahnung von Stil, oder war irgendein wilder Brujah oder Gangrel, der es einfach nicht besser wusste. Wobei sich beides gegenseitig nicht aus schloss. Ich dachte kurz an Leo und Wolf, wischte die Gedanken aber schnell wieder weg, zu komisch war die Vorstellung, die beiden mit Anzug und Krawatte zu sehen.

Diese Neuankömmlinge zogen viele Blicke aus sich und vor allem der eine, sehr unpassend gekleidete, schien erhebliches Aufsehen zu erregen. Kein Wunder. Sie gingen zum Thron des Prinzen, tuschelten dort irgendwas mit den anderen und dann endlich wurde der Ball als Eröffnet bekundet. Wir konnten tanzen und ich fragte Marc, ob er mein Partner sein wolle, was er natürlich nicht ausschlug.  Ich konnte eigentlich nicht tanzen, höchstens um Kugeln im Kugelhagel herum, so liess ich ihn führen und trat ihm trotzdem hin und wieder auf die Zehen. Ich fürchte, ich hatte die ganze Zeit über einen entschuldigenden Blick aufgesetzt.

Stimmungsmusik: „the last Walz“ von Chopin: http://www.youtube.com/watch?v=fPOoWVWjzxI&feature=related

Nachdem der Tanz vorbei war, meldeten sich wieder die hohen Herren. Sie erzählten irgendwas, was mir Marc versuchte zu übersetzen. Irgendwas Schlimmes war vorgefallen und sie suchten noch Freiwillige, die halfen dies aufzuklären. Neulinge sollten sich vorstellen und sich ausserdem gleich noch zu dieser Aufgabe melden.

Nun war es also so weit und Marc schickte mich nach vorn. Ich ging, doch es drängelten sich noch zwei andere vor. Ich war etwas entrüstet und ich verstand nicht wer sie waren, aber es schien, als war es eine Erzeugerin mit ihrem Child, die ihn nun vorstellen wollte. Also liess ich sie gewähren, ich sollte ja auch nicht für Chaos sorgen und bat Marc darum, mir meinen Block und Stift vom Tisch zu holen. Perfekt ausgerüstet konnte ich mich nun dem schwierigen Teil dieser Nacht widmen.

Ich schrieb los, denn ich befürchtete, dass eine andere Art der Kommunikation mittels Auspex schwer werden könnte. Klar, ich konnte mit Marc auch im Geist reden und auch mit anderen Kainiten, doch war es schwer in einen Geist einzudringen, der sich verschloss. Ich konnte nun wirklich nicht verlangen, dass mir, einer Wildfremden der Geist, womöglich auch noch des Prinzen, geöffnet wurde. Jeder Vampir hatte seine Geheimnisse und ich wollte nicht sofort etwas riskieren.

So schrieb ich meinen Namen und meine Herkunft. Leider war das eine etwas unschöne Art, jedes Mal Zettel zu überreichen und so schrieb ich, in der Hoffnung doch Glück zu haben, ob nicht jemand meine Sprache, die Sprache der Stummen sprechen würde.

Wie durch ein Wunder fand sich sogar jemand und ich konnte mich mit Zeichensprache ausdrücken. Ich erklärte, dass ich von Sabbat geflohen war, dass mir Marc die Regeln der Camarilla näher gebracht hatte und dass ich mich daran halten wolle. Welchem Clan ich angehörte, sagte ich ebenfalls, auch wenn es mich sehr viel Überwindung kostete.  Er schien alles zu übersetzen und als aus seinem Mund „Sabbat“ ertönte, war der Saal urplötzlich erfüllt von Angst und Misstrauen mir gegenüber. Das Wort „Tzimisce“ fiel nicht, jedoch hatte er es wohl dieser einen Dame ins Ohr geflüstert, denn ihr Gesichtsausdruck sprach Bände. Sie reichte diese Mitteilung an den Prinzen weiter und ich blickte kurz nach oben, wo man offensichtlich Waffen entsicherte und auf mich richtete. Schnell begab ich mich wieder in meine unterwürfige Position und harrte der Dinge, die da kommen sollten.

Ich bemerkte kaum, dass der Prinz sich kurz vorbeugte, mich über seinen Brillenrand ansah und sich dann wieder in seine normale Haltung zurück zog. Er machte eine Geste und die Waffen schienen nicht mehr auf mich zu zielen. Hatte ich es geschafft? Ich blickte zu denen, die mein Leben zur Zeit bestimmen würden. Sie fragten mich, ob ich bei dieser Toreadorangelegenheit mithelfen wolle und ich stimmte zu. Das war schliesslich meine Chance zu beweisen, dass es nicht unbedingt am Clan lag, wie mies man drauf war oder wie gut.

Und dann war ich befreit von meiner Pflicht mich vorstellen zu müssen. Ich sollte die Chance erhalten, auf die ich gehofft hatte. Man wollte mich prüfen und ich würde sie nicht enttäuschen. Wo könnte ich auch sonst hin? Zurück zum Sabbat? Hier wahrscheinlich möglich, aber wahrlich der letzte Ausweg für mich. Ich wollte nicht wieder zu dem werden, was ich einmal schon gewesen bin. Zu einem Tier, einer Bestie, die es liebt über Leichen zu gehen.

Man wies uns an, der kleinen Person zu folgen. Sie war wohl sowas wie ein Sherriff oder eine Geissel. Ich kannte mich in der Hierarchie der Camarilla noch nicht so gut aus. Für mich waren damals alle gleich gewesen, nur ihre Kräfte unterschieden sich. Hier schienen sie das allerdings sehr streng zu halten. Nichts von wegen einem Rudel und Zusammengehörigkeit. Ich und die anderen waren nun eher unterste Schiene und ich hoffte, dass ich mit ihnen auskommen würde.

Der eine, der sich Dash nannte, war zumindest schon von Vornherein sympathisch. Er konnte meine Sachen übersetzen und so entschloss ich mich, so gut es ging, bei ihm zu bleiben. Die anderen konnte ich noch nicht so gut einschätzen. Zwei von ihnen wirkten recht versnobt, Ventrue und Toreador, vermutete ich. Zumindest waren beide den Clans recht ähnlich in ihren Verhaltensweisen.

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