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Druswyns Geschichte

Verrat

„Warum?“, mehr brachte Druswyn kaum heraus. Ihre Stimme war heiser und sie spürte den Schwerthieb in ihrer Seite noch immer deutlich. Blut sickerte zwischen ihren Fingern hindurch. Ihre Hand war auf die Seite gepresst.

Es brannte. Der Geruch von Menschenfleisch raubte ihr fast den Atem. Das flackern der Flammen zeichnete sich auf den Gesichtern ab. Sie sank auf die Knie, hob den Kopf aber erneut an, um in Richards eiskaltes Gesicht blicken zu können. Zorn und Verzweiflung durchfluteten sie. War sie wirklich so eine Närrin gewesen?

Der Hauptmann hielt das Schwert, dessen Klinge mit Druswyns Blut beschmiert war, lässig in der Hand. In der anderen hielt er eine Fackel, mit der er unzählige Hütten angezündet hatte. Das ganze Dorf brannte lichterloh. Druswyn begann zu husten, noch immer auf eine Antwort wartend.

„Du hast es noch immer nicht verstanden, was?“, jetzt lachte Richard. Hinter ihm konnte Druswyn Schemen erkennen. Es waren die Krieger, welche unter Richards Kommando standen. Sie plünderten die Häuser und ermordeten die anderen Überlebenden.

„Schon dein Vater war ein Narr… du bist seinen Fußstapfen gut gefolgt. Druswyn. Aber niemand stellt sich mir in den Weg. Auch nicht du.“, er ging näher an sie heran, legte die Klinge seines Schwertes an ihren Hals.

Warum nur war sie so dumm gewesen ihm zu glauben? Druswyn war sich nun sicher. Richard hatte ihren Vater getötet. Richard verdiente sein Geld als schmutziger Söldner. Er führte eine eigene Räuberbande, um die Menschen von Thal in Angst und Schrecken zu versetzen.

„Ich gebe dir noch eine Chance, Dru. Komm mit mir…“, konnte sie da etwa Wehmut in seiner stimme hören? Nein, dieses Mal würde sie nicht wieder auf ihn hereinfallen. Ihre ganze Beziehung war eine Lüge. Er hatte sie schamlos ausgenutzt. Das würde ihr nie wieder passieren… kein Mann würde sie je wieder so an der Nase herumführen.

„Töte mich.“, antwortete sie heiser. Der Rauch des Feuers hatte ihre Kehle trocken gemacht. Sie ließ ihren Kopf wieder hängen, es war anstrengend Richard die ganze Zeit anzusehen. Dieser zog das Schwert zurück, wohl um auszuholen, ihr den Kopf abzuschlagen. Irgendetwas. Druswyn schloss die Augen und bereitete sich auf ihr Ende vor.

Doch da kam nichts. Nach vielen endlosen Augenblicken öffnete Druswyn wieder die Augen und blickte sich um. Richard war verschwunden. Es war in der Ferne ein Horn zu vernehmen. Druswyn versuchte aufzustehen, aber die Wunde war tief. Würde sie nicht daran verbluten, würde sie an dem Rauch des Feuers ersticken oder selbst verbrennen.

Mit ihrer letzten Kraft versuchte sie nun also aus dem brennenden Dorf zu gelangen… bis eine wohlige Schwärze sie umschloss…

Druswyn spürte eine Hand auf ihrer Wange. Noch bevor sie die Augen öffnete, schlug sie mit geöffneter Hand nach der Person, welche offensichtlich über ihr war. Mit einem ziemlich gereizten Blick betrachtete sie dann Andromos, welcher sich die Wange hielt, die gerade eine knallrote Farbe annahm.

Druswyn tastete nach ihrer rechten Gesichtshälfte, die mit einem Verband umwickelt war. Es schmerzte bei Berührung. Strafend schaute sie den Schurken an. Was auch immer er schon wieder mit ihr getrieben hatte, während sie schlief… er sollte sich in Acht nehmen. Dies zeigte sie ihm auch unmissverständlich mit ihrem Blick, als sie sich erhob.

Seitdem Richard sie verraten hatte, begegnete sie jedem männlichen Wesen mit Wut und einer gehörigen Portion Vorsicht. Das Andromos offensichtlich ihre unruhigen Träume bemerkte, gefiel ihr daher umso weniger. Dieser äußerte sich bisher aber auch nicht dazu.

Ob sie wohl ein verschlossenes Buch für ihn blieb?

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