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Druswyns Geschichte

Auf der Suche nach Antworten II

Der Elb lächelte ob der Erscheinung Druswyns. Mit großen Augen blickte sie diesen ungläubig an, nie war sie einem der Unsterblichen so nahe gewesen. Seine goldenen Augen faszinierten sie, das immense Alter des Elbenvolkes spiegelte sich darin wieder. Etwas, das Druswyn schon immer gebannt hatte. Sein Haar war gräulich-silbern und trotz der elbischen Eleganz konnte man vermuten das er ein Krieger war, jener die bereits viele Schlachten geschlagen hatten. Doch heute trug er nur eine helle Robe, verziert mit silbernen Rankensymbolen. Sein edles Gesicht ließ nicht erkennen wie alt er wirklich sein mochte. Dennoch war er in seiner gesamten Erscheinung imposant genug, dass Druswyn ihre Hand vom Griff der Hellebarde nahm und ihn wie ein kleines Kind anstarrte.

„Mae govannen, Adaneth.“, sprach er sie höflich an. Druswyn war nie gut in Sindarin, lediglich ein paar Worte hatte sie bisher aufgeschnappt, aber auch wieder vergessen. Elben übten eine starke Faszination auf sie aus, aber sie hatte nie die Zeit gehabt sich mit ihnen und ihrer Kultur auseinanderzusetzen. Vielleicht blieb sie einfach lieber bei den Wesen die sie mehr zu verstehen glaubte: den Menschen.

„Hier werdet ihr nicht finden, wonach ihr sucht.“, sprach er weiter. Druswyn gelang es endlich ihren offenstehenden Mund zu schließen. „Ihr wisst wonach ich suche?“, die Menschenfrau klang beinahe kleinlaut.

„Mae“, nickte der Elb „Ihr jagt einer Erinnerung nach, die nicht die Eure ist. Eine alte Schlacht vor Jahrhunderten im Staub des Turmes. Doch das ist nicht euer Weg. Ihr seid nicht dazu bestimmt in einer Schlacht zu sterben, Druswyn.“ Seine Hände lagen auf seinen Handgelenken, sodass diese unter den langen Ärmeln der Robe verschwanden.

Irritiert blinzelte Druswyn nun. Wer war dieser Elb, woher kannte er ihren Namen… und woher wusste er von ihren Träumen? Sie bekam keine Antworten, es folgten nur mehr Fragen hier an diesem Ort. Aber er schien auf sie gewartet zu haben um ihr etwas zu sagen, also lauschte sie weiter seinen Worten.

„Diese Träume sollen euch warnen. Ihr solltet nicht für jeden ins Feuer gehen, der euren Weg begleitet… es könnte euren Tod bedeuten.“, sanftmütig sprach der Elb diese Worte aus.

Nun wurde Druswyn trotzig: „Das mag von euren Lippen so leicht kommen, wo ihr bereits viele Menschengenerationen hinter euch habt. Aber ich habe nicht soviel Zeit wie ihr. Ich habe nur dieses Leben… ebenso wie jene an meiner Seite. Wenn sie meine Hilfe brauchen, sollen sie diese bekommen. Wenn das heißt das ich sie mit meinem Leben schützen muss, dann soll es so sein.“

Die Augen des Elbs lächelten sie an, als wollte er nichts anderes hören. „Was ist mit jenen, die Unrecht tun? Jene die sich an euch wenden, obwohl sie gar Euren Ansichten von Recht und Ordnung wiedersprechen?“

Druswyn wollte gerade ansetzen als sie das Schmunzeln des Elbs bemerkte. Andromos… er war nun nicht gerade der Traumprinz, noch ein vorbildlicher Bürger. Er war ein Dieb, ein Halunke… aber Druswyn wusste, dass er niemals über Leichen gehen würde um seine Ziele zu erreichen. Er war ein Trickser. Druswyn machte eine abwinkende Geste mit der Hand.

„Unter diesen gibt es dennoch welche die trotzdem ein gutes Herz haben.“

„Wie wollt ihr diese unterscheiden von denen die wirklich verdorben sind?“

„Ich vertraue auf meine Menschenkenntnis… auf mein Gefühl.“

Der Elb hob eine Augenbraue. Druswyn verstand. Richard hatte sie auch vertraut. Dafür hatte sie teuer bezahlt. Nein, eigentlich die Dorfbewohner ihrer Heimat. Sie seufzte:

„Sagt mir wie.“

„Erfahrung.“, Druswyn seufzte abermals. Es gab kein Artefakte mit dem man die Absichten von jemandem erfuhr. Es gab keinen Zauber der sie Gedanken lesen ließ. Auch gab es niemanden der dies für sie übernehmen konnte. Also sollte sie mit mehr Menschen in Kontakt kommen, sollte ihre Erfahrung über die Völker schulen. Sie sollte Kontakte knüpfen, verstehen und lernen. Damit sie das nächste Mal viele Leben retten konnte.

„Ich werde es versuchen.“, Die Menschenfrau wusste nur noch nicht wie.

„Nicht versuchen, tun!“ Der Elb war noch immer höflich und seine sanfte Stimme streichelte ihr Ohr.

Druswyn nickte und nachdem die beiden sich verabschiedet hatten reiste sie zurück nach Bree. Sie wusste nicht, ob sie den Elb jemals wiedersehen würde. Aber das war vermutlich auch gar nicht nötig. Auf dem Weg nach Bree formte sie erste Ideen und Gedankenansätze, die sie nach und nach zu einem Ganzen zusammenfügte…

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Sindarin
Adaneth = Menschenfrau
Mae = Ja
Mae govannen = Seid gegrüßt

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