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EINS

„Teshi!“, sie klang strafend. „Schau wie du wieder aussiehst!“

Mein Blick wanderte an mir herab. Die Jeans hatte ein großes Loch an meinem rechten Knie. Ich erinnerte mich dumpf an den Schmerz, den die aufgescheuerte Haut verursachte. Meine Hände waren schwarz und das T-Shirt mit dem aufgedruckten Sheriff-Stern sah auch nicht besser aus. Sie hasste dieses T-Shirt sowieso, der Aufdruck war kaum noch zu sehen und es war total ausgeleiert. Jetzt war es auch noch dreckig, Harz der Bäume klebte daran und das Brennen auf meinem Rücken ließ mich vermuten, dass das Geäst durch das ich gerutscht war dem T-Shirt sowie meiner Haut den Rest gegeben haben musste.

„Wo hast du dich nur wieder herumgetrieben!“, sie packte mich an meinem Arm und schleifte mich hinein. Es kamen die üblichen Androhungen von Hausarrest und Fernsehverbot. Danach steckte sie mich in die Badewanne, der Schmerz auf dem Knie kam zurück. Während ich mich waschen sollte, schmiss sie die Jeans und das T-Shirt in den Müll. Aus Protest hatte ich eine der teuren Vasen zerdeppert. Später am Abend hörte ich sie vom Bett aus reden. ‚Was soll ich nur mit ihm machen, ich weiß nicht mehr weiter.‘ Er kam noch zu mir, fragte mich ob es mir Spaß mache meine Mutter zu verletzen. Ich konnte nicht darauf antworten. Natürlich machte es mir keinen Spaß, aber ich verstand nicht was ich ihr den getan haben sollte.

Ich war mit dem Fahrrad den Hügel heruntergefallen. Ich hatte mir schließlich dabei weh getan. Es war mein Lieblings T-Shirt welches sie weggeschmissen hatte!

Ich lag auf dem Bauch und drehte den Kopf zur Seite, um nicht weiterhin mit dem Gesicht im Dreck zu liegen. Doch es war alles so träge, ich mochte mich nicht weiter bewegen. Stattdessen lauschte ich den Geräuschen des Dschungels, die um mich herum erklangen.

„Mama, ich bin alt genug.“, entgegnete ich ihr trotzig und nahm meine Handschuhe aus der Kommode. Dabei begegnete ich meinem Spiegelbild, welches mich vom Schrank im Flur anblickte. Meine Lippe sah geschwollener aus, als sie sich anfühlte und ich hatte wohl etwas Blut übersehen beim saubermachen. Doch das war es nicht, was mich stocken lies. Es war das Gesicht von ihr, sie hatte Tränen in den Augen. Ich wandte mich zur Tür, ohne sie nochmal an zu blicken: „Ich kann auf mich aufpassen, mach dir keine Sorgen.“

Ich fixierte meinen Blick auf die linke Hand vor mir. Es war ein Kraftakt den Zeigefinger zu heben. Danach konzentrierte ich mich auf die anderen Finger, einer nach dem anderen.

Published inRollenspiel-Storys

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