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Follow the white rabbit

Splotsch!

Das Geräusch des Horns, dass sich durch einen immateriellen Körper bohrte hörte sich an wie ein platzender, mit Wasser gefüllter Luftballon.

Es ist nicht echt, dachte Markus, als er hinab auf die blutbesudelte schwarze Spirale schaute die sich da aus seiner Brust wand. Es ist nicht echt, dass ist alles nur in meinem Kopf, der in Huans Kopf ist… ihm wurde bei diesem Gedanken schwindelig, der Schmerz setzte ein. Wallender Schmerz, der sich langsam am Ufer seiner Sinne brach. Mühsam richtete er den Kopf nach vorne, zu der Fee, die immer noch seine Hand hielt.

Sie schaute ihn aus ihren tiefen Augen an. Dort sah er keine Angst. Er hoffte, dass sie in seinen auch keine sehen konnte, obwohl er so viel Angst hatte, dass dies unmöglich sein konnte. Er war jetzt schon so oft fast gestorben, zwei mal hatte es ihn richtig nieder gerafft. So langsam wollte er seinem Glück nicht mehr vertrauen, jede Strähne hatte mal ein Ende. Sie musterte ihn, scheinbar unschlüssig, als er auf die Knie sank. Huan würde den Gestank seiner eingebildeten Leiche nie mehr los werden, dachte Markus und ein Lächeln ging über sein Gesicht.

Schmerzen trieben es ihm sofort wieder aus, als der Dämon mit seinem Kopf wackelte und irgendwas sagte. Doch anstatt wieder in die Tiefe gezogen zu werden, schien die Fee sich entschieden zu haben, denn jetzt zog sie ihn mit einer Kraft die er ihr nicht zugeträut hätte auf das weiße Licht zu. Langsam löste er sich von dem Horn und die Spiralenform rieb an seinem Fleisch. Er spürte wie der Dämon aufbegehren wollte, doch es war bereits zu spät, er war frei und das weiße Licht umschloss ihn.

Für einen Moment schwebte Markus mit der Fee im freien Raum, vom gleißenden Licht umspielt. Das Loch in seinem Bauch war vergessen, genau wie der Rest seines eingebildeten Körpers. Sie schaute ihn an und er glaubte so etwas wie Freude auch auf ihrer Seite zu sehen. Ihn erfüllte jedenfalls ein warmes Gefühl und er glaubte zu lächeln. Dann trat so etwas wie ein entschuldigender Blick auf ihre Züge als sie mit dem Finger nach unten deutete und dann ging es für Markus abwärts.
Er stieß einen ungehörten Schrei aus, als die Gravitation von ihm Besitz ergriff und er in die Tiefe fiel, die dieses Mal weiß war.
Wind fuhr an ihm vorbei und es sauste in seinen Ohren. Während des Fluges manövrierte er sich auf den Bauch, doch das weiß vor oder unter ihm war das gleiche Weiß wie hinter, beziehungsweise über ihm. Erst nach zwei Minuten, als der erste Schreck vorbei war, änderte sich etwas an der Aussicht.

Neben ihm hoppelte ein weißes Kaninchen.

Markus war nie eine der großen Leuchten gewesen und die kainitische Gesellschaft mit ihrer Magie hatte nur für noch mehr Unverständnis in seinem Kopf gesorgt, doch diesmal kapitulierte sein Kopf vor zwei physikalisch korrekten Feststellungen.

Er fiel, das Kaninchen hoppelte.

Dass er fiel war ihm klar, er spürte den Wind, das Ziehen im Magen, hörte das Rauschen in seinem Ohr… das Kaninchen neben ihm hoppelte munter weiter zwei Schritte, blieb da im Nichts stehen und gnibbelte an irgendetwas herum, während Markus mit offenem Mund daneben hing. Und fiel.

Es machte ihn fertig, nie verstand er etwas. Mit Schwimmbewegungen versuchte er näher an das Kaninchen heran zu kommen, doch das ging irgendwie nicht und er befand sich ja auch nicht in Wasser, sondern in der Luft. Noch während er resignierend mit den Schultern zuckte klatschte es und das Kaninchen machte Kontakt mit einem regenbogenfarbenen Hochhaus, dass sich nun im Gegensatz zu dem Kaninchen physikalisch korrekt zu Markus verhielt, er rauschte also an ihm vorbei. Die Fenster waren weiß, keine Überraschung und er konnte niemanden da drinnen erkennen. Das Ende des Hochhauses kam näher und er fürchtete, dass er jetzt unliebsame Bekanntschaft mit dem Boden machen würde. Er war kurz davor seine Augen zu schließen, doch dann sah er in der Eingangshalle einen Mann mit viktorianischer Faschingsmaske mit einem silbernen Löffel auf eine Holzkiste einschlagen, was ihn wieder so irritierte, dass er sie auf ließ. Und das Haus war vorbei.

Kein Boden, kein Aufschlag. Stattdessen kamen nun von allen Seiten pulsierende Ringe auf ihn zugeschwebt, jeder in einer anderen Farbe des Regenbogens, die zuerst um ihn herum schwebten und sich dann unter ihm aufreihten, so dass er glatt durch sie hindurch fallen konnte. Sie fingen bei gelb an, wurden rot, dann lila, blau, grün… schwarz. Ein schwarzes Loch tat sich unter ihm auf und wurde immer größer. Markus strampelte um nicht da rein zu fallen, doch es war unausweichlich. Das Loch hatte einen goldenen Ring als Rahmen und irgendwo weit dahinter sah er weiteres Gold, doch er konnte sich nicht vorstellen was das war.

Mit einem „Woeeeey“ verschwand er in dem Loch, und sein Schrei schien durch das enge Rohr durch das er jetzt fiel gedämpft zu werden. Dann schlug er auf. Einfach so. Ohne ein Klatschen, ohne große Schmerzen, er schlug einfach auf. Und blieb erstmal liegen. Von der Erfahrung musste er sich erholen, das hatte er verdient, ein bisschen Ruhe. Ein Grummeln ging durch den Untergrund, der Boden auf dem er lag vibrierte leicht. Es fühlte sich metallisch unter seinem Gesicht an. Doch als er den Kopf hob, erkannte er nichts genaues, nur ganz weit oben das weiße Loch durch das er gekommen war. Ein Geruch stieg ihm in die Nase, ein Aroma das er nur zu gut kannte. Schießpulver… von irgendwo nah unter sich hörte Markus ein unverkennbares Knacken und Einrasten.

„Oh oh…“ die Explosion des Schwarzpulvers beförderte ihn ein paar Meter von alleine nach oben, bevor ihn die Patrone auch einholte und ihn auf ihrer Spitze nach draußen katapultierte. Kräfte wirkten auf ihn, dass er nur da liegen und sich treiben lassen konnte, es blieb ihm nicht mal Luft in den Lungen um zu schreien. Es ging zurück, durch die Ringe, vorbei am Hochhaus, wo der komische Mann jetzt vor der Tür stand und ihm zuwinkte, diesmal klatschte das Kaninchen direkt neben ihm auf die Kugel und dann… Schwärze. Alles umfangende Schwärze.

Published inRollenspiel-Storys

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