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Gesammelte Schriften (Ein Tagebuch)

13. Rahja 1028
Das Lagerfeuer ist gerade mal hell genug um einigermaßen das Papier zu sehen. Die Personen mit denen ich jetzt unterwegs bin haben sich wie selbstverständlich schlafen gelegt. Aber was solls, habe ich Zeit etwas zu schreiben. Es gibt einiges zu erzählen.

Vielleicht hätte ich noch länger warten sollen mit dem Aufbruch. Immerhin habe ich es ein Jahr in dem Wald ausgehalten, die Kutsche versteckt und zusammen mit Cylwen überlebt. Scheinbar hat dieses Jahr nicht gereicht damit man uns vergessen hat. Augen und Ohren scheinen noch immer auf uns gerichtet gewesen zu sein….denn wir kamen nicht weit. Zu früh wurden wir gestoppt mit der Kutsche. Ehe wir etwas tun konnten war sie tot. Boron sei ihr gnädig. Mir gelang nur knapp die Flucht, wer weiß was diese…Männer noch angestellt hätten. Unbewaffnet und ohne Ziel bin ich mit der Kutsche geflohen. Den Kutscher haben sie verschwinden lassen.

Auf jeden Fall bin ich auf diese Gruppe gestoßen, die meine Verfolger eine Weile beschäftigt haben und mir begrenzten Schutz boten. Was soll ich sagen, zwei Personen die um ihre Schönheit wetteifern, eine stille Elfe und ein Thorwaler, von dem ich bisher nur seine Kampfeskunst erahnen kann. Gefestigt ist diese Gemeinschaft längst nicht und ich glaube daran bin ich mit Schuld.

In diesem Moment höre ich etwas im Gebüsch…

14. Rahja 1028
Die Ereignisse überschlagen sich im Moment. Letzte Nacht wurden wir angegriffen. Ich vermute es waren die gleichen Verfolger die auch Cylwen getötet haben. Xidt, Sanya und ich sind verwundet worden und von unseren Angreifern blieb nur einer, den wir später in einem Dornenbusch gefunden haben. Ich vermute Hjalmas Abwesenheit hat etwas mit dem verschwinden der anderen Angreifer zutun. Aber ehrlichgesagt will ich da nicht so genau drüber nachdenken. Jedenfalls hat mir einer von ihnen einen gehörigen Schrecken eingejagt. Wer sind diese Burschen und mit was sind sie im Bunde? Ich habe ein schlechtes Gefühl dabei. Langsam wird klar das ich früher oder später tot oder lebendig bei unserem Familienfeind aufschlagen werde. Meinetwegen später.

Wenigstens konnte ich am nächsten Morgen zusammen mit Xidt die Kutsche erneut aufsuchen und meine Sachen mitnehmen. Die Kutsche selbst ist hin, aber eines der Pferde war noch da. Überhaupt scheinen sich die Verfolger um nichts geschert zu haben. Ich war später mit Hjalmar bei Cylwen, welche sie einfach liegen gelassen haben in ihrem Blut. So ein seltsamer Bursche war bei ihr, aber er scheint offensichtlich harmlos zu sein. Obgleich er mit geduldiger Naivität darauf bestanden hat das ich ab sofort zu Lachen habe. Das ich wegen der Toten getrauert habe schien ihm nicht klar zu sein. Auch scheint die Bedeutung des Todes etwas Unbekanntes für ihn zu sein. Sei’s drum. Jetzt hat Quentus eine Blume auf dem Grab gepflanzt.

Als wir nach der Beerdigung wieder zu den Anderen an der Kutsche kamen beschlich mich ein seltsames Gefühl. Der Gefangene wurde nun offensichtlich verhört und befreite sich, ging einfach. Leider ließ Xidt das trotz Warnung nicht auf sich beruhen und stellte weitere Fragen. Schade das ich nicht dabeigewesen bin, sonst hätte ich gewußt ob wir alle Informationen hatten die wir brauchten. Als Xidt und der Mann des Kors außerhalb der Sichtweite waren, entschloss ich ihnen zu folgen. Ich hatte schon genügend Unheil über die Gruppe gebracht und ahnte eine erneute Gefahr.

Es endete damit das Xidts Pferd quasi Schlachtreif war und ihm selbst ging es auch nicht besser. Da der Angreifer aber von ihm abließ, behelligte ich ihn nicht mit meinen Pfeilen. Xidt jedoch wollte keine Hilfe von mir. Was hatte er sich nur dabei gedacht. Wohl brachte ich meinen Unmut zu stark zum Ausdruck. Auch Sanya durfte ihm vorerst nicht helfen. Xidt benahm sich wie ein beleidigter Adelssohn der seinen Vater beschimpfte weil das Pferd nicht die richtige Farbe hatte.

Zwischen dem ganzen Hin- und Her erinnerte mich Hjalmar daran wie unachtsam ich war. Sie glaubten mir immer weniger ob meiner Rolle als Magd und allem drumherum. Schürte ich denn so ein Misstrauen unter ihnen? War die Gruppe wegen mir zerrüttelt? Auf dem Weg zum Weiler in der Nähe machte ich mir die ganze Zeit Gedanken über den Tag, über die Gespräche und die Erkenntniss das die Gemeinschaft immer mehr außeinanderstob, ehe sie überhaupt eine wirkliche Gemeinschaft war.

Während ich dies hier schreibe nimmt sich einer der Bauern Xidts Stute an und alle haben etwas Zeit zum Ruhen. Ruhe auch für mich zum Schreiben aber auch zum Nachdenken. Sanya, die Urmutter. Xidt, der Edelmütige. Layla, die Beobachtende. Quentus, der Unbesorgte. Hjalmar, der Fels. Aber wer bin ich? Mit meiner Trauer um alles Geschehene kommen wir nicht voran. Sind wir eine Gemeinschaft? Wollen wir das sein?

Ich brauche sie, deshalb werde ich morgen früh mit ihnen reden.

Published inStorieschnipsel

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