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Impressions of a complexe mind

Sarkra hockte im Schneidersitz auf dem Boden und hatte die Augen geschlossen. Er atmete ruhig ein und aus, auch wenn er das in doppeltem Sinne gar nicht mehr bräuchte. Der Körper den er hier drin besaß war nur seine geistige Vorstellung davon wie er aussehen sollte, nur das woran er sich wirklich gut erinnern konnte war auch klar nachgebildet worden. So waren sein Oberkörper und auch seine Beine bis ins kleinste Detail da, aber seine Füße und gerade die Sohlen waren seltsam plump gestaltet und sahen mehr aus wie ein plattes Stück Fleisch mit ein paar Nägeln darin.

Gerade versuchte er sich auf seinen Rücken zu konzentrieren, denn wenn das schon mit seinen Füßen so gegangen war, dann würde man von hinten nur ein Tattoo sehen das in der Luft schwebte. Die Metaluft entwich aus seinen eingebildeten Lungen und Sarkra schlug die Augen wieder auf. Was hatte es schon für einen Sinn einen Rücken zu haben wenn niemand da wäre um diesen zu sehen. Irgendwie leuchtete es ihm ein, dass er auch als körperlose Gestalt hier existieren könnte, aber gerade nachdem seine physische Existenz ausradiert worden war, klammerte er sich an die letzten Möglichkeiten nicht ganz den Halt in der Realität zu verlieren und zum Geist zu werden. Dann halt ohne Rücken…

Ein Blick nach oben machte ihn nicht glücklicher. Dort war alles ein heilloses Durcheinander. Dies war irgendwie das Gehirn oder die Schnittstelle von allem was in Huans Körper vorging, soviel hatte er begriffen, als er am Anfang die ganze Zeit an diversen Strängen gezogen und die entsprechenden Resultate beobachtet hatte, doch das waren nur die groben Akte die er kontrollieren konnte und was sich dort über ihm spannte waren nicht bloß ein paar Stränge für motorische Funktionen, nein es waren abertausende Kabel, alle durchsichtig, alle erleuchtet durch ihren Inhalt. Wenn sich Sarkra auf eines von ihnen konzentrierte konnte er einzelne Bilder daraus erkennen, aber er verstand den Zusammenhang nicht. Und so langsam glaubte er, dass sein Geist einfach nicht in der Lage war Huans Geist in seiner Komplexität zu begreifen, weshalb sich ihm dieses Bild präsentierte.

Er saß auf dem Boden eines riesigen Raumes. Dieser Raum war in der Tat so groß, dass er keine wirklich greifbaren Ausmaße hatte, lief man in die eine Richtung kam man zwar voran, man näherte sich aber nicht wirklich einer Wand an. Die Decke war auch nicht wirklich da und selbst wenn sie es gewesen wäre, so hätte man sie nicht sehen können. In etwas mehr als geschätzten zwei Metern Höhe spannten sich die ersten Stränge durch die die Informationen und Befehle von Huans Geist schossen und beleuchteten den riesigen Raum mit ihren Farben wie eine Disco. Sie liefen nicht alle in eine Richtung, sondern gingen kreuz und quer, ineinander über, verzweigten sich, wurden dicker oder dünner, es gab keine Art von Kabel die man hier nicht finden konnte. Ganz am Anfang war Sarkra mit seinem Geisterkörper sogar über einen Strang gestolpert der so dünn war, dass er ihn gar nicht gesehen hatte und in Beinhöhe gespannt war. Als er versucht hatte ihn zu zerreißen war ihm dieser hart wie Granit vorgekommen und so hatte er es gelassen. Sowieso war er nicht mehr in der Stimmung hier irgendwas kaputt zu machen.

Er fühlte sich miserabel. So langsam, wo seine Wut verflogen war und er sich mit Huan geeinigt hatte dass er ihn nicht mehr kaputt machen würde, da wurde ihm klar, wie wenig ihn überhaupt noch in dieser Welt hielt. Okkultismus sagte ihm gemeinhin nicht viel, aber er reimte sich zusammen, dass diese Übertragung auf Huans Körper nur möglich gewesen war, weil sich das Schwert immer wieder was von seinem Blut geschnappt hatte. Der Moment in dem er verbrannt war, war fast vollständig von Schmerzen erfüllt gewesen, doch neben diesem und den Flammen hatte er eine Gestalt wahrgenommen, die er schon einmal gesehen hatte. So ein Gesicht vergaß man nicht. Es war der Dämon gewesen, der im Schwert steckte. Doch er hatte ihm nicht den Rest gegeben, er war zurückgewichen und hatte seinem Geist Platz gewährt.

Und so war er hier gelandet. Einen Moment lang starrte ihm die Fratze des Dämonen entgegen, im nächsten war er hier.

Sarkra hörte ein leises Krächzen und schaute nach oben, wo durch einen ziemlich großen Strang das Bild von Tamara schoss und dann richtete er seine Augen auf die Wendeltreppe die ein paar Meter vor ihm im Boden eingelassen war. Es war eine alte Wendeltreppe, aus Marmor und poliertem Holz, doch so schön sie anzusehen war, so dunkel war es wo sie hinführte. Dort unten wohnte das Tier in Huan, dieser hässliche mannsgroße Rabe, dem er vorhin schon bei seiner Erkundungstour ordentlich eingeheizt hatte. Und es war nicht so, dass ihm die Dunkelheit dort unten Angst machte, er fühlte sich einfach nur unwohl und verloren. Da unten noch mehr als hier oben.

Ein zweiter Blick nach oben brachte ihn zum nachdenken. Wenn die Dinger schon so stark und hart waren, warum das nicht ausnutzen? Er wusste was unten war, aber was würde sich ihm dort oben präsentieren?

Die Hände nach oben streckend griff Sarkra nach dem ersten Strang, der angenehm warm war und fing von da an sich durch das Dickicht weiter nach oben zu arbeiten.

Published inRollenspiel-Storys

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