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Kapitel 15: Teufel (Kapitelabschluss und Beginn von Kapitel 16 und 17)

„Jetzt reicht es mir aber!“, brüllte Niklas wutentbrannt. Cuervo hatte seinen Blick weiterhin in die Ferne gerichtet und reagierte nicht auf ihn.

Umso überraschter war er, als Niklas Faust sein Gesicht traf und ihn zur Seite taumeln lies. Jetzt wandte er sich doch zu Niklas und spürte auch noch die andere Faust, diesmal am Kinn. Es knirschte und Cuervo machte einen Schritt zurück, während er sich mit einer Hand seinen schmerzenden Kiefer hielt.

„Heh, nicht arrogant genug mich immer noch zu ignorieren?“, spie Niklas förmlich aus. Er hatte seine Fäuste noch vor seinem Brustkorb erhoben und machte langsame Schritte um Cuervo herum. Der Asiate betrachtete ihn sehr genau und als Niklas sich fast rechts neben ihm befand stürzte er los und packte ihn mit beiden Armen. Cuervo riss Niklas mit um, kassierte noch einen weiteren Schlag ins Gesicht, ehe er zurückschlug. Die Beiden kugelten sich dabei über den Boden, bis Cuervo mit einem gezielten Ellenbogenhieb Niklas Hals traf. Hustend und nach Luft ringend versuchte er Abstand zu gewinnen, aber jetzt war es Cuervo der nicht locker ließ und seine Faust immer wieder in seinem Brustkorb versenkte – er kämpfte die ganze Zeit aber bloß mit einer Hand.

„HÖRT SOFORT AUF!“, es war nicht die Stimme selbst, die nach voller Aufmerksamkeit verlangte, sondern das Echo in ihren Köpfen. Der Kampf war sofort beendet und der Kopfschmerz war unterträglich. Cuervo wurde im Nacken gepackt und von Niklas herunter gezogen. Es dauert einen Moment bis die zwei ihren Blick auf Adama richten konnten.

Der junge Mann betrachtete die beiden Prügler mit strafendem Gesichtsausdruck. Diverse Platzwunden und gestauchte Rippen war das was er an ihnen sah, zusätzlich zu den ohnehin geschundenen Körpern durch die letzten Tage auf der Flucht vor Dingen die ihren Tod bedeuten könnten. Als Adama die ungeteilte Aufmerksamkeit hatte sprach er, nun deutlich ruhiger, aber irgendwie nicht weniger gebieterisch: „Ihr habt echt nichts besseres zu tun als euch die Köpfe ein zu schlagen oder? Ihr benehmt euch, als wäret ihr nicht mal halb so alt wie ich! Wenn ihr soviel Energie habt, können wir auch heute Nacht noch ins Schloss gehen. Vielleicht lassen sich die Vampire da ja verprügeln.“, die Ironie in seiner Stimme war fast greifbar.

„Geh doch schon mal vor, Erzmagier.“, grummelte Niklas.

Adama wollte ihm eigentlich darauf antworten, aber auf einmal veränderte sich etwas in der Welt. Alle drei Männer blickten in die gleiche Richtung. Cuervo sprang als erster wieder auf und rannte los. Adama schaute wieder zu Niklas, welcher nickte und meinte: „Sie sind wieder da!“ Anschließend hefteten sie sich an Cuervos Fersen.

Niklas keuchte als erster: „Fuck, du bringst uns noch alle um!“ Wieder Luft zum Atmen zu benötigen war eine harte Umstellung, aber mehr noch für Cuervo der sich überschätzt hatte und alsbald von Adama eingeholt wurde.

Der Rotschopf packte Cuervo an der Schulter, als dieser nur noch gehen konnte während er nach Luft japste. „Schalt‘ deinen Kopf wieder ein, alter Mann. Du präsentierst dich gerade auf dem Silbertablett!“

Cuervo fegte die Hand von seiner Schulter, blieb stehen und schaute ihn direkt an: „Ich habe ein Versprechen gegeben, vielleicht verstehst du das wenn du Älter bist.“

Adamas Blick verriet seine Entrüstung über diese Herabstufung, aber Cuervo sprach direkt weiter: „Du magst in deiner Welt der Erfahrenste gewesen sein, aber hier läuft alles etwas anders. Die Vampire sind nur noch wenige und die, die noch übrig sind waren bisher schlau genug um nicht ebenfalls vernichtet zu werden. Die Zeiten wo an jeder Ecke ein Blutsauger lauerte sind vorbei und die Dämonen sind auch verschwunden.“

„Wenn du so klug bist, wieso verschwendest du deine Energie dann an einer Prügelei?“

Cuervo blickte hinter Adama zu Niklas, der langsam wieder in Sichtweite kam: „Das war das, was er einfach mal gebraucht hat. Besser er entlädt den Zorn, der ihn vernebelt an mir, bevor er eine andere Katastrophe verursacht.“

Auf Adamas Blick hin lächelte Cuervo: „Alles hat einen Zweck, sonst würde es niemand tun. Wenn du weißt für WEN es WELCHEN Zweck hat, hälst du kostbares Wissen in deinen Händen.“

Dann ging er weiter, ließ Niklas aufschließen. Dieser deutete auf einen der am Straßenrand parkenden Wagen: „Mit nem Auto sind wir schneller.“

Adama wollte gerade zum Wagen hin, als diesmal Cuervo ihn am Arm festhielt und meinte: „Warte… schaffst du das auch ohne Magick?“

„Na klar, Autos beherrsche ich blind – ich brauche keine Zauberei um nen Wagen zu knacken.“

„Angeber.“, sprach Niklas aus, bevor die drei sich zusammen zum Auto begaben.

~*~

„Warum hast du den Garten verlassen?!“, Spank sprang von der Brüstung und landete direkt vor Eva. Sie schloss ihn direkt in die Arme. Für einen längeren Moment verharrten die Beiden so, bis Spank ihr übers Haar strich und leise sprach: „Ich dachte das sei nicht möglich…“

„Hat Lilith es dir erzählt?“, sie hob den Blick und schaute zu ihm auf. Er blickte schuldbewußt zurück.

Eva lächelte sanft: „Ich weiß, warum sie das getan hat, Miguel. Sie wollte mir beweisen, dass nichts perfekt ist. Sie hat mir die Augen geöffnet, ich weiß jetzt was wirklich wichtig ist.“

„Du kannst nicht bei mir bleiben, darüber haben wir doch schon mal gesprochen. Er wird mich irgendwann umkommen lassen und letztlich kehrst du zu ihm zurück und fristest dein Dasein an seiner Seite.“, Spanks Flügel zitterten.

Sie strich ihm durchs zerzauste Haar: „Obwohl du dich ihr ergeben hast, versuchst du noch immer mich davon abzuhalten ihren Weg ein zu schlagen. Du bist süß.“ Spank verzog das Gesicht und sie lachte: „…und auch dieser Blick bleibt dir erhalten, so finster du auch aussehen magst.“

Trauer zeigte sich in seinen Augen: „Sie hat mich gebunden. Ich kann hier nicht weg.“

„Hat sie das? Miguel, du magst dem Tier verfallen sein, aber das ist nichts bösartiges. Es ist urtümlich und Wyld, aber das ist auch ein Teil Gaias. Du als Gangrel solltest das noch am ehesten verstehen. Die Wyldnis ist ein Teil des Gleichgewichts. Ich bin die Wyldnis – du bist jetzt sogar noch näher an mir als zuvor.“

Spank runzelte die Stirn: „Aber in den Legenden der Wandler ist es doch der Wyrm, der eigentlich das Gleichgewicht zwischen der Wyldnis und der Weberin halten sollte, bis er sich im Netz der Weberin verfing und dadurch verrückt wurde….“ Er riss die Augen auf: „Das heißt ja…“

Ein Beben verschluckte den Rest seines Satzes. Überrascht blickte er Eva an: „Was war das?“

Sie machte ein besorgtes Gesicht: „Ich muss zurück zum Garten…“

„Ich komme mit!“

~*~

„Warum habt Ihr sie zurückgeschickt und nicht an Ort und Stelle vernichtet, Kampaku?“, Unverständnis lag in der Stimme des Asiaten.

Otouto hob den Blick, blieb aber noch auf einem Knie: „Die Energie, die sie ausgestrahlt hätten wäre gefährlich für das seigyō * gewesen, Daimyō. Wenn sie in ihrer Ebene sterben bleibt die Energie in kontrollierbarer Gestalt.“

Der Daimyō nickte nachdenklich und ging in den Wohnwagen um die Schriftrollen zu sichten. Otouto erhob sich wieder und klopfte sich die Erde von der Hose. Er wartete, bis der Fürst die Aufzeichnungen gelesen hatte und wieder aus dem Wohnwagen heraus kam. Seine Stirn lag in Sorgefalten: „Sind das alle Informationen die Ihr gesammelt habt?“

Otouto schüttelte mit dem Kopf: „Nein, Verzeihung. Ich habe meine Zeit in das stärken des Bannkreises investiert und kam bisher nicht dazu alles nieder zu schreiben.“

„Ihr erwähntet, dass jemand von den sieben dort drin noch existiert, ich habe aber nichts in euren Aufzeichnungen gefunden um wen es sich handelt.“

Otouto nickte während er die Lider niederschlug: „Ich hatte eine Energiesignatur wahrgenommen und konnte meine Vermutung erst bestätigen, nachdem ich mit den Ausreißern gesprochen hatte.“

Der Fürst machte einen Schritt auf ihn zu: „Wer ist es?“

Otouto hob den Blick wieder und antwortete ihm: „Sotoori.“

Die Augenbrauen des Fürsten hoben sich: „Die Tochter des Tenno?!“

„Ihr versteht nun bestimmt, warum ich zuerst mit Euch sprechen wollte, Daimyō.“, Otouto lächelte höflich.

Der Fürst nickte dankbar, ehe er sich zu der Kuppel drehte: „Ich nehme an, Ihr seid noch nicht fertig mit der Verstärkung des Bannkreises?“

Otouto stellte sich direkt zu ihm: „Ich habe noch nichts dergleichen niedergeschrieben, wahrscheinlich ist der Riss ungewöhnlich groß – bei so vielen Ausreißern auf einmal.“, er hob frech einen Mundwinkel und betrachtete den Fürsten, welcher bestätigend nickte: „Das wird etwas Zeit kosten… damit so etwas nicht so bald wieder geschieht. Wir müssen den Zeitfluss anpassen.“

Otouto nickte ebenfalls: „Die Ebene muss verlangsamt werden, damit wir hier genug Zeit haben. Ich werde das so aufschreiben.“

„Sehr gut.“, der Fürst trat auf die Kuppel zu und Otouto schleuste ihn hindurch.

Es entwich erneut etwas Energie aus der Ebene, welche Otouto sofort aufnahm, damit sie sich nicht mit dem Chi Babylons vermischte. Er sog den Atem der Ebene in sich auf und ließ dies für einen Moment auf sich einwirken, ehe er sich auf den Weg machte den Tenno zu informieren, das der Fürst den Verstand verloren hatte und seiner Liebsten wegen die Ebene betreten hatte. Er freute sich ein bisschen über den Gesichtsausdruck des Tenno, wenn ihm bewußt wurde das seine Tochter noch immer in der Lage war seine Welt zu beeinflussen.

Auch wenn sie längst tot war, aber das musste niemand wissen.
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*heiliges Werk; Werk des Kaisers.

Published inRollenspiel-Storys

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