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Kapitel 16: Mission: Babylon (Abschluss)

Schwarze Federn schwebten langsam auf den Boden, die Krähe war aber bereits wieder verschwunden. Otouto zerschmetterte mit einer Handbewegung durch die Luft das Gebäude vor sich, sodass es in sich zusammenbrach. Als der kleine Schatten zur Seite wegschnellte nahm der alte Kuei-Jin die Verfolgung wieder auf.

Warum glaubst du, mich dieses Mal besiegen zu können, kleiner Junge? Otoutos Zorn stieg weiter, als der Kainit einfach in seinen Geist eindrang. Er war es damals selbst gewesen, der Cuervo getötet hatte… er war der Macht des Vampirs erlegen gewesen und hatte sich gegen seinen eigenen Bruder gewandt – weil er der einzige gewesen war, der so nah an ihn hatte herantreten können. Er hatte ihn erstochen, ihn ausbluten lassen. Dann kam die Krähe und wandelte Cuervo in einen Seelenfresser. Dieser Kainit hatte ihn ausgetrickst… beinahe hätte er es noch einmal geschafft. Aber die Dinge liefen heutzutage anders… Otouto hatte seine Zeit nicht verschwendet und war zu einer der effektivsten Waffen gegen Kainiten geworden, direkt nach seinem großen Bruder.

Die Woge des Weltenspalters schlug Wellen in den Boden, denen Otouto mit einem beherzten Sprung auswich. Dieser Kainit war längst nicht so schnell wie Cuervo, aber die Masamune war mit ihm zu einer Einheit verschmolzen. Nur knapp hatte er die Krähe verfehlt. Otouto blickte noch einmal genau hin. Nein, er hatte nicht verfehlt – der Malkavianer hatte lediglich entschlossen den Treffer ungültig zu machen. Wie sollte man so ein Wesen töten, welches sich einfach den eigenen Tod wegdenkt?

Der Rotschopf gab die Antwort, als er an Ort und Stelle umfiel. Sein Körper war der Vampirstarre erlegen, dagegen konnte auch die Masamune nichts mehr tun. Wie tot rollte er den kleinen Schutthaufen hinab und blieb auf dem Gesicht liegen, die Masamune immer noch fest mit einer Hand umklammert. Ein Schriftzug war auf der Klinge zu erkennen: MALKAV. Otouto blickte zum Himmel, welcher sich langsam aufhellte. Die Nacht war vorbei – es war das erste Mal das er es deutlich spürte.

Das wiederum versetzte ihn in Alarmbereitschaft. Der Tag war nie ein Problem gewesen für ihn, nachdem er sich für den richtigen Weg entschieden hatte. Das seine Glieder jetzt träge wurden verriet nur, dass er sich von diesem Weg abgewandt hatte. Ja, natürlich. Der Zornesausbruch hatte alles umgeworfen. Jede Bürde die er sich selbst auferlegt hatte war vergessen. Otouto musste sich setzen. Der Dämon in ihm war unglaublich stark geworden in diesem einen Moment, es hätte nicht möglich sein dürfen… aber jede Kreatur hatte wohl einen Schwachpunkt.

Die Krähe landete vor ihm auf dem Boden, ihr schien der näher kommende Tag nichts aus zu machen. Vor Otoutos Augen verwandelte sie sich in eine menschliche Gestalt, rückte den Hut zurecht und legte dann beide Hände auf den Gehstock. Tarot blickte ohne jegliche Mimik auf den Asiaten herab. Dieser hatte die Zähne gefletscht und war schon wieder kurz davor die Kontrolle gänzlich zu verlieren. Damit wäre dann die andere Hälfte der Stadt auch noch in Trümmer gelegt worden.

Ich werde dir immer einige Schritte voraus sein, deine Jagd endet nie. Tarot betrachtete Otouto mit durchdringendem Blick. Dieser riss seinen linken Arm nach vorne und schleuderte dem alten Mann sein Chi entgegen. Holzsplitter erschienen aus dem Nichts und bohrten sich wie Nadeln in die Haut des Vampirs – um auf der anderen Seite wieder heraus zu kommen und auf den Boden zu fallen. Otouto riss die Augen auf, es war als gäbe es das Holz überhaupt nicht. Tarot begutachtete ihn völlig ungerührt.

Tarot ging schließlich zu Otouto hin und reichte ihm die Hand, damit er aufstehen könnte. Dieser ignorierte die Hand: „Man kann euch vernichten, das haben schon andere vor mir geschafft. Ihr Kainiten seid nicht unsterblich!“

Du weißt genau das ich mehr bin als ein Kainit, Tarot nahm seine Hand zurück und legte diese auf den Knauf des Gehstocks, um diesen heraus zu ziehen und die eigentliche Waffe zum Vorschein zu bringen. Die antike Pistole richtete ihren Lauf auf Otoutos Kopf und Tarot sprach das erste Mal mit seinen Stimmbändern zu dem Kind des Lotus: „Es hätte alles friedlich ablaufen können, aber ihr musstet euch ja einmischen. Ihr musstet Weltenwächter spielen und habt damit nicht nur eure Ordnung zerstört. Ich wünschte, ich müsste das jetzt nicht tun – aber ihr lasst mir keine Wahl.“

„Du hast immer eine Wahl, Adam.“, Beautrice schritt bedrohlich langsam auf die beiden Männer zu. „Versuchst du noch immer, den Unschuldigen zu mimen? Das ist wahrlich nicht deine beste Rolle.“ Otouto spürte die Energie der Dämonenkönigin, konnte aber noch weitere Gestalten hinter ihr ausmachen. Sie hatten einen Kreis gebildet, der sich langsam zuzog.

Der Lauf war noch immer auf Otoutos Kopf gerichtet, während Tarot seinen eigenen Kopf zu der langhaarigen Schönheit wandte: „Du hast den Schlüssel deines Käfigs wieder gefunden und stattest dem niederen Volk einen Besuch ab. Wie reizend.“

Beautrice schüttelte ihren Kopf: „Nein, ich bin hier um den König zu schlagen.“

Tarot ließ die Waffe sinken und wandte sich nun vollends von Otouto ab um Beautrice zu betrachten: „Mit solch einer Ankündigung sinken deine Chancen gegen Null.“

Sie hielt für einen Moment inne und lenkte ihre Aufmerksamkeit an einen anderen Ort…

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Published inRollenspiel-Storys

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