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Kapitel 4 – Zeichen der Zeit

Stimmungsmusik

Raziel erhob sich vorsichtig, stützte sich mit den Ellenbogen am Boden auf und sah sich in dem Keller um. Neben ihr war ein großes Loch im Boden, als wäre etwas darin explodiert und nach draußen gequollen. Auf der anderen Seite von ihr lag ein Holzpflock, sie wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn und fühlte den kalten Schweiß. Was ist passiert?

Blut war an den Wänden zu sehen und Asche lag zwischen den Trümmern. Raziel zog ihre Beine an, ihre Füße waren eiskalt… wo waren ihre Schuhe geblieben? Und überhaupt… es war kalt hier im Keller. Sie rieb sich die nackten Arme mit den Händen ab, sie fröstelte und hatte Gänsehaut. Das kurze Top  war gänzlich ungeeignet um hier im kalten Keller auf dem Fußboden zu liegen. Als erhob sie sich und schlich vorsichtig durch die Trümmer. Mit nackten Füßen spürte sie die Asche direkt auf den Fußsohlen als sie sich ihren Weg durch den zerstörten Keller bahnte.

Ihr Herz schlug schnell, als sie die Treppe nach oben nahm. Ungewissheit was sie oben erwarten würde, oder war es gar Angst? Sie umklammerte den Holzpflock, den sie mitgenommen hatte, mit beiden Händen als würde ihr Leben davon abhängen. Dann lugte Raziel vorsichtig durch die Tür in den Thronsaal.

Der Thron lag am Boden, die Kerzenständer waren ebenfalls umgefallen und hatten den roten Teppich in Flammen aufgehen lassen. Ihre Augen weiteten sich im Angesicht des Feuers und instinktiv ging sie wieder einen Schritt zurück – sie stieß gegen jemanden und hörte eine vertraute Stimme: Du wirst dich doch jetzt nicht etwa vor Feuer fürchten, Raziel. Ich bin enttäuscht.

Sie schluckte, wagte es nicht, sich umzudrehen. Die Person hinter ihr war soviel kälter als sie selbst, kein Atem, kein Herzschlag. Ihr wurde wieder kälter. Sie blickte zur Doppeltür des Thronsaals, nahm ihren Mut zusammen und eilte durch den Raum, vorbei an den züngelnden Flammen. Der Flur des Schlosses war ebenfalls in ein Flammenmeer gehüllt, sie fing an zu Husten. Der Rauch trieb ihr Tränen in die Augen und raubte ihr die Luft.

Sie kam ins Wanken, stützte sich am Treppengeländer, welches nach oben führte, ab. So schwach bist du jetzt. Wer soll denn mit dir noch etwas anfangen? Die vertraute Gestalt lehnte lässig neben ihr, das Feuer schien ihm nichts auszumachen. Doch sie schaffte es nur, ihm einen ängstlichen Blick zuzuwerfen. „Hilf mir.“

Er wog den Kopf hin und her, als würde er überlegen. Du hast mir auch nie geholfen, warum sollte ich jetzt damit anfangen? Dann stieß er sich vom Geländer ab und ging durchs Feuer. Sie folgte.

Hustend blieb sie draußen sitzen, weit genug weg von den Flammen. Ihre Arme waren kalt und heiß zugleich, ein paar Brandblasen hatten sich auf der rechten Seite gebildet und der Wind pfiff erbarmungslos und kalt durch ihr Haar – und trieb das Feuer zu ungeahnten Größen. Sie blickte auf die Schuhspitzen von ihm, der neben ihr Stand. Kein Matsch daran, obwohl die Grünfläche des Berner Schlosses komplett umgegraben wurde. Dann hob Raziel den Blick.

Es sah aus, als wäre jemand…oder etwas, durch den Boden gerutscht und hätte dabei die Erde gespalten. Doch alles sah irgendwie Spiralenförmig aus…

Vorsicht

Raziel sprang reflexartig auf, als ein Tentakel nach ihr schlug. Der armdicke Tintenfischtentakel schien abgehackt worden zu sein, war aber lang genug um sich um Raziels Hüfte und mehr schlingen zu können. Kreischend sprang sie abermals  zurück, dieses Ding gab nicht so einfach auf. Dabei stolperte sie in ein kleines Erdloch und blieb in dem Matsch mit dem Fuß hängen, fiel hinten über in den Dreck. Der Tentakel kroch auf sie zu.

Du kannst auch gar nichts alleine, hm?

„Hilf mir lieber!“, schrie sie verzweifelt, als das Tentakel ihr Fußgelenk umschlang.

Eine Klinge sauste herab und schnitt durch das schleimige Körperteil, Raziel verzog angewidert das Gesicht als sie den Nosferatu erblickte, der ihr nun auchnoch eine Hand entgegenstreckte um ihr aufzuhelfen.

Ihr Begleiter hockte hinter ihr, grinste und hauchte in ihr Ohr, dass sie abermals Gänsehaut bekam allein durch die Luft die er ihr damit entgegenblies. Ohja auf solche Typen stehst du doch, Raziel. Sie schluckte und ließ sich aufhelfen.

Dann biss sie sich auf die Unterlippe und starrte zu Boden „Was ist passiert?“ Um sie herum spazierte er, noch immer  mit diesem Grinsen auf den Lippen, bis er hinter dem Nosferatu stand und sich mit dem Ellenbogen auf dessen Schulter lehnte. Du bist tot, Jeanne.

„Der Hof wurde von einem Tzimisce zerstört.“, der Nosferatu schien gar nicht zu bemerken das sich jemand auf ihn stützte und fuchtelte mit dem Katana herum. Der entsetzte Gesichtsausdruck Raziels passte auf beide Aussagen, so fiel es nicht weiter auf.

Allerdings runzelte der Nosferatu die Stirn, nachdem er die Luft eingesogen hatte und musterte Raziel eingiebig. Das sie kein Vampir mehr war, sondern lebte, war nicht mehr zu verbergen.

Was wirst du jetzt tun?, Markus schaute sie herausfordernd an.

„Sei still!“

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