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Kapitelabschluss: Konstrukt 01B II

Michael spielte mit dem Handy in seiner Hand. Er lies es rotieren, warf es hoch und fing es wieder auf. Eigentlich musste er diesen Anruf unbedingt tätigen, aber er hatte noch keine Nachricht aus dem Konstrukt, ob Teshi und die Frauen erfolgreich gewesen waren. Zum Glück war es egal, ob sie es geschafft hatten oder nicht. Sollten sie Teshis Bruder und Projekt AMANDA befreit haben, so könnte er das Konstrukt schließen und die Informationen einsammeln. Sollten sie gescheitert sein, so hätte er drei Traditionsmagi in der Hand und somit ein Druckmittel auf Gambit und natürlich auf Gabriel.

 

 
Er musste unwillkürlich lächeln, als das Handy in seiner Hand zu summen begann. Die Nummer war ihm wohl bekannt. Natascha hatte schon immer einen Hang zum dramatischen. Ihr Ausfall gegenüber der Iteration X, als diese AMANDA haben wollten, war einer der Gründe weswegen er überhaupt hier war. Immer noch lächelnd nahm er den Anruf an. „Hallo Natascha. Wie geht’s dir?“ Die übertriebene Freundlichkeit würde sie auf die Palme bringen, aber das war gewollt. „Dir geht’s eindeutig zu gut Michael!“ knurrte die Wissenschaftlerin am anderen Ende der Leitung, auf Russisch. „Ach  du weißt doch mir geht es immer gut. Was kann ich gegen dich tun?“ Die versteckte Anspielung wurde von seiner Gesprächspartnerin gekonnt übergangen. Fast schon langweilig, aber immerhin kam sie so schnell zum Punkt. „Wir haben hier ein Problem. Irgendwie sind Eindringlinge in die Basis eingebrochen und haben das AMANDA Projekt mitgenommen! Ist dir bewusst, dass das Projekt noch nicht  transportfähig war? Das Immunsystem war nicht initialisiert, dass bedeutet das sie da draußen sterben wird!“ Michael blieb ruhig, auch wenn er sich zurückhalten musste nicht zu schlucken und die Maske aus Freundlichkeit aufrecht zu erhalten. „Das ist wirklich ein Problem, aber ich denke, wenn wir sie schnell wiederfinden, dann kann sie noch gerettet werden oder?“ Die kurze Stille auf der anderen Seite der Leitung war beunruhigend, aber schließlich lies sich Natascha doch noch zu einer Antwort herab. „Wir haben maximal 72 Stunden, dann wird ihr Körper komplett vernichtet sein, da er keinerlei weiße Blutkörperchen produziert. Sie besitzt zwar die Grundlagen dafür, aber ihr Immunsystem ist nicht gestartet worden. Ein Baby saugt die Impfstoffe mit der Muttermilch auf, aber das ist bei Amanda nicht der Fall gewesen.“ Michael nickte. Daran hatte er nicht gedacht. Er hatte keine genauen Informationen über den Fortschritt des Projektes gehabt. Selbst, als er im Konstrukt war, wurde wenig über dieses Projekt gesprochen. Es schien gerade Natascha und Alexej besonders am Herzen zu liegen. Sie hatten wahrscheinlich bewusst davon ferngehalten.
„Das ist natürlich weniger gut. Aber ich denke das wir das Projekt schnell wieder beschaffen können. Allerdings würden mich die Sicherheitsvorkehrungen schon interessieren, die so leicht überwunden werden konnten. Die Eindringlinge wussten genau wo die Kameras waren und wie man ihnen ausweicht. Außerdem wurde das HIT Modell, dass zur Verteidigung dienen sollte vorher durch einen Alarm am Außenbereich herausgelockt. Nicht zuletzt sind die Biodrohnen durch einen defekt ausgefallen. Wir waren vollkommen ohne Schutz.“ Michael lehnte sich gemütlich in dem Stuhl zurück und kippelte leicht nach hinten, während er die Füße auf den Schreibtisch legte. „Das sollte doch gerade in so einer Forschungseinrichtung nicht passieren oder? Ich meine ihr solltet doch mindestens noch eine Verteidigungslinie haben oder?“ Natascha schnaubte. „Die hätten wir auch gehabt, wenn die Iteration X ihre Agenten nicht bis auf einen Ingenieur abgezogen hätte, weil irgendwas in Minsk ihre Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat.“ „Pff. Du willst das also auf eine Verkettung unglücklicher Umstände schieben ja? Nicht auf eure Unfähigkeit so ein wichtiges Projekt vernünftig zu sichern und durchzuführen. Die Herren im Elfenbeinturm werden dir genau das sicher abnehmen.“ Der sarkastische Unterton musste selbst Natascha auffallen. „Du brauchst dich gar nicht so aufzuspielen. Das Projekt war mit der höchsten Sicherheitsstufe versehen und Akio hat es soweit perfektioniert das sie für den A.R.R.U. verwendet werden kann. Nur wird das kaum geschahen, wenn sie tot ist.“ Diesmal musste Michael wirklich schlucken. Den A.R.R.U. Hatte er komplett vergessen. „Leise fluchte er, wobei er sich das Grinsen auf dem Gesicht seiner Gesprächspartnerin gut vorstellen konnte. Dieser Punkt ging an sie. „Ok, dass ist wirklich ein Problem. Ich werde das in meinem Bericht natürlich berücksichtigen.“ Nataschas Reaktion darauf war absolute Stille. Das wiederum war seltsam., Die Russin sprachlos zu bekommen? Beinahe unmöglich. „Was ist noch passiert?“ Er hatte plötzlich ein absolut flaues Gefühl in der Magengegend. Natascha seufzte. „Die Datenbank hat sich einen Virus eingefangen, der sich ausgebreitet hat. Wir sind uns noch nicht sicher wo er herkommt, oder wie er das System infiziert hat, aber sicher ist das er die meisten Informationen über unsere Forschungsarbeiten zerstört hat, bevor wir ihn aufhalten konnten.“ Michaels Augen schlossen sich für einen kurzen Moment. Das war gar nicht gut, denn es war sein Job die Informationen sicher zu stellen. „Ihr habt doch sicherlich ein Back Up oder?“ „Genau da liegt das Problem. Der Virus hat sich durch sämtliche Systeme gefressen und auch einen Großteil der Back Ups gefressen. Alexej überprüft gerade was noch verwertbar ist, aber mache dir nicht all zu viele Hoffnungen. Nachdem das Archiv mit den schriftlichen Akten auch vernichtet ist, ist dieser Schlag an sich ein Todesstoß für die Forschungen.“ „Ja, ich sehe das ebenso. Die Informationen waren unheimlich wichtig gewesen. Ich bete für euch das Alexej die Daten retten kann. Ansonsten wird das unschön für eure Institution. Die Stammväter haben sich in den letzten Monaten ohnehin einige Fehler erlaubt. Das ist eigentlich nur das Sahnehäubchen auf dem Kuchen.“ „Damit haben wir aber nichts zu tun Michael das weißt du auch. Wir haben uns rausgehalten. Also wieso werden wir jetzt von euch so kompromittiert?“ „Ihr werdet nicht kompromittiert, ihr werdet überwacht. Dafür dürft ihr euch bei euren Kollegen bedanken, die bisher Scheiße gebaut haben. Das fällt eben auf alle Anderen zurück.“

Natascha knirschte mit den Zähnen. Am liebsten würde sie diesen eingebildeten Fatzken einfach in der Luft zerreißen, aber das würde noch ein schlechteres Licht auf die Stammväter werfen. „Gut dann bedanke ich mich bei ihnen, aber die vernichteten Informationen sind nicht das schlimmste was passiert ist. Phoebe ist weg!“

„Was?“ Michael richtete sich schlagartig auf, was ihm der Stuhl übel nahm und wegrutschte. Unter lautem gepolter landete er auf dem Boden und riss dabei eine Menge Zettel, die auf dem Schreibtisch lagen, mit herunter. Am anderen Ende der Leitung blieb es still, aber er konnte sich denken das Natascha nichts besseres zu tun hatte, als dümmlich zu grinsen. „War sie nicht eingefroren? War sie nicht an die Notversorgung angeschlossen?“ Phoebe zu verlieren war nach all den anderen schlechten Nachrichten wirklich ein Problem. „Sie war angeschlossen, aber durch den Stromausfall ist die Cryokammer ausgefallen und sie hat sich befreit. Oder besser, die Kammer hat sie rausgelassen. Das Problem ist, dass wir keine Angaben über sie hatten. Die hattet allein ihr! Wieso eigentlich? Was ist so besonderes an diesem Androiden?“ Michael rappelte sich stöhnend wieder hoch und hörte Natascha kaum zu, aber die Frage war wie ein Messerschnitt. Scharf und tief. „Ihr hattet keine Informationen über Phoebe, weil sie für euch nicht wichtig ist. Sie ist ein Projekt der NWO und weder die Stammväter noch die Iteration hat damit irgendwas zu tun. Von den Ingenieuren oder dem Syndikat brauche ich ja wohl nicht anzufangen. Ihr hattet nur den Auftrag auf sie aufzupassen, bis sie vollkommen fertig gestellt ist.“ Natascha knurrte durch die Leitung. „Hör zu wir können euch unterstützen, wenn ihr uns unterstützt.“

„Wie hast du dir vorgestellt Natascha?“ Das Lächeln der Genexpertin war hörbar. „Wir helfen euch Phoebe wieder einzufangen und ihr helft uns Amanda wieder zu finden. Dann wären beide Seiten Glücklich.“ Kurz schloss er die Augen, bevor er zwischen Zusammengebissenen Zähnen hervor presste: „Gut. Einverstanden!“

Published inRollenspiel-Storys

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