Zum Inhalt

[Muna] Gedanken V

Muna lehnte sich aufatmend zurück und genoss das kühle Leder des Sportsitzes in Deros BMW.
Wohlig schloss sie die Augen. Obwohl ihr irgendwie alles ihres Körpers schmerzte, fühlte sie sich das erste mal seit sie dieses unsägliche Haus verlassen hatte wohl und fast so etwas wie geborgen.
Raggaeklänge tönten durch das kleine Coupe – zwar nicht wirklich ihr Stil, aber immerhin auch keine schlechte Musik. Sie gab sich dem Beat hin und ohne es wirklich zu bemerken griff ihre Rechte nach dem letzten Paar Sticks, welches sie noch in der Beintasche hatte. Während ihr Körper sich der Freude hingab, dem Rhythmus zu folgen und eigene Variationen zu improvisieren klärten sich ihre Gedanken

Bad boys whatcha want, whatcha want
Whatcha gonna do when sheriff John Brown come for you?
Tell me whatcha gonna do, whatcha gonna do!

Ein Sheriff – hatte nicht Dero so etwas angedeutet, dass er in vergleichbarer Funktion hier in Hamburg war? Der Begriff Archont war irgendwie gefallen.

Bad boys, bad boys,
Whatcha gonna do,
Whatcha gonna do when they come for you?
Bad boys, bad boys,
Whatcha gonna do,
Whatcha gonna do when they come for you?

Überhaupt hatte sich Muna die Begegnung mit Dero viel schwieriger vorgestellt – wahrscheinlich weil Cyril sich so unwohl dabei gefühlt hatte und vielleicht so etwas wie Angst gehabt hatte. Doch Dero war sehr ruhig und beherrscht gewesen – selbst als Markus es mal wieder nicht lassen konnte alles und jeden schlecht zu machen. Selbst sie war kurz davor gewesen ihm eine zu knallen, und das wollte etwas heißen. Eigentlich verstand sie auch garnicht, warum sie Dero auch für die Jungs gefragt hatte wegen eines Platzes zum Übertagen.

When you were eight
And you had bad traits
You go to school and you learn the golden rule
So why are you acting like a bloody fool
If you get hot then you must get cool!

Gute Frage, warum benahm sich Markus die ganze zeit wie ein bloddy fool?  Oder auch Enigma?
Das Theater mit den Blutflaschen hätte echt nicht sein müssen.
Innerlich beschloss Muna nie wieder ihre eigene Existenz aufs Spiel zu setzen, um einen der Beiden aus irgendwelchen dummen Situationen raus zuholen. Sollte Enigma doch das nächste mal gepflockt in einer verdammten Kirche liegen bleiben und Markus in einem Pool – von ihr aus bis die Sonne aufging.
Sie hielt in dieser verdammten Stadt nur noch eines – die Suche nach dem entführten Cyril. Sobald der wieder auftauchten sollte, wollte sie hier nur noch weg. Immerhin schien Dero ja immer noch ernsthaft an ihrem Talent interessiert zu sein, auch wenn er sie nicht selbst hatte umwandeln können.

Bad boys, bad boys,
Whatcha gonna do,
Whatcha gonna do when they come for you?
Bad boys, bad boys,
Whatcha gonna do,
Whatcha gonna do when they come for you?

Cyril – sie sah sein bleiches Gesicht vor sich als würde er in ihren Gedanke stehen. Was wollten diese – wie hatten die Anderen sie genannt? Antribu Toreador? Die Perversen? – Was wollten sie von Cyril? Sorgen wallten ihr durch den Kopf. Hoffentlich ging es ihm gut. Sie mochte seine verpeilte, zerstreute Art, auch wenn es dadurch schwer war aus ihm wichtige Informationen für sich und ihre Zukunft heraus zu bekommen. Von Dero hatte sie jetzt immerhin erfahren, dass ihr Körper doch heilbar sein würde – am nächsten Abend.

You chuck it on that one,
You chuck it on this one,
You chuck it on you mother and
You chuck it on you father.
You chuck it on you brother and
You chuck it on you sister,
You chuck it on that one and you chuck it on me.

Hm.. schob sie selbst nicht auch gerade alles auf Andere? Naja – eigentlich nicht. Ganz klar war dieser Lorenzo an allem Schuld, was ihr passierte. Zum Glück sah das Dero auch so – damit würde Cyril keine Probleme haben, wenn er befreit werden würde.
Überhaupt – es sah für sie doch gerade recht positiv aus. Sie würde mit etwas Hilfe Cyril finden, ihn befreien und dann mit Dero abhauen. Sollten doch Enigma und Markus allein sehen wie sie mit diesem Pakt fertig werden würden. Das Ganze ging sie überhaupt nichts an. Und das ganze Geseiere, sie hätte auch ein Symbol auf der Stirn hielt sie eh für reine Fantasie. Sie ging das ganze nichts an – dessen war sie sicher.

Bad boys, bad boys,
Whatcha gonna do,
Whatcha gonna do when they come for you?
Bad boys, bad boys,
Whatcha gonna do,
Whatcha gonna do when they come for you?

Lächelnd malte sie sich in Gedanken aus, wie es wäre hier abzuhauen und mit Dero und seiner Band zu touren. Grinsend erinnerte sich sich an letztes Jahr, als sie mit den Jungs die ganze Nacht durchgemacht hatte und dann in ihrer Suite tagsüber den Rausch ausgepennt hatte. Zwar hatte es sie damals verwundert, dass keiner sie wirklich angemacht hatte und sie allein auf dem Sofa in Deros Schlafzimmer gepennt hatte, aber jetzt lichtete sich der Nebel etwas. Dero hatte einfach nur verhindern wollen, dass ihr auffiel, wie kühl er tagsüber gewesen wäre und dass er nicht geatmet hätte. Wäre sie nicht so angeheitert und übermüdet gewesen wär das auch durchaus möglich gewesen. So war sie erst nach der Dämmerung wieder aufgewacht, weil Dero sich angezogen hatte.

Nobody naw give you no break.
Police naw give you no break.
That old Soldier man naw give you no break.
Not even you idren naw give you no breaks. (eh-he)

stimmt, niemand hatte ihr in den letzten drei Nächten irgendeine Pause zugestanden. Selbst Dero hatte vermutet dass sie eine Auszeit brauchen würde. Aber erste einmal Cyril finden – das war wichtiger. Danach würde sie sich ausruhen und ein paar Tage nein, Nächte nur tun, was sie wollte – endlich mal wieder an einem Kit sitzen und sich die Sorgen, Ängste und überflüssigen Gefühle aus dem Leib drummen. Schön heiß baden, ein paar Filme kucken, ihre Mails mal abfragen, vielleicht ihren Manager anrufen? Naja – vielleicht nahm Dero sie ja offiziell unter Vertrag, dann würde sie das auch nicht mehr brauchen.

Whatcha gonna do when they come for you? (When they come for you?)
Why did you have to act so mean?
Don’t you know you’re a human being?
Born of a mother with the love of a father –
Reflections come and reflections go.
I know sometimes you want to let go. (he he he)
I know sometimes you want to let go.

Der Gedanke an Markus stahl sich in ihren Kopf. Der Arme sass bestimmt hinten und litt Höllenqualen. Zum Einem durch seine Verbrennungen, zum Andern durch die Musik. Das musste ihn bestimmt tierisch ankotzen. Aber eigentlich war ihr genau das egal. Er hatte in den zwei Nächten die sie ihn kannte genug Intoleranz gezeigt, warum sollte sie jetzt auf ihn Rücksicht nehmen?
Dann glitten ihre Gedanken zu Enigma. Sie hatte sich schon in dem Haus vorgenommen auf den Kleinen Obacht zu geben. Sie vertraute ihm nicht – und das Spiel mit den Flaschen gerade vorhin hatte dieses Gefühl aus dem Haus voll bestätigt. Die kleine Zecke hätte es kalt lächelnd zugelassen, dass Dero losgefahren wäre und die Flaschen auf der Straße stehen geblieben wären. Innerlich musste Muna den Kopf darüber schütteln. Wollte Enigma nicht, dass Markus und sie am nächsten Abend sich heilen können würden? Was hätte er davon?

(You’re too bad) Bad boys, bad boys
(You’re too rude) Whatcha gonna do when they come for you?
(You’re too bad) Bad boys, bad boys
(You’re too rude – yeh) Whatcha gonna do when they come for you?

Ihre Gedanken gaben sich nun auch ganz der Musik hin

(Bad Boys, bad boys) You chuck it on that one,
You chuck it on this one,
You chuck it on you mother and
You chuck it on you father.
You chuck it on you brother and
You chuck it on you sister,
You chuck it on that one and you chuck it on me. (Bad Boys, bad boys…)

Muna spürte, wie das Auto anhielt und öffnete die Augen um sich umzusehen. Dero zog gerade den Schlüssel aus dem Zündschloss und blickte hinüber zu ihr. Sie versank kurz in seinen ruhigen und so faszinierenden Augen.

Published inRollenspiel-Storys

Schreibe den ersten Kommentar

    Schreibe einen Kommentar

    Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert