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Nacht 4 – Geißelunterschlupf Hamburg Wilhelmsburg

Drei kurze Schritte nach den letzten Worten und Enigma ließ sich in den Schreibtischstuhl fallen. Ein kurzes Scheppern der Tür, als Stahl auf Stahl traf, dann wandte der Junge sich zu ’seinen‘ Computern herum. Der PVC-Boden knirschte kurz, als er sich ein Stück in Richtung der Tische schob. Während Raziel auf den angebotenen Stuhl zukam und Platz nahm, ließ er den Blick kurz über die Bildschirme gleiten. Das halboffene Messengerfenster der nicht anwesenden Spice konnte geschlossen werden, die Nachforschungen zu ihr im Camarilla-Intranet sollten ebenfalls geschlossen werden und die Foren vor sich würde er gleich brauchen.
Es war kaum mehr als ein geisterhaftes Flüstern, das Enigma von sich gab, während er noch einmal die Seiten überflog, die sich in den letzten zwei Stunden über Phil Thorne hatten finden lassen. „So, wir suchen Phil.“ Aus den Augenwinkeln sah er, wie Raziel nickte und fuhr fort: „Erzähl mir etwas, dass mir hilft.“ Unbesehen der Wortwahl, die ihn angesichts der anderen beiden Dinge, die er parallel las, nicht wirklich störte, wartete er ernsthaft auf eine Antwort und sah erst einige Augenblicke später zu ihr herüber.

„Du kannst auch gern schweigen. Dann frage ich einfach, aber das liegt nicht in deinem Interesse.“ Enigma blinzelte kurz in Raziels Richtung und scrollte dann im Persönlichkeitsprofil der sterblichen Persona Cyrils in die entsprechende Sektion. Und auch sie war leiser geworden. „Ich vermute, irgendetwas musst du ja bereits herausgefunden haben, sonst hättest du … diesen Namen nicht. Aber du weißt sicher auch, dass Phil Thorne tot ist. Cyril hat diesen Namen seit seinem Tod nicht mehr genutzt.“ Die leichte Betonung des Wortes Tod für seinen Kuss machte klar, dass dieses Thema damit abgeschlossen war.

„Es war durchaus machbar, etwas über … Phil zu finden. Aber wir suchen seinen sterblichen Rest nicht mehr. Es ist, als würdest du mich mit meinem Namen ansprechen. Also, was kannst du mit über Cyril sagen?“ Nach einem kurzen Knacken der Fingerknöchel öffnete sich ein weiteres Dokument etwa zeitgleich mit Raziels ersten Worten. „Er hat eine Vorliebe für Schusswaffen, genauer genommen: Pistolen, die halbautomatisch sind.“ Einen Augenblick schlossen sich Enigmas Augen und während er sie öffnete, überflog er bereits die ersten Treffer zu Waffengeschäften in Hamburg. „Seine realen Beschaffungsquellen hast du akquiriert?“ Das andere Auge flog über die Kontaktliste im Messenger … Waffen, irgendwer hatte doch da was mit Waffen erwähnt. „Schieber, Läden, Schwarzmarkt, was hast du? Und bitte Namen und Adressen, wenn du hast.“ Als er so darüber nachdachte, fiel ihm auf, dass er sie die ganze Zeit duzte. War das unter Vampiren üblich?

„Es gibt einen Waffenschieber bei mir in der Nähe … so weit ich weiß, gehört Cyril auch zu seinen Kunden. Er ist bekannt unter dem Namen Spider.“ Raziel sah kurz auf Enigmas Hände, schüttelte dann aber nur den Kopf. Verdammt, woher brauchten diese Toreador-Tippsen eigentlich Geschwindigkeit, wenn ein Kind bereits dieses abartige Tempo erreichte. Währenddessen blickten Enigmas Augen gierig auf den Bildschirm neben demjenigen, auf welchem immer noch die Waffengeschäfte Hamburgs prangten. Treffer in Bezug auf Spiderman, Videotheken und Kinos waren ausgeschlossen worden und nun … nichts. Das ließ nur einen einfachen Schluss zu. „Spider ist …“ Er wollte Blutsauger sagen, aber dann kam ihm etwas besseres in den Sinn. „Kainit?“ Noch bevor Raziel antwortete, überflog er das Intranet nach diesem Mann. Und während sie aussprach, dass er ein Caitiff war, las er bereits deutlich mehr. Waffenhändler im Hafengebiet, angeblich ein Brujah, aber durch die 14. Generation leider Caitiff. Eingetragen, wo es denkbar und nötig war und beliebt bei seinen Kunden. Darunter die Adresse eines Lagerhauses mit dem Vermerkt Zuflucht – prima. Während die Daten in ein externes Dokument übertragen wurden, bemerkte er Raziels interessierten Blick für den vierten Rechner, der allerdings sofort verschwand. „Was meinst du? Kennt Sarkra diesen Spider? Und vielleicht möchte er sich ja auch dort umsehen. Das klingt nach einer Tätigkeit für ihn, soweit ich ihn bisher kennen gelernt habe. Im besten Fall kennen sie sich bereits, im schlimmsten …“ Der Rest ging im schnellen Druck vieler Tasten und einem Schulterzucken unter. „Damit hätten wir den Ort, von dem er Waffen beschaffen könnte. Aber das hast du bereits allein herausgefunden, nicht wahr? Ihr steht euch so nahe. Was ist“, er überflog die Geschichte mit Spice und Thor,“in den letzten zweieinhalb Jahren passiert. Also, was hast du mitbekommen?“

Ihm war nicht entgegen, dass sich hinter dem kalten Gesichtsausdruck offensichtlich eine Menge regte. Und das Pochen im Grenzbereich beider Gehirnhälften schrie eindeutig danach, ihre Gefühle hier und jetzt zu pervertieren. Doch für den Moment riss er sich zusammen und sie ebenso. „Cyril ist … er hängt die meisten Nächte vor seinen Computern. Es gab Zeiten, da ist er nicht einmal jagen gegangen.“ Auf seine aufrichtig klingende Bemerkung, dass sie fürsorglich sei, folgte lediglich ein knappes „Ich passe auf ihn auf, mehr nicht.“ und ließ doch die Vermutung stehen, dass da deutlich mehr war.

Als sei die Sache damit abgehakt, öffnete sich ein weiteres Dokument und Enigma ließ den Kopf über die grauen Stahlkacheln gleiten, die Wände und Decke vollständig ausfüllten. „Er muss doch irgendwas über seine Rechnergeschichten erzählt haben. Eine Motiviation, ein Ziel, man macht so etwas nicht einfach so.“ Die Hände flogen über die Forenliste und zerrten die Vielzahl von Tabs in einzelne Fenster auseinander, so dass Raziel auf jedes einen Blick werfen konnte. „Hmm. Ich weiß, dass er immer wieder versucht hat, die Machenschaften der anderen Clans in der menschlichen Welt zu stören – Siemens zum Beispiel.“ So sehr er es wünschte, eine Spur Neugier war kaum zu überhören, als Enigma nachhakte „Was genau ist bei Siemens passiert? Sein Vater ist gestorben, das habe ich gelesen. Er war Geschäftsführer.“ Raziel nickte nur. „Ja, ich glaube, er gibt der Firma daran die Schuld. Meint, das wäre alles nur ein Plan der Ventrue gewesen. Die Frau, die ihn ersetzt hat, ist wohl ein Ghul des führenden Ventrue.“ Scheinbar auf sich selbst wütend schlug Enigma dieses Mal auf die Tastatur direkt vor Raziel ein, brachte die Informationen über Nancy Amare auf die eine Seite des Bildschirms, die über Jonathan Amare auf die andere. Dann sah er ohne weitere Worte zu Raziel und nickte ausdruckslos. „Weiter.“
„Also … hat sich Phil mit Technik auseinander gesetzt und sich beigebracht, wie man Computer hackt. Also … als er noch lebte.“

Enigma selbst schauderte über die genauen Details über Amare und dachte über seinen sechsten Geburtstag nach, als ihn Raziel wieder aus den Gedanken riss. „Er hat kleine Fische erlegt, ein paar Daten verdreht, teilweise wohl auch Geld mit Informationen gemacht … sich selbst zu etwas Reichtum verholfen, um seine Ausrüstung zu verbessern. Er hat die Aufmerksamkeit der Nosferatu auf sich gezogen, spätestens mit dem Rechenzentrum in Blankenese. Er … war gut.“ Man hätte ein gutes Stück Stolz auf ‚ihren‘ Cyril erwarten können, doch die Stimme blieb sachlich und nüchtern, wie Enigma nicht ohne Bewunderung feststellte. „Unter den Nosferatu … gab es irgendwelche Präferenzen?“ Gleichzeitig wanderten seine Hände auf dem entferntesten Rechner über die Tastatur und öffneten eine vierte Sitzung im Intranet der Camarilla. „Ja, sein Ansprechpartner ist ein Nosferatu namens Raky Naya. Damals wusste er wohl noch nicht, dass er für Vampire arbeitet.“ Nach einer kurzen Spitzfindigkeit und Gedanken über den Versuch Informationen von den Nosferatu zu bekommen, schloss sich dieses Kapitel der Überlegungen.

„Seine Wohnung. Beschreibst du mir mal bitte, wie seine Innenausstattung aussah? Alles, was Technik ist oder entfernt Technik sein könnte?“ Während er auf weitere Informationen wartete, flogen die Finger trotzdem über die Tasten und suchten in den Foren nach Raky Naya. Nichts. Keine Anagramme – verdammte Nosferatu. Ein kurzer Blick in Raziels Augen, die auch weiterhin seinen Blick mieden, zeigte eindeutig, dass sie geistig durch Gänge wandelte, die ihr alles andere als fremd waren. Nur ein Ravnos hätte lebendiger zeigen können, was sie sah. „Ohje, ich bin da nicht so bewandert mit… in seinem Zimmer hat er einige Rechner stehen gehabt, die meist auch alle zusammen liefen. Im Keller stehen auch welche… ansonsten…Spielkram in seinem Wagen, den man auf Anhieb nicht sieht…“ Eine kurze Pause. „Ortungsgeräte, Infrarotsicht für Nachtfahrten, GPS, Schubfächer für Pflöcke, irgendeine spezielle Beleuchtung und ich glaube, er kann dem Wagen auch Metallspieße entlocken… zu seinen Hobbys gehört die Jagd auf Sabbat-Bruhja… Skinheads. Und irgendwie … kann er aus seinem Wagen auch auf sein Netzwerk zugreifen, das habe ich aber nicht verstanden.“

Enigma ging mit deutlichem Stirnrunzeln die einzelnen Gegenstände der Austattung durch. Klang jedenfalls so, als sollte man Harald vorschicken. „Hast du irgendwo Symbole von Antennen mit Funksymbolen oder etwas derartiges gesehen. Und was war an der Beleuchtung so besonders?“ Weitere Worte flogen über den Bildschirm. „Vorn an der Frontscheibe war so ein Leuchten, ja, ein blaues Leuchten. Und die Beleuchtung war extrem grell auf Knopfdruck.“ Auf eine abfällige Bemerkung Enigmas folgte eine erklärende Antwort, die nahe legte, dass dieser Anarch sicher vieles war, aber kein geeigneter Toreador. „Bluetooth, das ist schlecht, damit hat er Zugriff auf alle seine Geräte, wenn er es klug anstellt, sehr schlecht. Das Fahrzeug ist verspiegelt?“ Mit Unbehagen dachte er an den Bau des Radio und das Gebrüll der anderen und versuchte sich vorzustellen, wie Cyril bei welcher Fahrt und Blendung die Spur hielt und wahrscheinlich sogar noch mehr tat. Doch Raziel sprach von gewöhnlichen Scheiben in seinem Käfer. Auf Nachfrage eröffnete sie außerdem, dass dieser beige Käfer das Kennzeichen HH-OT 42 trägt.

Weitere kurze Notizen und die Überlegung, wie man sich jetzt eigentlich seinem Haus nähern sollte. Denn falls er die Zeit besaß und sein eigenes Haus observieren konnte, so bedeutete die Anwesenheit von anderen keine Sicherheit. Aber wenn er noch etwas von der Camarilla als solche hielt, dann würde er nichts zu auffälliges im Falle einer Kamerabeobachtung durch die Blutbeutel tun. „Es gibt bestimmt keine öffentlichen Kameras, die die Umgebung seines Hauses zeigen, oder? Also sowas wie Verkehrskameras.“ Raziels kritischer Blick legte nahe, wie dumm seine Frage eigentlich gewesen war. „Nein, in Blankenese wohnen die Reichen. Die wollen sowas nicht. Und sie können auch gut dagegen vorgehen. Dafür haben die meisten Häuser da private Anlagen.“ Herrlich, er konnte sie beobachten und sie hatten keinerlei weitere Sicherheit, wirklich herrlich. Wie er grinsend feststellte, brauchte es dann wohl Kanonenfutter. „War ja klar. Sag mal, war schon irgendwer bei Cyril zu Hause oder ist sogar noch dort?“ Ein wenig verwundert ob seiner Naivität wandte sie den Blick vom vierten Monitor wieder herum zu Enigma. „Serrah ist dort. Und Skulk und Canis sollten auch bald dort sein.“ Auf seinen fragenden Blick setzte sie fort. „Ja, Serrah, sie ist sofort dorthin, als sie hörte, dass er wohl getürmt ist. Da sie dort sind, sollten wir uns gefahrlos umsehen können.“ Ausdruckslos wandte sich der Junge wieder seinen Computern zu und dachte nach. ‚Gut, Raziel ist der bessere Schutz als diese drei …‘

„Wenn wir uns dort tatsächlich umsehen können, wird Cyril mit Sicherheit keine Daten mehr auf den Rechnern haben.“ Die Schnute, die er mittlerweile zog, sprach deutlich von den Vorstellungen, die er von der Situation dort hatte. Wenn er wirklich gut im Umgang mit Computern war, hatte er sie sicher wenigstens zwanzig Male formatieren lassen. Die lächerliche Idee nichtformatierter, passwortgeschützter Rechner gar nicht erst in Betracht gezogen. Mitten in den Gedanken sprach ihn Raziel wiederum an. „Also … Sarkra schicken wir zu Spider, vielleicht nicht allein … wir gehen gemeinsam zum Anwesen?“ Enigma nickte. „Stephan und Sarkra zum Hafen, ich – mit dir – zum Anwesen, für Harald und Kai findet sich auch noch etwas.“

Da Raziel offensichtlich immer noch neugierig über die Tasks des vierten Monitors blickte, er sie aber auch nicht anderweitig neu starten wollte, schob er das Persönlichkeitsprofil von Cyril, dass er bisher erstellt hatte auf diesen Schirm. „Raziel, erwähnte er den Namen Thor?“ Zufrieden beobachtete er, dass sie die anderen Prozesse nun nicht mehr beobachtete. Gut, dass er Spice schon vor einer Weile umbenannt hatte. „Thor, … ja, ich glaube … das war sein Nick im Messenger.“ Auf die auffordernde Handgeste hin, welcher Messenger gemeint sei, schob sich Enigma ein wenig frustriert an den vierten Rechner. Schnell nacheinander suchte er die Standard-Skins für ICQ, MSN, Jabber, Miranda, Psi, Pidgin, mIRC, xChat und ein paar andere, kleinere Programme heraus und ließ sie nebeneinander auf dem Bildschirm darstellen. „Einer davon?“ Es verging einige Zeit, in der Enigma einen weiteren Plan verfolgte, bis Raziel mit dem Finger auf Miranda zeigend wieder etwas sagte. „Ich glaube der da. Aber der Skin sah … irgendwie anders aus.“ Ohne weiteren Kommentar begann der Miranda-Download am ersten Rechner und Enigma musterte sie beinahe maulig, weil sie ihm natürlich – wie naheliegend, einen Multimessenger präsentiert hatte. Als die Installation beendet war, schob er die Tastatur vor sich und besah sich einmal die Anmeldungsprozedur bei falscher Alias-Passwort-Kombination und unterhielt sich dann stetig tippend mit Raziel weiter. Nach vier oder fünf Fehlversuchen erinnerte er sich, dass Spice immer von einem gewissen TH0R gesprochen hatte.

Das sollte er sein.

„Tut mir Leid, dass ich so wenig davon behalten habe, aber er hat so viel erzählt. Über das Internet, was man damit machen kann und überhaupt. Ich hatte seitdem beschlossen ihn bei sowas zu fragen.

Raziel schweig wiederum eine gewisse Zeit, was ihm die Zeit gab, zusätzlich zu seinen eigenen Bemühungen einen einfachen BruteForce-Passwortknacker über den Account laufen zu lassen. „Hmm … es gab da vielleicht etwas.“ Als er sich zu ihr zurückdrehte, stellte er fest, dass sie den rechten Arm bis knapp unter die Schulter von ihrer Jacke befreit hatte. Schöne Haut, nichtsdestotrotz… war die Tätowierung auf der Innenseite des Unterarmes deutlich interessanter. Das Wort ACID war leicht zu lesen und … Moment, da war noch mehr. „Raziel, komm mal her.“ Während sie dieser Aufforderung folgte, stellte sich Enigma auf den Stuhl und wartete den kurzen Augenblick. Ein hübsches Stück voller Schnörkel und Rosen, eigentlich ein herrlicher Ansatz für ein Ambigramm. So ging er, nachdem er sich des dort geschriebenen Wortes versichert hatte auf dem Stuhl um ihren ausgestreckten Arm heurm und … fiel beinahe herunter. Das konnte doch nicht sein.

„Cyril hat’s mir gestochen, vor etwa zwei Jahren. Leider hält’s bei Kainiten nicht lange, ich muss es regelmäßig nachstechen.“ „Das Datum?“ „Freitag der Dreizehnte, im Frühjahr …“ Hastig ließ Engima sich in den Schreibtischstuhl zurückfallen und klappte die Datumsanzeige des Rechners hoch. Vor zwei Jahren war dieser Vorfall. Januar, Februar, nichts. März bis Mai ebenso wenig. Mal gucken. „Nein, im Herbst. Am 13. September 1996.“ Kühl fügte er das Datum zu seinen Notizen hinzu und sah dann Raziel schief an. „Dir ist klar, was er da auf deinen Arm tätowiert hat?“ Der Passwortknacker musste für einen Augenblick genügen. Stattdessen flogen die Hände über den Rechner daneben und suchten Acid, wer oder was auch immer er oder sie war. Nach einem kurzen Moment besann er sich, schloss die Aufgaben, wechselte ins Camarilla-Intranet und ließ den Rechner dort suchen. Stattdessen ging er durch die Foren und wartete auf eine Antwort von Raziel. „Er meinte, ich wäre wie Gift manchmal.“

Sichtlich kopfschüttelnd ließ er sich von LEO alle bekannten Übersetzungen für ‚acid‘ ausgeben. Gut, alle weiteren Notizen würden in englisch erfolgen. „Hat er mal jemanden namens Acid erwähnt?“ Ohne wirklich auf ihr Kopfschütteln zu achten überflog er den Artikel aus dem Camarilla-Intranet. Acid, vermeintlicher Punk, Vampirjäger und Todesengel mit schwarzen Flügeln. Kindskopf. Sein Internetauftritt war ebenso verlinkt und strotzte nur so vor leeren Phrasen, bemerkenswert. ‚Ich bin die Rache Gottes – wie süß.‘ Ernst in Richtung Bildschirm blickend, ließ er die anderen Foren zuschnappen und erhob die Stimme an Raziel. „Du … es wird dir nicht gefallen. Aber keine der beiden Inschriften hat etwas mit dir zu tun. Acid, ist eine Person, auf die er hinweisen möchte. Die andere Inschrift … ist … eine Bekannte von mir.“

Enigma war beinahe überrascht von der Gelassenheit, mit der Raziel diese Aussagen hinnahm. „Du sagtest ja bereits, dass es möglicherweise eine versteckte Nachricht sein könnte.“ Währenddessen knöpfte er sich Acids Forum vor. Standardboard, aufgesetzt auf den alten Client. Drei oder vier bekannte Sicherheitslücken, na mal sehen. Tick, Tick, Tick, Bingo! Gut, dann die IP-Logs des Administrators durchgehen, nach seinem täglichen Disconnect sehen und schon hatte man seine IP. Dann ab damit in die verbesserte Traceroute … und herrlich, die Adresse dieses Irren. „Wer ist diese Bekannte, Enigma?“ Nachdenklich wandte er sich zu ihr um. „Mein Schutzengel. … du erinnerst dich, ich wollte jemanden schützen. Sie…“ … Michaelis-Kirche. Gut, dann hatten Kai und Harald auch ihre Aufgabe. „Raziel, ich habe da was. Michaelis-Kirche.“ Zeitgleich ploppte deren Onlineauftritt neben Raziel auf. „Dort, wohnt der liebe, vampirjagende Acid.“ Angesichts ihres Gesichtsausdruckes spannten sich seine Finger einen Augenblick und schloss die Augen, nahm langsam Fühlung mit ihr auf und berührte sanft ihren Geist. Was auch immer sie verbarg, jetzt konnte er es mit ein wenig Glück aus der Eiskruste brechen.

Als hätte er geblinzelt öffnete er die Augen wieder und sah Raziel an. „Oh … Scheiß Gegend für Kainiten. Wenn es echte Vampirjäger gibt, dann dort.“ Mal schauen, ob es gewirkt hatte. „Kannst du das näher ausführen? Du weißt, Neugeborene und so.“ „Die meisten Jäger sind fanatische Kirchengänger …oder denken es zumindest. Die Sache mit den Kreuzen kommt ja nicht von ungefähr. Viele wissen nichtmal ob es wirklich Vampire gibt, aber da beim Michel haben die wohl ne Art Kult sitzen.“ Ein paar Zeichen fanden den Weg in die Notizen. „Okay. Dann sollten Stephan und Harald sich dort einmal umsehen. Kai begleitet Sarkra zum Hafen, wir gehen nach Blankenese.“ Angesichts von Raziels überraschtem Gesichtsausdruck schoss ihm ein leises ‚Verdammt!‘ durch den Kopf und er sah sie neugierig an, als wäre ihm nichts aufgefallen. „Sagtest du nicht vorhin, Sarkra und der Tori sollen zum Hafen?“ Nach ein paar halbherzigen Erwiderungen seinerseits kam es dann auch wie ursprünglich gedacht. Kai und Harald zur Michaelis-Kirche, Sarkra und Stephan zum Hafen, Enigma und Raziel zu Cyril.

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