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NaNoWriMo – Nächster Meilenstein

Etwas holpriger als zuletzte, habe ich den nächsten Meilenstein bzw. die nächste Runde Zahl erreicht. Über 35k Wörter sinds heute geworden. Damit liege ich gut in der Zeit. Ich hab festgestellt, dass ich nicht wahnsinnige Wortzahlen jeden Tag runter schreiben kann und nehme mir doch mal ne Auszeit im NaNo und hole dann einfach wieder nach. So sollte es bis zum 30. gut mit den 50k klappen. Ich bin nicht mehr weit weg 🙂

Und heute wieder ein Schnipsel:

 

Die Sonne kitzelte seine Nase. Er wollte nicht aufstehen, noch fünf Minuten liegen bleiben. Es war doch Wochenende. Das Bett wackelte, er hörte, wie Melissa aufstand und sich ihren Morgenmantel überstreife. Sie stand immer vor ihm auf, er war ein Morgenmuffel und sie musste zunächst inspizieren, wie weitragend das Chaos war, das die beiden Prinzessinnen an diesem Morgen angerichtet hatten. Er liebte sie, das stand außer Frage, aber an manchen Tagen wünschte er sich, dass sich seine beiden Töchter nur ein wenig an die Versprechen  über die Ordnung, die zeitweise herrschen sollte, hielten. Und wenn es wenigstens nur an diesem Tag war. Denn es war ein großer Tag. Heute hatte Jolene Geburtstag. Es war ihr Vierter und alle waren sie schon ganz aufgeregt gewesen.

Ein tiefer Bass drang an seine Ohren, der Radiosprecher hatte die Nachrichten eingeleitet, der Wecker war angegangen. Nun hatte er keine andere Wahl mehr. Vorsichtig öffnete er die Augen. Der kleine Raum, der ihm und seiner Frau als Schlafzimmer diente, ließ das Sonnenlicht in braun- und Rottönen erleuchten. Die holzgetäfelten Wände färbten sein Schlafzimmer in ein angenehmes Dämmerlicht. Etwas war nicht richtig. Er sah sich um. Es war sein Bett, sein Kleiderschrank, aber der Raum war nicht das kleine Zimmer, in dem er sonst aufwachte. Noch verschlafen rieb er sich die Augen, sah sich wieder um und registrierte skeptisch, dass er sich den unbekannten Raum nicht eingebildet hatte. Ruckartig schwang er sich aus dem Bett und erschrak beinahe, als seine Füße einen kuscheligen Bettvorleger berührten. Vorsichtig setzte er seine Zehen darauf. Er war echt. Er sah zum Fenster und runter auf einen weitläufigen Garten, der von einem hohen Holzzaun umgeben war. Ein Baumhaus lag direkt vor dem Schlafzimmerfenster in der Krone eines riesigen Baumes. Verwirrt stellte er sich hin und suchte nach seinen Kleidern.

Aus dem unteren Stockwerk drang bereits das Gelächter mehrere Kinderstimmen an sein Ohr. Sie jauchzten und glucksten fröhlich. Jemand sollte sie fangen. Er ging die Stufen der Wendeltreppe hinab. Das untere Stockwerk bestand aus einem großen Raum für Küche und Wohnbereich und einem kleineren, der eine Gästetoilette zu sein schien. Zumindest deutete das kleine Schild an der weißen Tür darauf hin. Als er durch das Wohnzimmer schlich und sich den modern eingerichteten Raum näher ansah, umarmte ihn Melissa von hinten. „Guten Morgen du Langschläfer. Dein Kaffee steht auf dem Tresen, die ersten Gäste sind schon da. Schnell, beeil dich und geh raus zu deinen Prinzessinnen, sie erwarten dich.“ In dem Moment, in dem Melissa es erwähnte, stieg ihm der Geruch von frisch aufgebrühtem Kaffee in die Nase. Er sah zum Tresen vor der Küchenzeile hinüber und entdeckte einen großen Becher, aus dem kleine Dampfschwaden aufstiegen.

Mit seinem Kaffee in der Hand, ging er hinaus in den Garten. Ein halbes Dutzend Kinder liefen tollend durch die Gegend. Er konnte sich nicht daran erinnern, jemals ein Haus und geschweige denn eines mit einem so großen Garten besessen zu haben. Jolene kam mit einem strahlenden Lächeln auf den Lippen auf ihn zugelaufen. „Papa! Papa! Mama hat gesagt, der Clown kommt gleich! So wie im Kindergarten!“, das kleine Mädchen schlang ihre Arme um seine Beine. Sie sah ihn aus hellen, blauen Augen an. „Das ist schön.“, er zwang sich zu einem Lächeln. Er mochte keine Clowns, das wusste Melissa. Sie waren ihm nicht geheuer und im Moment nur die Krönung seines Unbehagens. „Wir spielen fangen, möchtest du mitspielen?“. Er sah auf die Meute Kinder, die kreischend an ihm vorbei rannte. Ein kleiner Junge, den er noch nie zuvor gesehen hatte, versuchte gerade Cheryl an der Schulter zu greifen. Sie sah nach hinten und lachte laut auf, beschleunigte ihren Schritt und lief dem Jungen davon. „Ich trinke erst mal meinen Kaffee aus. Ich komme gleich zu euch, versprochen. Ach und, alles Liebe zum Geburtstag  Mäuschen.“ Er beugte sich runter und gab dem kleinen, etwas pummeligen Mädchen einen Kuss auf die Stirn. Dann lief sie los und stieg wieder laut lachend in das Spiel mit ein. Für sie, schien alles ganz normal zu sein. Was hatte er verpasst? War dies real? Wo war er? Er trank einen Schluck Kaffee. Er war stark, genauso wie er ihn mochte. Kein Zucker, keine Milch. Ein Kaffee musste nach Kaffee schmecken. Wie ein früher Morgen schmeckte: bitter.

Es klingelte an der Tür. Wenigstens die Klingel klang so, wie er es gewohnt war. Er sah ins Haus. Melissa öffnete und er hörte einen freudigen Gruß. Lachend kam ihm seine Frau entgegen, hinter ihr eine junge Dame mit einem großen Koffer unterm Arm.

„Rafael, dass ist Charly, sie ist der Clown für die Party.“ Ein Clown und dann auch noch weiblich. Er kehrte in sich und dachte daran, wie sehr er seine kleine Tochter liebte. Auch das wollte er für sie über sich ergehen lassen. Dieses eine Mal. Der Clown namens Charly nahm eine Plastiktüte aus dem großen Koffer und erkundigte sich nach dem Badezimmer. Sie gab in Jeans und Top keinen sehr glaubwürdigen Clown ab. Er kannte sie, er erkannte ihr lächeln. Die Art, wie sich kleine Falten um ihre braunen Augen bildeten. Er hatte sie schon einmal gesehen. Charly, ein schöner Name.  Melissa kam auf ihn zu, sie sah betroffen zu Boden und legte eine Hand an seine Wange. „Ich weiß, du magst keine Clowns.“, hassen wäre das treffendere Wort gewesen. „Aber die Kinder freuen sich so sehr darauf. Sie haben einmal einen Clown im Kindergarten gesehen und seit dem wollte Jolene unbedingt einen Clown auf ihrem Geburtstag haben. Geh doch so lange nach hinten und bau die Hüpfburg für nachher auf, hm?“

 

 

_____

 

Ja, Clowns sind wirklich was beängstigendes 😛

Published inWriter Challenges

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