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Lagerfeuergeschichten Posts

181 – [06.05.2014] Ankunft Atlanta

Es war ein verregneter Tag im Mai, die Scheibenwischer des Wagens quietschten bei jeder Bewegung und aufgrund der Dunkelheit der Nacht konnte Matt nur spärlich die Straße überblicken. Glücklicherweise waren sie allein darauf unterwegs. Sarah hatte sich auf der Beifahrerseite mit dem Kopf gegen das Fenster gelehnt und blickte verträumt hinaus.

Matt kam nicht ohnehin, immer wieder zu ihr zu blicken. Irgendetwas war seit ein paar Tagen anders, faszinierender an ihr geworden. Obwohl die beiden jetzt bereits zwei Jahre zusammen durch die Staaten zogen, nahm Matt eine bisher ungeahnte Schönheit an Sarah wahr. Er fragte sich, wie er das bisher übersehen konnte – und fühlte sich seltsam, das er diese Steigerung bisher nicht für möglich gehalten hatte. Vielleicht war es auch einfach diese ungewohnte Ruhe, die sie ausstrahlte, obwohl sie heute noch gar nicht zur Spritze gegriffen hatte.

Tag 376 a.S. #668 [12.11.2015] – Konfrontation mit dem Jäger

Angst.

Eine gute Wahl für einen Jäger. Ängstliche Beute macht grobe Fehler, handelt instinktiv. Instinkte sind berechenbarer. Menschen rennen vor dem Auslöser der Angst weg, Instinkte wie Tiere.

Alligatoren sind schnell, schneller als ihr. Also nicht weglaufen.

Matt hatte Shys Worte noch im Kopf, aber die Mistviecher waren bereits am Rennen. Stehen bleiben war keine Option, außer man könnte Unsichtbar werden. Unsichtbar… das war die Lösung!

Das kann richtig schiefgehen.

Eigentlich war Matt kein Freund von Alles-oder-Nichts Entscheidungen, aber realistisch gesehen hatte er nicht genug Munition, um die Alligatoren auszuschalten, bevor sie bei der Gruppe waren. Es würden nicht alle schaffen. Kein Gedanke wurde daran verschwendet, jemanden als Ablenkung zurück zu lassen.

Tag 372 a.S. (2 Tage vor Bild 666) [8.11.2015]

Stimmung

Leise öffnete sich die Tür zum Nebenzimmer. Matt betrachtete die Matratze, welche ihn so kalt und leer aus der Mitte des Raumes anblickte. Überhaupt war der Raum kahl und unfreundlich. Mit drei Schritten stand er im Raum und ließ den Blick über die Wände schweifen. Es war alles noch so unpersönlich hier.

Er atmete tief ein und schloss die Augen für diesen Moment. Aber es passierte nichts. Matt schüttelte den Kopf und zog sein Handy aus der Hosentasche, suchte ein wenig herum, bis schließlich der Song lief, den er gesucht hatte. Zugegeben, es klang nicht besonders gut durch den Lautsprecher des Handys, aber das machte den Flair erst richtig her. Es war immerhin ihr Lied und das hatten sie vor ziemlich genau 500 Tagen auch nur aus einem Handylautsprecher gehört. Jubiläum. Matt legte das Handy auf die Matratze.

[Kristin] Kirschgrün

Musik

Scott kippte seinen Kopf in den Nacken und den Inhalt des kleinen Glases den Rachen herunter. Als er das Glas mit einem krachen auf den Tisch schlug, sog er die Luft scharf ein. Sein Gegenüber lachte, Scott blinzelte einmal und grinste dann: „Noch so einen!“
„Jetzt übertreibs nicht gleich.“
Aber Scott fuchtelte mit der Magnum, als er mit der Hand eine wegscheuchende Geste machte, sodass der Andere sich erhob und Scotts Glas mitnahm.

[Michael] Sternenstaub

„Wenn in L.A. die Sonne aufgeht ist es als würde man auf den Ruinen eines besseren Lebens stehen.“  Michael sah die 8 Stufen des Hauseingangs runter bis auf die unterster Stufe, wo ein etwa sechzig jähriger, schwarzer, Obdachloser stand und philosophierte. Er grinste den alten Mann an: „Oscar das klingt so gar nicht nach Dir.“
„Danke Sir, das ist es auch nicht.“ Oscar sah zu dem jungen Deutschen auf und betrachtete seine hagere Gestalt. Seine blauen Augen wirkten wach und unruhig, wie auf etwas gerichtet, dass man auf den asphaltierten Straßen der Stadt nicht wahrnehmen konnte. Seine dunklen Haare umrahmten sein Gesicht und gaben Michael eine mysteriöse, anziehende Aura.
„Ist nicht viel passiert hier in der Gegend. Die üblichen verdächtigen und Mrs. Dreyfuss aus der 118 ist ins Krankenhaus eingeliefert worden. Wohl ein Herzinfarkt.“ Er zuckte mit den Schultern, als würde er es bedauern, sich aber dem Schicksal beugen, dass Leuten aus dieser Gegend nunmal widerfährt.
„Naja, man kann nicht immer Glück haben!“ Michael warf dem alten Mann eine Orange zu und bestätigte Oscars Schicksalsergebenheit. „Hier, ein paar Vitamine.“ Dann überreichte er ihm drei Dollar. Er war seine beste Quelle in diesem Viertel und lebte direkt unter der Treppe zum Hauseingang.