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Preludium für Muna

Cyril trommelte mit den Fingern der linken Hand auf dem Schreibtisch, direkt neben der Tastatur, während er mit der Computermaus den Cursor über den Bildschirm jagte. Personendaten und Bilder ploppten auf, auf dem Bildschirm rechts daneben war die Stadtkarte Hamburgs zu sehen, mit unterschiedlichen Markierungen darauf. Er stoppte kurz, als er die Datei von Spider vor sich hatte. Dimitri Pursuité war als richtiger Name eingetragen, Cyril zog die Augenbrauen zusammen, während er auf das Bild blickte. Dich krieg‘ ich auchnoch

Aus den Boxen schallte Musik:
„Hast du dich heute schon geärgert, war es heute wieder schlimm?
Hast du dich wieder gefragt, warum kein Mensch was unternimmt?
Du musst nicht akzeptieren, was dir überhaupt nicht passt
Wenn du deinen Kopf nicht nur zum Tragen einer Mütze hast“

Er prüfte kurz die restlichen Daten, die er selbst eingegeben hatte. Waffenschieber, Aura: Mensch, Caitiff, angeblich neutrale Position bei den Kunden, offiziell in der Camarilla registriert, gute Kontakte zu anderen Caitiff, hat sich in Bezug auf Kristin verdächtig verhalten. Ja, da war etwas gewesen, nur eine kleine Bemerkung am Rande, aber seitdem war Cyril misstrauisch geworden. Dumm nur, dass er sonst nirgends geeignete Munition bekommen konnte.

Es ist nicht deine Schuld, dass die Welt ist, wie sie ist
Es wär nur deine Schuld, wenn sie so bleibt
Es ist nicht deine Schuld, dass die Welt ist, wie sie ist
Es wär nur deine Schuld, wenn sie so bleibt, wenn sie so bleibt

Cyril wechselte zum eMail-Programm und sah seine Mails durch. Dann die seines Bruders, von Raziel und Spice. Die einzige, die wirklich interessant für ihn war, kam von Cuervo und war an TH0R@rosebutt.fr gewendet. Cyril überflog die vier Lokations und öffnete eine weitere Personendatei: Lorenzo Giovanni, jüngstes Mitglied der Giovanni in Hamburg, seit fünf Jahren Kainit, vermutlich verantwortlich für diverse Morde und Hauptverdächtiger bei einer Serie von Entführungen mit tödlichem Ende, die Polizei hat keine Stichfesten Beweise um den Frauenmörder festzusetzen. Wie auch, wenn die Giovanni-Familie wirklich solchen Einfluß dort hat. Organhändler auf dem Schwarzmarkt, in der Szene-Disko ‚Black Rose‘ Stammgast.

„Glaub keinem, der dir sagt, dass du nichts verändern kannst
Die, die das behaupten, haben nur vor Veränderung Angst
Es sind dieselben, die erklären, es sei gut so, wie es ist
Und wenn du etwas ändern willst, dann bist du automatisch Terrorist“

Cyril betrachtete das Bild von Lorenzo, langes schwarzes Haar, auffällig blass,  was mit schwarzer Schminke so retuschiert wird, als wäre die Blässe gewollt. Ein Schönling ohnegleichen, die Kleidung Szenetypisch, aber schlicht und das umgedrehte, silberne Kreuz an der Kette um seinen Hals zog vermutlich genau die richtigen Mädchen an. Seine Augen waren dunkelbraun und Cyril entdecke sofort diesen lüsternden Jägerblick darin. Er leckte sich selbst über die Fangzähne – Hunger.

„Es ist nicht deine Schuld, dass die Welt ist, wie sie ist
Es wär nur deine Schuld, wenn sie so bleibt
Es ist nicht deine Schuld, dass die Welt ist, wie sie ist
Es wär nur deine Schuld, wenn sie so bleibt
Weil jeder, der die Welt nicht ändern will
Ihr Todesurteil unterschreibt.“

Wieder schaute er auf die Mail mit den vier Orten, welche alle auf Lorenzos Namen registriert waren. Cyril lehnte sich zurück und legte die Hand ans Kinn während er über die Wohnungen nachdachte. Er war sich sicher, dass drei davon Nieten waren… aber wo erlegte er sein Wild wirklich?

„Lass uns diskutieren, denn in unserem schönen Land
Sind zumindest theoretisch alle furchtbar tolerant
Worte wollen nichts bewegen, Worte tun niemandem weh
Darum lass uns drüber reden, Diskussionen sind ok“

Eine weitere Mail trudelte auf Cyrils Account ein. Sie war von einem der ‚freien Mitarbeiter‘ und enthielt nur einen Satz: Der Totengräber hat eine schwarze Rose vom Feld gepflückt. Cyril fluchte, Lorenzo hatte wieder ein Mädchen abgeschleppt. Jetzt war Eile angesagt, er öffnete eine Schreibtischschublade und griff nach dem Waffenholster, welches mit seinen beiden Pistolen gefüllt war und schnallte es um die Hüfte. Währenddessen schaute er immer wieder auf den Bildschirm. Welche Wohnung war es?

„Nein – geh mal wieder auf die Straße, geh mal wieder demonstrieren
Denn wer nicht mehr versucht zu kämpfen, kann nur verlieren!
Die dich verarschen, die hast du selbst gewählt
Darum lass sie deine Stimme hören, weil jede Stimme zählt“

Cyril erhob sich rasch und öffnete die Bilddateien. Eine der Wohnunen war direkt hinter einem italienischen Restaurant. Viel zu offensichtlich, aber genau darauf setzte Cyril. Lorenzo war der Wolf im Schafspelz und vermutlich extrem überheblich, lachte sich in seinem Kämmerchen über die dummen Menschen kaputt. Die Familie würde ihn schon decken. Das musste die Wohnung sein. Cyril verließ  den Raum.

„Es ist nicht deine Schuld, dass die Welt ist, wie sie ist
Es wär nur deine Schuld, wenn sie so bleibt
Es ist nicht deine Schuld, dass die Welt ist, wie sie ist
Es wär nur deine Schuld, wenn sie so bleibt“

Kurz schwang die Tür wieder auf und Cyril holte noch zwei Holzpflöcke aus der Schublade, ehe er entgültig verschwand.

„Es ist nicht deine Schuld, dass die Welt ist, wie sie ist
Es wär nur deine Schuld, wenn sie so bleibt“

Published inRollenspiel-Storys

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