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Rückkehr

Der Toreador mit der auffälligen Narbe, welche von den Haarwurzeln bis hinunter zum Herzen verlief, schaute gekonnt höflich, obgleich er tierisch gelangweilt war. Mit einem Tablett in einer Hand, auf dem mehrere Weingläser, gefüllt mit Menschenblut stand er an eine Wand gelehnt und beobachtete die Gesellschaft aufmerksam. Bei einem Handwink trat er mit gesenktem Kopf hervor und bot seine Auswahl dem Gast dar. Dabei spürte er immer wieder aufs neue den Blick der Gastgeberin. Die Schattenkönigin achtete penibel darauf, dass er seine Arbeit gut machte. Jede falsche Geste würde er nach der Versammlung schmerzhaft zu spüren bekommen, so wie jedes Mal.

Einer der, für den Toreador hässlichen, Tzimisce erhob seine Dornenbesetzte Hand. Mit eiligen, aber professionellen Schritten näherte der Toreador sich der Gruppe Sabbatvampire. Er reichte ihnen das Tablett hin, ohne sie anzusehen. Die hohen Tiere der Sekte, jedenfalls betitelten sie sich selbst so – der Adel unter dem Sabbat. Heute hatten sie ein paar jüngere ihrer Brut dabei und das bekam der Toreador auch sofort zu spüren. Ein stoß in eine seiner Kniekehlen von hinten und anschließendes Gelächter der Frischlinge. Er ging auf ein Knie hinunter und bekam zu hören: „Genau so, Schwuchtel. Zeig mehr Respekt!“

Er knirschte mit den Zähnen, wagte aber nicht in irgendeiner Form darauf zu reagieren. Das musste seine Herrin klären. Nachdem die Gläser vom Tablett genommen wurden, erhob er sich wieder und machte sich auf den Weg in die Küche, um nachzuschenken. Die Gespräche der selbstgefälligen Herren und Damen gingen indess weiter.

Er verließ die Küche durch die Hintertür nach draußen in den Garten, zu den Käfigen mit den Menschen darin. Drinnen hörte man Gelächter, die Gesellschaft schien sich köstlich zu amüsieren. Wie jeden Abend, an dem er draußen war, blickte er gen Himmel, ehe er zu den Opfern ging. Ein Schemen schnitt durch die Wolkendecke. Der Toreador stutzte und senkte des Tablett. Mit eiligen Schritten begab er sich auf die steinernde Mauer, die das Grundstück umzäunte und schaute sich suchend um.

Beinahe hätte er schon aufgegeben und das ganze für seine eigene Fantasie gehalten, da sah er den Schemen nochmal am Himmel – wie eine riesige Fledermaus, die einen bizarren Schatten auf den Boden warf. Jetzt war er sich sicher. Mit einem kurzen Blick zurück zum Haus, sprang er über die Mauer und lief zu den parkenden Gefährten der Gäste.

Stimmung
Der Toreador griff sich eines der Motorräder, nahm seinen speziellen Schlüssel aus der Innentasche und nach einigem Rucken im Schloss sprang die Maschine an. Er zog das Gas durch und verließ mit quietschenden Reifen das Gelände. Weit entfernt hörte er seine Herrin aufgebracht seinen Namen schreien: „Sánches!“

Doch der Toreador ignorierte das, nachdem er eine einigermaßen gerade Strecke vor sich hatte, holte er mit einer Hand ein Handy aus der Innentasche seines Jackets, tippte drei Buchstaben hinein und versendete die SMS an sämtliche seiner Kontakte.

SKY

Published inRollenspiel-Storys

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