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The Door in myself

Die Füße der alten Schachtel steckten in Pantoffeln.

Genau das war das letzte Bild, das Markus vor Augen hatte bevor die Tür knarzte und die Dunkelheit des Badezimmers ihn umfing. Ein kleiner Lichtschlitz unter der Tür blieb, den er mit der Decke zustopfte die ihm Eevee vorher gegeben hatte. Sogar die Decke roch nach Alter und Moder. Er mochte diesen Geruch nicht.Es erinnerte ihn vielleicht zu sehr an Grabgeruch, einer Station von der er nur noch eine Haaresbreite entfernt war.
Der Geschmack von Huans Vitae war immer noch nicht aus seinem Mund verschwunden, und vor seinem inneren Auge sah er nochmal das gleißende Licht des Feuers, das ihn damals verschlungen hatte.

Es konnte so schnell gehen.

Als Mensch hoffte man immer im hohen Alter einfach einzuschlafen. Jeder dachte, das wäre eine friedliche Art zu sterben. Einschlafen…

Und kaum hatte man die Fesseln der Sterblichkeit abgelegt, schon war man dem Tod so nah wie nie zuvor. Hinter jeder Ecke schienen Gefahren auf sie zu lauern. Die Vergangenheit, voller überwundener Gefahren. Die Zukunft, voller bevorstehender Gefahren. Und er hatte sich dafür entschieden Kinder in diese Welt zu setzen. Eine großartige Entscheidung! – Klappe zu Gehirn! – Da bist du mal wieder sterblich und du denkst nur ans Ficken und vergisst dabei das Gummi. – ICH HABS JA KAPIERT!

Die Dunkelheit wurde jäh durchbrochen und Markus zuckte zusammen, die Hand bereits am Schwertgriff. Ganz langsam drehte er sich zurück und starrte nach vorne, wo er eben etwas vermutet hatte. Zwei grüne Punkte glommen auf einmal in der Dunkelheit auf. Er fixierte sie. Sie fixierten ihn. Es schien… es mussten zwei Augen sein. Sein Gegenüber verharrte. Markus trat einen Schritt nach vorne, der Andere bewegte sich auch, dann verharrten sie wieder voreinander. Ganz langsam streckte Markus die Hand aus um nach dem Anderen zu greifen. Sie kam einen Meter weit, dann stieß sie auf etwas glattes Kaltes. Er ließ sie prüfend darüber fahren, blinzelte dann nur mit einem Auge. Ein grüner Punkt verschwand.

Erleichtert trat er wieder einen Schritt zurück und ließ sich gen Boden sinken. Ich bin stolz auf dich. – KLAPPE ZU GEHIRN!

Er lehnte wohl an der Badewanne. Wenigstens berührte er kalte Fliesen mit dem Rücken. Und so langsam trat auch die Müdigkeit ein, die das Tageslicht mit sich brachte. Außerhalb des Badezimmers hörte er Eevee in der Wohnung rumrumoren. Wenigstens war es nicht so still wie in einem Grab.

Markus legte das Gesicht in die Hände und versuchte die Situation zu erfassen. Sie waren nur noch zu dritt – VIERT – er hatte gesehen wie Huans Körperteile in der Gegend verteilt wurden, das heilte niemand all zu schnell weg. Das mit der Asche hatte er noch nicht verstanden, warum war er nicht einfach in einem Wölkchen vergangen?  Die Anderen… waren dann wohl in dem BMW abgehauen. Das waren Muna, Raymond, Martin und Cyril.

Er hatte Eevee hier. Und das war auch ganz gut so, die kleine war wie Feuerspucker mit Tourettesyndrom, brandgefährlich sozusagen. Keine Ahnung davon wie man halbwegs unauffällig Auto fuhr und schon gar nicht wie man bei einer Polizeiverfolgung unbemerkt verschwand. Holy shit, was sie unter den Streifenwagen geworfen hatte, sowas hatte Markus bisher noch nie zu Gesicht bekommen, noch nicht mal in irgendwelchen Filmen. Was sie wohl sonst noch dabei hatte. Hoffentlich genug für die nächste Zeit, denn im Endeffekt war sie ja auch nur ein Mensch und dann auch noch seine Tochter, ergo ein bisschen doof, weshalb er nicht erwarten konnte, dass sie sich daran erinnern würde wie man solche Waffen hier herstellen könnte. Wäre sie doch wenigstens ein klitzekleines Bisschen nach ihrer Mutter geschlagen und hätte nicht ganz sein Wesen geerbt. In so einer Welt wie der Zukunft kam man damit sicherlich gut zurecht, aber hier… er musste auf die Kleine echt aufpassen, um ihrer selbst willen.
Er konnte die Verbündeten die er noch hatte an einer Hand abzählen. Wo war Niklas? Noch bei Tamara in der Abstellkammer, das war wohl halbwegs gut, mit seinem momentanen Geisteszustand war er ein Hindernis und eine kleine Bedrohung und kein Verbündeter.

Und dann war da noch Raziel. Komatös und seinem neu erklärten Erzfeind schutzlos ausgeliefert. Brody wäre kein Hindernis für Spider, aber der würde ja auch in der Nacht kommen, wenn sich der Wolf ausruhen würde. Aber er musste doch über sie als Patientin durch Knuth bescheid wissen, weshalb hatte er ihr noch nichts getan? Oder hatte er das vielleicht schon und es war ihm – UNS – einfach nicht aufgefallen?

Was war überhaupt mit Razorclaw los? Er verhielt sich gar nicht mehr so feindlich wie noch vor einiger Zeit, eher unterkühlt neutral ihnen gegenüber. Er hatte Eevee gefragt wie es ihr hier gefallen würde, DAS war eindeutig unter merkwürdig zu verbuchen. Vielleicht wollte er sie doch nicht tot sehen, vielleicht konnte man sogar mit ihm Geschäfte machen.

Am Rande seines Bewusstseins klopfte etwas. Er öffnete die Tür und sah sich noch einmal mit der Situation bei Tarot konfrontiert. Sein Geist war in Huans Körper gewesen und wurde in den Körper übertragen, den sie aus der anderen Dimension geklaut hatten. Es war per se nicht sein Körper gewesen…

Gegen die Müdigkeit ankämpfend rappelte sich Markus noch einmal auf. Er fühlte sich schon leicht benommen, deshalb drehte er sich im Kreis bis er wieder das Flackern sah. Und dann erstarrte er. Aus der Dunkelheit blickte ihm ein giftgrünes und ein elektrisierend blaues Auge entgegen. Schön, endlich hast du mich bemerkt.

„Fuck… ich teile mir einen Körper mit… mir.“

Es rummste laut, als er schlafend mit dem Kopf in der Badewanne aufschlug.

Published inRollenspiel-Storys

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