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This is madness…

Stimmung

Leicht lag die Waffe in meiner Hand, ich drehte sie etwas, sodass sich das Mondlicht darin reflektierte. Ich stoppte, als ich meine eigenen Augen darin sehen konnte. Sie sagten absolut nichts aus, keine Wut, kein Hass aber auch keine Reue. Dann verschwand die Desert Eagle im Halfter auf meinem Rücken, während ich durch den Schlafraum ging. Der Geruch von Schießpulver und Silber lag in der Luft und vermengte sich jetzt mit Benzin. Sorgsam kippte ich dies aus dem Kanister über das Bett und den Boden, legte eine Spur durch den Flur und tränkte auch die Couch im Wohnzimmer damit.

Bens Haut glänzte, das konnte ich vom Hauseingang sehen, bevor ich das Sturmfeuerzeug auf die Benzinspur fallen ließ. Ich beobachtete, wie sich das Feuer rasch ausbreitete und auf die beiden Körper überging, die sich im Haus befanden. Bei ihr vermutete ich es nur, denn das Schlafzimmer war von hier nicht einzusehen. Also betrachtete ich die Couch und wandte mich erst ab, als Ben nicht mehr zu erkennen war. Ein schwarzer Klumpen blieb zurück und ich zog die Haustür zu, ehe ich mich von dem brennenden Gebäude entfernte.

Auf dem Weg zu meiner Maschine begleitete mich mein Avatar in Gestalt eines schwarzgeschuppten Drachens mit ebenso nachtschwarzen Augen und dem Geruch von Magma. Seine Krallen klangen auf dem Boden wie Metall, welches über Marmor klackte – und das obwohl der Boden hier eine Wiese war. Die Ähnlichkeit mit einem Velociraptor war nicht abzustreiten und seine knochigen Flügel waren auch mehr ein Dornensatz zum kämpfen als zum fliegen.

Vor meiner Kawasaki Ninja erwartete mich jemand. Es war Eve, die völlig geschockt auf das Haus starrte. Als sie mich erblickte, öffnete sie den Mund, um mir etwas zu sagen.

Doch soweit kam sie nicht. Ihr Körper krachte zu Boden und ich stieg über sie hinweg auf das Motorrad. Dann steckte ich die Pistole wieder weg und setzte den Helm auf, welcher wie ein Drachenschädel geformt war. Ein Treffer war in ihrem Kopf, der andere in ihrem Herzen…

Trotz dessen, dass ich das Licht nicht angeschaltet hatte, konnte ich die dunklen Augenringe sehr gut an meinem Spiegelbild erkennen. Ich betrachtete mich eine Weile im Spiegel des Badezimmers, etwas Licht schien vom Wohnzimmer hinein – solange wie mein Handy noch nachleuchtete, da ich die Uhrzeit erfahren wollte. Es war erst vier und bereits das dritte Mal, das ich aufgewacht war.

Kurz bevor das Licht ausging, sah ich es:

Ein Blutfleck auf meiner Brust, dort wo mein Herz saß. Es sah aus, als quoll das Blut einfach durch die Haut nach außen.

Der Ausblick von hier oben war herrlich, die Stadt leuchtete Nachts in den schönsten Tönen künstlichen Lichts und ich hatte diesen Ausblick hier oben für mich ganz alleine. Bald konnte ich mein Ziel fokkussieren, die schwarze Limousine war kaum zu übersehen.

Mit ein paar gezielten Sprüngen war ich ein paar Häuserdächer weiter unten. Der Wagen fuhr von der Hauptstraße in eine etwas kleinere Gasse und ich landete direkt auf dem Dach. Das Geräusch des Aufpralls brachte den Fahrer zum Bremsen, aber ich hielt mich nicht lange damit auf, auf irgendwelche Reaktionen zu warten. Die Raptorenkrallen an meinen Handgelenken rissen das Dach des Wagens auf und schälten es nach oben weg. Den ersten Insassen packte ich am Hals und zog ihn hoch, um ihn in der Luft zu zerschneiden, der Fahrer kassierte eine Kugel.

Doch wo war das Zielobjekt?

Ich erfüllte meinen sowieso sehr leeren Geist mit noch mehr Leere und konzentrierte mich auf die Gedankenspuren der Umgebung. Er konnte doch noch nicht so weit weg sein?

Zu spät bemerkte ich meinen Fehler, er hatte sich abgeschirmt und jetzt flog ich bereits ungebremst durch eine Gebäudewand. Ich erkannte nur einen Schemen und schlug in die Richtung, er ergriff mein Handgelenk und wirbelte mich herum, sodass ich unsanft Bekanntschaft mit dem Boden machte. Ich spürte ein Knie in meinem Rücken und die Hand, die nicht gerade meinen Arm auf den Rücken drehte, legte sich gefährlich an meine Kehle. Ich saß fest und er hatte leichtes Spiel mir jetzt sofort das Genick zu brechen.

Stattdessen riss er mich hoch und zwang mich ein paar Schritte mit ihm zu gehen. Der Schmerz betäubte mich aber ich stemmte mich dagegen, tänzelte, versuchte mich herauszuwinden. Es gelang mir nicht. Warum kam ich da nicht mehr heraus? Es war, als würde der Typ jede Bewegung bereits kennen, bevor ich sie tat.

Plötzlich standen wir im Bad des Gebäudes. Es war ein heruntergekommenes, von Rost und Schimmel befallenes Klo – aber es hatte einen Spiegel. Er war dreckig und ich sah kaum etwas, zuerst nur meinen eigenen Umriss, bald mein Gesicht und….seins.

Die Leere meines Geistes wurde mit Verwirrung gefüllt. Wie war das möglich?

Der Typ sah aus wie ich…er war…..ich?…!

Die Fliesen des Badezimmers waren kalt für meine erhitzte Haut. Meine rechte Hand war auf meine Brust gepresst und ich spürte, dass sie schmierig war. Heißes Blut quoll zwischen den Fingern hervor und ich hatte keine Kraft, um mich vom Fußboden zu erheben. Ich hatte nicht mal Kraft irgendeine Laut von mir zu geben. Es war dunkel um mich herum und diese Dunkelheit kroch auch bald durch meinen Geist…und Körper. Mich verließen die Lebensgeister…

Nicht….

das….

Herz….

….

Mama….!

Hustend, als wäre ich ertrunken und hätte eine Menge Wasser geschluckt, richtete ich mich reflexartig auf. Das unregelmäßige Pochen meines Herzens schmerzte und brachte mich völlig aus dem inneren Gleichgewicht. Leuchtende Bilder schossen über meine Augen, die dadurch anfingen zu schmerzen wie das plötzliche Licht nach ein paar Stunden vollkommener Dunkelheit. Mir war schwindelig und mein Körper fühlte sich taub an. Die Gesichter brannten sich ein. Mein Vater, meine Mutter und mein Bruder. Sie alle waren an Herzversagen gestorben… ich wollte ihnen da nicht nacheifern.

„Konzentrier‘ dich!“, entriss ich die Worte meiner wie zugeschnürten Kehle. Ich fixierte mich auf Onoko, wie sie meditierte. Das hatte sie oft getan und so war es ein leichtes dieses Bild zu projizieren – und sich daran festzuklammern. Ich presste meine ebenso unregelmäßige Atmung wieder in feste Bahnen und begann anschließend damit mein Herz zu kontrollieren. Es gelang nicht sofort und ich sah bereits wieder Sternchen im Sichtfeld, die meine baldige Bewusstlosigkeit ankündigten, aber ich verbiss mich regelrecht in der Disziplin, die mir antrainiert wurde. Mit reiner Kraft meines Willens konnte ich meinen Herzschlag regulieren und in geordnete Bahnen pressen.

Ich tat für unbestimmte Zeit nichts anderes als zu atmen und zu schlagen. Denn ich war mein Herz und ich war meine Lunge, sie waren nicht mehr bloß ein Teil von mir. Mit diesem tieferen Bewusstsein des Seins konnte ich mich dann schließlich erheben und zurück zum Bett gehen.

Als ich wieder lag bewegte ich prüfend meine Finger.

Daran war kein Blut, ebenso wenig wie auf meiner Brust.

Published inRollenspiel-Storys

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