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Traum 3 (Tag 8)

Unabhängig davon – wenn du mich brauchst, werde ich da sein…

Dunkel erstreckte sich Onokos Trainingsraum vor Teshi. Das Kohlebecken war gerade komplett ausgegangen. Langsam schritt er durch den Raum, er wusste genau, wo die Trainingsschwerter lagen.

Aber irgendetwas stimmte nicht… jemand war hier. Teshi blieb stehen und schaute sich um.

Vor ihm glimmte ein rotes Augenpaar auf. „Du hast doch nicht etwa gedacht, dass du mir so einfach davonkommst?“

Teshi fluchte leise, als die Gestalt einen hörbaren Satz auf ihn zu machte. Konzentriert wich er dem ersten Angriff aus, blockte den zweiten mit den Armen ab – und schrie auf. Ein Blick auf die Arme, das hatte er schonmal gesehen. Blutige Striemen zogen sich darüber, aber dieses Mal war das keine Peitsche!

Sein Blut tropfte auf den Boden, die Arme brannten. Er hob den Blick. die Gestalt war noch da un betrachtete ihn. Durch das hereinscheinende Mondlicht konnte Teshi nun mehr Umrisse sehen. Die Krallen der Gestalt waren mit seinem Blut getränkt, der Tigerschwanz peitschte launisch hin und her und die gesamten Beine waren bereits pelzig und hatten deutlich die Form von orange-schwarzen Katzenhinterpfoten.

Doch die Ohren fehlten.

Teshis Ohren zuckten, bevor sein dunkles Spiegelbild einen erneuten Satz auf ihn zu machte. Der Satz war ein Sprung über Teshis Kopf hinweg, gefolgt von einem Tritt in seinen Rücken. Teshi stolperte vorwärts und ehe er sich fing, traf ihn bereits ein Schlaggewitter in seine Rückseite, bis ihn ein Treffer in die Kniekehlen zu Boden zwang.

Ächzend fing er sich mit den Händen ab, um nicht vollends auf dem Gesicht zu landen. Er spürte das Blut seinen Rücken hinablaufen. Die wilde Kreatur hinter ihm hielt kurz inne und schrie ihn an: „Du kannst nicht einfach gehen! Was fällt dir eigentlich ein, sie alleine zu lassen?“ Teshi hörte ihn näher kommen…

Er fing den nächsten Hieb ab, indem er seinen eigenen Arm nach hinten drehte und das Handgelenk des anderen packte. Ein überraschtes Gurren des Tigers, dann das Knacken seines Armes, den Teshi berechnet auskugelte, während er sich in einer Drehbewegung erhob und mit dem Gesicht zu seinem Gegner stand.

Der Tiger fletschte die Zähne und ließ der Raserei freien Lauf. Unkontrolliert schlug er so hart und schnell zu, wie er nur konnte. Doch es war keinerlei system darin, es war nicht mehr als eine wilde Bestie – das machte sich Teshi zu Nutze. Sein Gehirn ratterte in Bruchteilen mögliche Verteidigungsmechanismen für jeden einzelnen Hieb deines Gegners herunter und so schlüpfte Teshi einfach unter den Angriffen hindurch, ohne dabei die Haltung zu verlieren. Dabei wanderte er Schritt für Schritt rückwärts zum Kohlebecken – das Tier folgte ihm natürlich.

Ein klägliches Aufjaulen erschallte durch den Trainingsraum, als die Glut des Kohlebeckens den Wilden überschüttete. Teshi stülpte die noch heiße Schale über das Tier und begrub es darunter. Das seine Hände dabei Blasen schlugen konnte er ignorieren – er hatte alles abgeschaltet, Gefühle, Schmerzen – Ablenkungen. Teshi funktionierte nur noch, aber in so einer berechneten Form, dass er verdammt gut darin war. Er hatte schon lange nicht mehr so klar denken können, es war befreiend.

Schließlich stemmte er einen Fuß auf die umgedrehte Kohleschale bis darunter kein Widerstand mehr war – nur ein klägliches Miauzen, wie von einem Kätzchen, welches seine Mutter rief.

„Du hast mir lange genug vorgeschrieben, was ich zu tun oder zu lassen habe.“, sprach Teshi – kühl, ohne jeglichen Unterton.

Published inRollenspiel-Storys

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