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verwehtes Glück

Schon seit Stunden lagen die düsteren Blicke des Ritters auf jenem Paar, im Schlossinnenhof. Von seiner Position auf einem der Balkone, von dem er ebenfalls den Tanzsaal des Palastes gut im Blick hatte, es sollte ihm niemand in die Quere kommen, beobachtete die Beiden.
Er wartete auf den Augenblick, in dem sie sich trennen würden. Thelos unterzog sich der Folter ihrer zärtlichen Küsse, nur um sich seiner Sache sicherer zu werden. Er brauchte dieses Gefühl, auch wenn es schmerzte und sein Herz sich anfühlte, als würde es brennen, so vertrieb es die Angst.

Diese Blicke sollten ihm gelten; ihm allein. Sie sollten ihn verzaubern, ihn dahinschmelzen lassen. Seine Gedanken drehten sich wirr im Kreis, er spürte, wie Hitze seinen Körper durchflutete und die Wut in ihm seine Sicht einschränkte. Er sah nur noch sie, sein Blickfeld verkleinerte sich, er fühlte sich schwach und nur das Geländer konnte ihm noch halt bieten, damit er nicht stürzte.

Während sie sich noch immer liebkosten, fasste er einen Entschluss. Dies sollte der Abend sein, der ihm seine Liebe zurückbringen würde; oh ja, das wusste er, und er wusste auch wie.

Thelos wartete auf den Augenblick, in dem er zur Tat schreiten sollte. Er träumte davon, wie es einst war, als das Glück ihm noch hold war und seine Liebe noch erwidert wurde. Er sah sich in den armen des Menschen, den er mehr liebte, als sich selbst und seine Ehre als Ritter. Er konnte den Schweiß riechen, welcher die beiden Körper benetzte, in jener Nacht, in der sie sich das erste Mal geliebt hatten.
Erregung durchflutete seinen Körper, bei dem Gedanken an die schmerzhaft schönen Berührungen, wie die nackten Körper sich berührten, sich vereinten…

Krampfhaft klammerte sich Thelos am Geländer fest, die Fingerknöchel standen weiß hervor. Er war kurz davor, direkt nach unten zu stürmen als kleine Stücke des Geländers davon abbröckelten. Das Geräusch der prasselnden Steinsplitter hatte die beiden Liebenden aufgeschreckt. Suchend sahen sie sich im Zwielicht der Laternen im Hof um.

Endlich lösten sie sich voneinander, doch nicht ohne sich noch sehnsüchtige Blicke zuzuwerfen. Dann ging sie. Dies war der Moment, auf den er gewartet hatte.

Mit schnellen Schritten ging er zwischen den Gästen im Ballsaal hindurch und er fürchtete, dass sie hörn könnten, wie sein Herz gegen seine Brust schlug. Nur zwei Treppen, und er währe bei ihr. Unbewusst wurden seine Schritte schneller, er lief bereits den langen Flur entlang, der zu der Treppe hinab in die Kammern der Bediensteten führte.
Dort sollte er sie finden.

Noch einmal überdachte der Ritter sein Vorhaben, doch sein Entschluss stand fest. Dieser Abend hatte ihm nun vollends die Angst genommen.

Der Ritter nahm gleich zwei Stufen auf einmal, stolperte die letzten Stufen hinab, als sie ihm direkt in die Arme lief.
„Thelos“, entfuhr es ihr, doch die Überraschung in ihren Augen wich schnell einem Lächeln.
„Arenia… ich“. Der Ritter kam ins Stottern.
„Ja?“ Wieder lächelte sie. Es war ein süßes Lächeln, ihre grünen Augen funkelten ihn voller Erwartung an; doch er konnte nicht sprechen, zu sehr zitterte er am ganzen Körper. Was er zu tun beabsichtigte, brachte ihn aus der Fassung.

Tu es… Tu es!!

Entsetzt sah sie ihm direkt in die Augen, er konnte die Angst in ihnen erkennen, den Schmerz, der sie durchfuhr, als die Klinge des Dolches ihr Herz durchbohrte.

Sie wollte etwas sagen, ihrem Entsetzen Ausdruck verleihen, doch sie brachte nur noch ein Röcheln heraus. „Bitte verzeih Arenia.“ Eine letzte Frage entfuhr ihr, die nach dem Warum. Zwar war es nur Wispern, aber ihre Augen sprachen für sie.

„Ich habe euch gesehen Arenia, ich sah eure Blicke, sah wie sie Begierde versprühten. Du wusstest, dass ich Etos liebe. Du wusstest, dass wir einst glücklich miteinander waren. Ich frage mich schon lange, wie es dazu kam, warum sich seine Liebe von mir abgewandt hatte. Und nun musste ich es auf diese Weise erfahren. Nein Arenia, du brauchst nichts mehr zu sagen, nun, wo du nicht mehr sein wirst, wird Etos wieder mein sein. Dein Tod, Arenia, wird das Feuer neu entfachen, kein Mann übersieht einen solchen Beweis tiefster Liebe und Zuneigung…“

Doch Arenia hörte seine letzten Worte nicht mehr. Leblos sank der zierliche Körper der jungen Frau in den Armen Thelos zusammen. Noch einmal sah er in ihre weit aufgerissenen Augen, er empfand keine Reue. Sachte ließ er sie zu Boden sinken und schloss sie behutsam. Nun war sie tot, durchbrochen die Barriere zwischen ihm und Etos. Er wollte zu ihm eilen, ihm die traurige Kunde von Arenias Tod überbringen. Er würde ihm Trost spenden und helfen, über diesen Verlust hinweg zu kommen.

Schritte. Der Ritter wandte sich um, um zu sehen, wer da den dunklen Flur entlang schritt.
Es war Etos.

Er wusste es, Thelos sah es in den Auen des Mannes, den er so sehr liebte. Es war offensichtlich, noch immer hielt Thelos den Dolch in der Hand, welcher Arenia das Leben genommen hatte. Und diese Waffe war nun auf den Geliebten gerichtet.

„Etos Liebster, lass mich erklären!“

Published inKurzgeschichten

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