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Was will ich?

Ich beendete das Klavierstück und betrachtete Umeko eingehend. Es brannte mir schon eine Weile in der Seele, aber bisher hatte ich nicht genügend Zeit gehabt darüber nachzudenken.
„Sag mal… hattest du eigentlich nur ein schlechtes Gewissen wegen des Diebstahls und hast dich deswegen mit mir beschäftigt im Klavierladen oder hattest du tatsächlich andere Intentionen?“, meine Wortwahl war mies, was ich erst wirklich registrierte, als ich es ausgesprochen hatte.

Umekos Blick veränderte sich: „Natürlich habe ich ein schlechtes Gewissen! Aber, wenn es nur das wäre meinst du ich hätte dir dann Klavierstunden gegeben, als du plötzlich im Laden standest? Ich hätte dich einfach ignorieren können…“, sie sah irgendwie beleidigt aus.

„Du hast gesagt, du wolltest nicht, dass Oda die Sachen bekommt und bist ihm zuvor gekommen… mal davon abgesehen, dass du von vornerein mit mir hättest Kontakt aufnehmen können deswegen… bevor ich bei dir aufgetaucht bin, wie war da deine Planung? Wann wolltest du mir die Sachen zurückgeben?“, es war keinerlei Vorwurf darin, ich versuchte nur das Ganze zu verstehen.

Sie seufzte: „Meine Planung war eigentlich zuerst meine Position in der Camarilla auszubauen, um dann…“ Umeko wich mir mit dem Blick aus, schaute zur Seite.

Ich führte ihren Satz fort: „Den Kuei-Jin auszutricksen, ja. Also hast du da nicht weiter drüber nachgedacht?“

„Doch….ich wollte die Aufmerksamkeit des Kuei-Jin auf Oda lenken und sobald Oda aus dem Weg war solltest du sie wieder bekommen.“

„Ein langwieriger Prozess… In der Zwischenzeit wäre ich dir vielleicht auf die Schliche gekommen.“, oder bei dem Versuch gestorben… oder Ronja… oder Eve…

„Das Risiko musste ich eingehen.“

„Mhm…das Endergebnis wäre wahrscheinlich fataler gewesen, wenn ich es selbst herausgefunden hätte.“, ich wollte mir das eigentlich gar nicht ausmalen… höchstwahrscheinlich hätte es meinen Schatten dann nicht gegeben… ich wäre zu dem geworden, was er jetzt verkörpert.

„Fatalismus gehört anscheinend zum Vampirsein hinzu.“

„Scheint so, ja….wobei… als Vampir hätte mich noch ein Stück Holz gebremst.“, ich versuchte aus dem Gespräch den Ernst zu ziehen und blickte sie freundlich an.

Umeko lächelte leicht: „Das würde es heute auch noch tun.“

Äh… ja. „Mit noch fataleren Auswirkungen.“, mein schmunzeln war vielleicht nicht ganz echt.

„Wie ich sagte. Fatalismus gehört dazu!“ Umeko musste lachen. Ihr war meine absichtliche Benutzung des Wortes ‚fatal‘ nicht entgangen.

„Ja, eben.“, immerhin konnte ich in ihr Lachen einstimmen.

Es verklang und aus der Fröhlihkeit wurde rasch wieder ernst: „Hast du einen Pflock hier?“

„Öh…“, ich musste darüber erstmal nachdenken. Tatsächlich lag sowas hier nirgendwo herum: „Nein.“

„Dann solltest du dir einen zulegen. Ich bin immer noch Kainit und ich weiß das ich mich nicht immer unter Kontrolle habe, besonders wenn es um die raserei geht. Du solltest mich stoppen können….oder….nimmst du dafür lieber das Schwert?“

„Mh, normalerweise reicht mir das als Bewaffnung… ich habe wohl nicht in Erwägung gezogen, dass ich mich gegen dich wehren muss… Ja… ich sollte mir einen zulegen.“. Eigentlich ziemlich naiv von mir….

„Am besten du fragst Eve. Die ist mit den Dingern gut ausgerüstet!“, eine gewisse Traurigkeit schwang in ihrer Stimme mit.

Aber sie hatte Recht, Eve hatte grundsätzlich einen Pflock in greifbarer Nähe. In ihrer Handtasche, in der Schublade des Nachtschrankes… „Ja, ist ihr Part im Normalfall…“, ich nickte zustimmend. Dann erst ging mir auf, was Eve erzählt hatte: „Bist du ihr böse, weil sie versucht hat dich umzubringen?“

„Nein nicht böse…aus ihrer Sicht war das vielleicht verständlich…aber ich….Gott…verdammt…ja vielleicht bin ich ihr wirklich böse!“ Umeko warf die Arme in die Luft und ging nun auf und ab.

„Was ebenso verständlich ist… Was mach ich nur mit euch beiden….“ Ich fühlte mich irgendwie wie zwischen zwei Stühlen.

„Festketten das wir uns nicht erreichen können?… Ich brauche zum Unleben nur einen Sonnenlichtgeschützten Platz und jede dritte Nacht einen unschuldigen Jüngling mit Goldenen Haaren!“ Umekos Grinsen traf mich. Nicht, weil sie gerade andeutete, dass ich sie wie eine Gefangene einfach füttern sollte – das fasste ich sofort als Scherz auf. Vielmehr traf mich ihre…“Blutwahl“.

Mein Blick sprach scheinbar Bände, weshalb sie sich mit einem gemurmelten „Hey das war ein Spass…“ nun aufs Sofa setzte.

„Gah… der war böse… „, ich schüttelte den Kopf, während meine Hand an meiner Stirn lag. „Blond…. fast hättest du mich gehabt.“

Umeko setzte noch einen drauf: „Tut mir leid. Ich wollte mein Essen nicht erschrecken…“

Ich verschränkte die Arme und hob eine Augenbraue: „Ha…ha…“ Das war alle sim Zusammenhang überhaupt nicht lustig. Pflock, blonde Schönlinge und ihr Essen…

Umeko schötzte den Abstand zwischen uns Beiden ab, wechselte aber das Thema: „Wieso zuckst du eigentlich dauernd so zusammen? Sieht aus, als ob du Schmerzen hättest.“

Ich folgte ihrem Blick und registrierte erst währenddessen, dass sie gerade Thematisch eine andere Richtung eingeschlagen hatte: „Nja… hab‘ ich auch… ist aber nichts wildes… verschwindet irgendwann wieder ganz… hoffe ich.“

„Hoffst du? Lüg mich nicht an! Ich weiß das du eigentlich gar nichts weißt!“

Ich blinzelte etwas perplex, ehe ich darauf reagieren konnte: „Also…“ was sollte das jetzt? Was war in sie gefarhren? So kannte ich sie garnicht… „…was ich weiß ist, dass Fehler beim wirken von Magick ziemlich schmerzhaft für den Anwender sind… aber die Effekte davon mit der Zeit verschwinden….mit unbestimmter Zeit, aber sie verschwinden…irgendwann halt.“ Ich merkte, dass ich selbst nicht ganz überzeugt war.

Umeko hob eine Augenbraue. „Also weißt du gar nichts!“

Ich nahm die Arme wieder auseinander und hielt sie recht und links von sich, angewinkelt, die Handflächen nach oben: „Aber…“

Bevor ich weiterreden konnte, fiel sie mir ins Wort: „Nichts Aber! Du weißt gar nichts über deine Kräfte oder ihre Auswikungen habe ich Recht? Als ich das Letzte Mal hier war, da hast du nicht gezuckt! Du warst sogar unheimlich fröhlich! Dann rufst du mich kurze Zeit später an und bist wieder ganz anders. Nein, du weißt gar nichts aber du benutzt sie, ohne über Folgen nachzudenken!“

Das war wie ein Schlag ins Gesicht. Sie hatte keine Ahnung von Magi oder Magick… ich bemerkte erst nach einer Weile, dass mein Mund offen stand: „Wa… das eine hat doch jetzt mit dem anderen nicht zutun…“

Umeko klang irgendwie herausfordernd: „Woher weißt du das?“

Ich versuchte mich zu erklären: „Der Stimmungswandel kommt daher, das mir nicht mehr alles egal ist und ich nicht wie unter Drogen in den Tag hineinlebe… das hat garnichts damit zutun… den Unterschied solltest du gemerkt haben.“

„Du hast mir auch erzählt das es was mit der Magik und deinem Gefühlvollen Ich zu run hat. Die Kugel, du konntest weder wissen was sie tut, noch wieso oder gar die Folgen abschätzen und das ist sicher zum Teil auch meine Schuld, weil ich gesagt habe du musst die Kiste öffnen. Aber Magik scheint gefährlicher zu sein als er!“

Hah und ich dachte erst sie wollte mir für alles die Schuld geben.   „Tatsächlich macht mir seine Magick auch am meisten Gedanken…. du warst nicht die Einzige, die mich dazu getrieben hat die Kugel zu benutzen… ich wusste ja nichtmal, dass sie auslöst nur durch bloße Berührung…“ Onoko…

„Das konnte niemand vorraussehen!….Aber müsste seine Magik nicht so sein wie deine?“

„Vermutlich schon… und wenn er dabei genauso agiert wie ich, zerstört er sich auf Dauer vermutlich selbst… da geht mehr als diese Schmerzen…“, ich dachte dabei an Blaze, sie hat wirklich nicht gut geklungen… und sie hatte uns gewanrt, ganz am Anfang. Magick kann einen Selbst umbringen… aber nicht nur die…   „Ich hab‘ mich mit intensiven Gefühlen immer nur selbst zerstört…“, auf einmal war es wieder da, dieses Gefühl alles verkehrt zu machen. Deprimiert ließ ich mich ins Sofa plumsen.

Umeko gesellte sich neben mich und legte mir ihre Hand auf Meine „Intensive Gefühle sind aber wichtig! Sie halten das hier…“, sie legte mir die andere Hand auf das Herz, „…am Schlagen.“

„Ja, schon… „, aber sie machten auch alles so furchtbar komplitziert.

„Wenn du sie verleugnest oder wegsperrst wirst du wie…wie er…“, ihre Augen wurden dabei dunkel, als kam ihr eine schlechte Erinnerung dabei.

„Nein, glaube ich nicht. Er ist wütend, zornig. Machthungrig… Als ich die Gefühle nicht mehr hatte, war einfach alles egal. Keine Probleme, keine Wut… das Einzige, was wir beide hatten war eine gewisse Einsamkeit… ich glaube sogar, er ist daraus entstanden….also… alles was damit zutun hat. Ich war zu besitzergreifend und schließlich hat mich genau das auseinander gerissen… Ich bin mir auch noch nicht sicher, ob es gut ist das alles wieder zu bekommen. Also ich meine jetzt nicht ihn, sondern halt alle Gefühle die mich ausgemacht haben… Liebe und Zuneigung sind ein Zweischneidiges Schwert…“, was brabbelte ich da eigentlich zusammen? Das nächste Mal erst nachdenken, dann reden!

„Wenn du nur ein Bruchteil deiner Gefühle hast, wie kannst du dann sagen das es besser wäre?“

„Mh… wahrscheinlich einfach, weil ich mich vorher besser gefühlt habe…“, tatsächlich… oder hatte ich das nur geglaubt?

„Ich fände es schrecklich, wenn ich einen Teil meiner Gefühlswelt wegsperren würde oder er einfach verschwinden würde…das wäre wie…wie…einen Teil meiner Seele zu Opfern.“

Genau das hatte ich getan. „Natürlich…. es ist jedes Mal unangenehm bis schmerzhaft, wenn ich an einen Punkt komme, wo ich weiß, da sollte etwas sein… es aber nicht erfassen kann. Ich fühle mich jedes Mal ein Stück schlechter, wie beim schlechten Gewissen, dass ich es nicht fühle… wahrscheinlich… ändert sich das wieder, wenn ich komplett bin. Dann geht es mir vielleicht wieder besser.“…wird es mir je wirklich gut gehen? Also…echt und richtig?

„Welche Gefühle fehlen dir denn genau? Was spürst du, wenn du an unseren ersten Abend zurückdenkst?“

Jeder vernünftige Mann wittert hinter soeiner Frage eine Fangfrage… ich Stand auf dem Schlauch… es war gar nicht so einfach das zu erklären: „Also… was ich gemerkt habe… wenn ich in meinen Erinnerungen wühle, das die Gefühle Stück für Stück wiederkommen… was mich aufhält ist dieser Schwall an Gefühlen… ich nehme einfach alles zu schnell hintereinander wahr und bringt mich wieder zu dem Chaos, in dem ich vor der Spaltung war…“, das hatte ichs chon im Gespräch mit Ronja gemerkt. Es wallt alles auf einmal hoch und überrennt mich – und ich habe ganz schnelld as Gefühl, es nicht mehr unter Kontrolle zu haben… wo war ich? Achja, das erste Treffen:  „Du hast… mich ein Stück aus meiner Dunkelheit geholt… Das war wohl einer der ersten Momente, in dem ich das Tier nicht ständig im Nacken hatte.“ Tatsächlich… ich war ständig außer Kontrolle, wurde getrieben von Blut und…. dem Blutsband. Irgendwas hallte durch meinen Kopf, vielleicht ein Knacken.

Umeko betrachtete mich „Vielleicht kann ich dir jetzt auch helfen.“, dann zog sie mich an sich heran und ihre Lippen berührten Meine. Ich war völlig überrascht, damit hatte ich nun nicht gerechnet. Mein Herz fing an zu rasen und ich riss die Augen etwas auf. Ich war unfähig mich zu rühren. Irgendwas war da – und doch war da nichts. Nichts, außer der Unsicherheit was ich mit dieser Situation machen sollte. Aufregung und Angst vermischten sich und blockierten meine Gedankengänge. Da war… ein süßes Kribbeln auf meinen Lippen… aber ich wusste nicht, ob es echt war. Verdammt, ich dachte darüber nach! Damit wurden die Gefühle bereits rationalisiert…

Umeko löste sich irgendwann wieder von mir, schob mich wieder zurück und betrachtete mich: „Das falsche Gefühl?“ Sie sah ein wenig unsicher aus, als wusste sie nicht, ob sie einen Fehler gemacht hatte.

Ich nahm ihre Gestalt in mich auf, obwohl meine Augen nicht wanderten, erfasste ich alles von ihr – auch aus den Augenwinkeln. Mir kamen die Nächte im Klavierladen wieder in den Sinn, das stille Einverständnis… es war eine spirituelle Beziehung auf verschiedenen Ebenen. Was war da noch? Ah… mit einem Mal stürzten meine Gedanken in sich zusammen und vermengten sich in einem einzigen Chaos. Was wollte ich eigentlich? Umeko war wichtig, aber wie wichtig… ich bekam Kopfschmerzen, als unzählige Fragen gleichzeitig beantwortet werden wollten. Irgendwo dazwischen drängte sich der Jäger, der sie mit mandelförmigen Augen anstarrte und intensiv musterte.

Umeko erwiederte meinen Blick ohne Scheu, aber in ihren Augen konnte ich eine leichte Unsicherheit lesen. „Ich wollte dich nicht durcheinanderbringen…tut mir leid.“

Ich hatte es mal wieder geschafft, dass sie sich schuldig fühlte… langsam schwelte wieder diese Wut hoch, diese Wut über mich selbst. Ich schloß die Augen und legte diese in meine Hand: „…macht nichts.“

„Vielleicht sollte ich jetzt lieber gehen.“ auf einmal stand sie auf und ging in Richtung Tür. Das hatte sie schonmal gemacht… da hatte ich nicht reagiert und sie war weg.

Irgendwas in mir Schrie auf, weckte mich:“Nein, warte…“, ich hob den Blick wieder, um sie anzusehen.

Umeko drehte sich wieder um.

„Ich bin derjenige, der sich entschuldigen muss… „, ich wusste nur nicht, wie ich anfangen sollte,

„Nein eigentlich nicht. Dir fehlt ein Teil. Das merkt mann. Ich bin kurz vor Sonnenaufgang zurück.“, dann ging sie doch.

Kaum hatte sich die Tür geschlossen griff ich blindlings nach etwas und schmetterte es zu Boden, stieß einen wütenden Laut über mich selbst dabei aus.

Kaum hatte ich diesen Stoß aus Wut von mir gegeben, erblickte ich den Gegenstand, der nun in Bruchstücken am Boden lag.

Es war Umekos Handy.

Fuck!„, noch wütender über mich selbst konnte ich kaum werden.

Also tat ich etwas, das ich schon ewig nicht mehr gemacht hatte: Ich ging joggen, um mich abzureagieren. Mitten in der Nacht.

Published inRollenspiel-Storys

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