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Zwischen Wahn und Sinn und blauem Meer – Ruhemodus

Ein unheimliches Summen durchschnitt die Stille. Wie ein Schwarm tausender Bienen, die durch den kleinen Raum schwirrten, auf der Suche nach frischem Nektar. Nach Leben. Nach dem Tod. Begleitet wurden sie vom grünlichen Zwielicht, welches die unnachgiebigen Schriftzeichen auf den Computermonitoren abstrahlten. Er war nicht mehr allein in seiner Wohnung, jemand war bei ihm. Jemand, den er eingeladen hatte. Er hörte das leise Atmen der schlafenden Person, beobachtete durch die dunklen Gläser seiner Sonnenbrille, wie sich der Brustkorb des ruhig schlafenden Mannes hob und wieder senkte.
Seine Vitalwerte schienen in Ordnung, Abby beobachtete ihn rund um die Uhr. Genauso wie er selbst. Zahlen und Buchstaben tanzten vor seinen Augen durch den Raum. Sie formten Wörter, kryptische Symbole, nur er verstand sie. Es war ein Code, ein Code um alles, was ihn und Abby mit einander verband zu verschlüsseln. Niemand durfte mitlesen. Abby war sein.

Du hast ihn jetzt seit zwei Tagen unter deiner Obhut. Seit dem gleicht deine Wohnung einem Obdachlosenheim. Bring es endlich hinter dich. Ich will meine Ruhe!

Zähneknirschend griff er nach der Schublade rechts von ihm.

„Es hat seine Zeit gedauert, bis ich sicher gehen konnte. Die Analysen waren nicht eindeutig. Wir haben uns Mühe gegeben. Noch immer scheint es keine klaren Strukturen in dem zu geben, was wir herausgefunden haben. Es…“

Du tust es schon wieder. Du suchst nach Ausreden! Tu was von dir erwartet wird. Er ist eine Gefahr. Eine Gefahr für dich und deine Mission. Was ist, wenn er entkommt, und dich an Garcia verrät? Abby ist in Gefahr. 

Das dunkle Metall seiner Pistole schimmerte im Zwielicht. Er zögerte. Sah sich um.

„Er könnte mich zu ihm führen!“, seine freie Hand zur Faust geballt, sah er wieder auf den schlafenden Mann. Er betrachtete die grünlich schimmernde Glatze. „Was haben sie ihm nur angetan?“

Das spielt keine Rolle mehr. Töte ihn! Er weist keinerlei Wanzen auf. Keine Anzeichen dafür, dass er ein Schläfer ist. Er ist einfach nur ein verwirrter Junge. Töte ihn. Und dann mach dich vom Acker, du hattest doch einen Plan. Was ist darauf geworden? 

Sein Mund verzog sich, der Mann auf dem Reisebett sah friedlich aus. Er fragte sich, ob er soweit gehen musste.

Oh nein. Sind wir etwas weich geworden. Verdammt, wenn du noch länger zögerst, wird Garcia dich hier finden. Und bevor du es bemerkst, bist du sein nächstes Opfer. 

Er hob die Pistole. Der schmale lauf Zielte auf den Kopf der schlafenden Person. Er spannte sich an, er kämpfte, kämpfte gegen den Verstand. Seine Finger verkrampften sich, der Abzug bewegte sich.

Es passte einfach nicht. Die Szene war surreal, James Brown sang seinen berühmten Song „I feel good“. Der Mann regte sich ein wenig. Die Waffe sank zu Boden. Überrascht sah Myar auf seien Hand, in der die Pistole lag und dann auf Pelleks. Es dauerte einen Moment, bis er registriert hatte, dass sein Handy in seiner Manteltasche für ihn sang. Die Pistole fiel mit einem dumpfen Scheppern auf den Schreibtisch. Schnell las er die Nachricht auf seinem Handy.

„Sayuri erkundigt sich, wie es Pelleks geht. Weißt du was. Die Bienen hätten ihn eh wieder zusammen geflickt. Wir können das nicht hier tun.“
Sie sah ihm in die Augen, nickte zufrieden. Dann wurde es vor ihm schwarz. Sie hatte sich abgeschaltet. Ruhemodus. Auch für ihn.

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