Alles war so kalt. Der steinerne Boden, die Wand an der er lehnte und auch der Griff des Schwertes auf dem sein Kopf lehnte waren eisig. Er wusste nicht ob dem wirklich so war, doch momentan wünschte er es sich. Kälte verhieß Trauer und Vergessen.
Zwei Biester kämpften in seinem Inneren miteinander. Sie schrien darum sein Gehör zu erlangen. Eins wollte, dass er trauerte, dafür Sorge trug dass niemand ihre Asche berührte und… es hatte das Bedürfnis ihr zu folgen. Das Andere meinte, dass sie ihm keine andere Wahl gelassen hatte, sie hätte doch alle in Gefahr gebracht die ihm etwas bedeuteten, einschließlich ihm. Er hätte das Richtige getan und müsse seine Gefühle unterbinden. Gefühle waren ein Zeichen von Schwäche und Schwäche hatte ihn doch an diesen Punkt gebracht.
Langsam öffnete Sarkra die Augen. Nichts hatte sich verändert. Die Illusion, sie könnte vor ihm stehen und ihn anlächeln zerbarst bei dem Anblick des Staubes auf dem Boden. Er griff sich an die Brust als ihn das Gefühl überkam einen Teil von sich auf schmerzhafteste Weise verloren zu haben.
Wieder einmal hatte er gehofft dass etwas Gutes in dieser Welt existierte, wieder einmal war er enttäuscht worden. Das Schwert fiel klirrend zur Seite als er die Hände davon nahm und vor sein Gesicht legte. Er merkte, dass nicht mehr viel Blut in seinem Körper war, doch das scherte ihn nicht. Mit dem Blut konnte man alles machen hatte sie ihm mal gesagt…
Langsam rannen kleine Blutrinnsale durch seine Finger, seine Unterarme entlang und auf seine Hose. Wie schlimm musste dieses Dasein über Jahrhunderte hinweg nur sein, wenn es aus einem Menschen ein Wesen voller Hass und Boshaftigkeit machte.
Wieso er…?
Mit zitternden Fingern zog er die leere Munitionskiste aus seiner Hose und klappte den Deckel hoch. Vorsichtig schob er all den Staub den er erblicken konnte in die kleine Kiste und machte sie langsam wieder zu, wie wenn man sich von einem lieb gewonnenen Menschen an der Tür verabschiedet und diese nur langsam schließt um ihm so lang wie möglich hinterher zu schauen.
Dann versuchte er immer noch zitternd auf zu stehen. Zuerst wollten ihn seine Beine nicht so recht tragen, doch nach einigem Abstützen an der Wand stand er wacklig. Sein Blick glitt über die rauen Steine und dann sah er das kleine Loch das er geschaffen hatte. Wankend ging er auf die Wand zu und blieb unter dem Loch stehen, bevor er dagegen hieb und sie unter seinem Schlag zusammenbrach. Da hinter erstreckte sich ein Flur oder Raum, er hatte keinen Blick für seine Umgebung. Eine weitere Wand, ein weiteres Loch, ein weiteres Mal bröckelten Steine zu Boden. Ein weiterer Raum. Klein, dunkel, Staub auf dem Boden. Inmitten des Staubes ein Glitzern auf dem Boden.
Vorsichtig kniete sich Sarkra vor das Kreuz, das den Flug unbeschadet überstanden zu haben schien. Alles was ihm geblieben war…
Er streckte seine Hand nach dem Metall aus und in dem Moment wo es seine Haut berührte fing es an zu zischen und Schmerzen jagten durch seinen Körper. Doch er ließ es nicht los, nahm es behutsam an sich und riss ein weiteres Hosenbein ab um es darin ein zu wickeln. Seine Hände zierten wütende Blasen und verbranntes Fleisch und bei jeder Fingerbewegung schmerzte die malträtierte Haut.
Trotzdem ergriff er die kleine hölzerne Kiste ein weiteres Mal und presste sie an die Stelle wo sein Herz mal geschlagen hatte. Das Blut strömte immer noch aus seinen Augen und er wollte auch nicht dass es so bald endete.
Schmerzhaft wurde ihm nun bewusst, dass er allein war. Muna hatte von Anfang an Recht gehabt mit der Zeit, es waren mehrere Monate ins Land gezogen und sie hatten ihn ersetzt. Nicht nur in der Band, anscheinend hatte auch Niklas selbst die Hoffnung aufgegeben und einen neuen besten Freund gefunden. „Willst du nicht wissen wer in deinem Zimmer wohnt?“ Er wollte es nicht wissen. Im Grunde wollte er nur hier liegen und sterben, was machte das noch für einen Unterschied.
Mit der Kiste in der Hand und dem Kreuz darauf liegend ging er langsam zurück in den Raum in dem es passiert war.
Auf dem Boden entdeckte Sarkra den Pflock, den Enigma aus ihm gezogen hatte. Bestimmt ließ er sich auf die Knie sinken, so wie es die Samurai vor Seppuku, der traditionellen Selbstrichtung, getan hatten. Sollte doch das Schicksal entscheiden wie es für ihn weitergehen würde. Wenn ihn so jemand fände hätte er die Chance es zu beenden und wenn es so sein sollte, dann war es eben so.
Ein letztes Mal strich er über das dünne Holz in dem nun die Asche seiner Erzeugerin ruhte, dann rammte er sich den Pflock ins eigene Herz und kippte erstarrt vorne über, das Holz ganz in seinen Körper rammend.
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