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Cut my life into pieces, this is my last resort…

Musik

Spice kaute nervös auf ihrer Unterlippe herum, die Gesellschaft in der sie sich jetzt befand war ihr einfach noch zu fremd, aber sie hatte es für das beste gehalten wenigstens  irgendwem aus der Band Bescheid zu geben. So saßen also Tarot, Spice, Sascha und Kai im Wohnzimmer. Brody hatte sie nicht erreicht und Stefan war der Weg zu weit gewesen, wer sollte ihm das um fünf Uhr morgens auch verübeln.

„Ich fürchte, er wird für einige Zeit ausfallen in seinem Zustand.“,  meinte Spice dann kleinlaut. Ein flüchtiger Blick zu Tarot, sie war so extrem unsicher was sie eigentlich erzählen durfte. Zum Glück hatte Sascha aufgehört sie gierig anzublicken, er hatte seit einer halben Stunde mit dem durchdringenden Blick Tarots zu kämpfen und versuchte sich irgendwie anders zu beschäftigen. Also blätterte er in irgendeiner von den Zeitschriften, die Spice am Tag zuvor sorgsam auf einen Stapel gelegt hatte. Mittlerweile lagen diese wieder verteilt auf Couch und Fußboden, was sie etwas ärgerte.

Kai wollte gerade ansetzen etwas zu sagen, als ein panischer Schrei aus Niklas‘ Zimmer kam. Spice sprang sofort auf und rannte hin, sie fand Niklas aufrecht in seinem Bett sitzen, Schweiß perlte von seiner Stirn und seine Augen waren vor Angst geweitet, sein Atem ging schwer. Spice setzt sich neben ihm aufs Bett und wollte ihm beruhigend überden Kopf streichen. Niklas war immernoch sehr blass und hatte offensichtlich einen bösen Traum. Er drehte den Kopf weg und hob die Hand abwehrend, hauchte ein „Nicht anfassen!“.

„Was…was ist passiert?“, fragte Spice nun vorsichtig, ihre Hand wieder senkend.

Niklas fuhr sich mit einer Hand durchs Gesicht: „Ein Alptraum… so real.“

„Möchtest du darüber sprechen?“, sie lächelte sanft.

Ehe Niklas antwortete schlug er die Bettdecke zur Seite weg und setzte die Füße am Boden auf. Er griff sich seine Hose und striff sie über, von dem Blut war keine Spur mehr zu sehen – Spice war gründlich gewesen.

„Du solltest vielleicht besser noch liegenbleiben.“, ertönte Saschas Stimme von der Tür. Er lehnte im Türrahmen und hatte die Arme verschränkt. „Du siehst richtig beschissen aus, Niklas.“

„Was macht der denn hier?“, pflaumte Niklas Spice an, die entschuldigend dreinblickte. Dann erhob Niklas sich und riss sich zusammen nicht gleich wieder wegzukippen, ihm wurde schwarz vor Augen und er griff nach der Schulter von Spice um sich leicht abzusützen. Das ganze sah alles andere als cool aus, eher bemitleidenswert.

„Ich muss nach Hause.“, murmelte Niklas. „Ich hab da ein ganz schlechtes Gefühl.“

Der Blick von Spice wurde ernst. „Dein Traum?“, flüsterte sie zu ihm. Er nickte nur, Tarot und Kai nahm er nur am Rande wahr. Ein Griff zum T-Shirt, ein paar wackelige Schritte und er zog sich die Schuhe im Flur an.

„Du bist verrückt.“, meinte Kai der Schlagzeuger. „Hast du dich mal im Spiegel angeschaut?“

Niklas erhob sich und nahm sich die Jacke von Markus, die er seit dessen verschwindne trug. „Ihr könnt ja mitkommen.“

Spice blickte wieder unentschlossen zu Tarot, der einfach schweigend an der Wand stand, wie ein Schatten. Sein Blick war auf Sascha gerichtet. Dieser spürte den Blick abermals und meinte kurz darauf wie aus der Pistole geschossen: „Ich fahr‘ dich!“

Erstaunen zeichnete sich in Niklas Gesicht ab, aber zu diesem Zeitpunkt war es ihm eigentlich egal. Wenn das wahr war, was er gesehen hatte, war bald sowieso alles egal. Die beiden verließen kurz darauf das Gebäude.

„Das ist ein Scherz.“, bemerkte Niklas trocken als Sascha auf den Porsche zuging und die Schlüssel herausholte.

„Nein, Spice hatte egsagt es ist dringend, als habe ich mir den Wagen meines Vaters ‚geborgt‘.“, er klopfte auf das Autodach und öffnete die Fahrertür. Niklas haderte für einen Moment mit sich ihm war nach Lachen und Weinen zugleich. Letztendlich sollte es ihm recht sein, umso schneller waren sie in Jesteburg.

Die Beiden hatten während der Fahrt kein Wort gewechselt, außer ab und an eine Richtungsansage von Niklas aus. Schon von weitem konnte er ejdoch sehen, dass sein Traum vielleicht Näher an der Wirklichkeit war als er gehofft hatte. Mehrere Gebäude der Straße standen lichterloh in Flammen, die Schuppen und Wohnhäuser zweier Familien – die Elternhäuser von Niklas und Markus. Sobald der Wagen hielt, sprang Niklas förmlich heraus und nahm die Beine in die Hand. Das Haus der Richthovens links liegen lassend stürmte er in den Eingang seiner eigenen Kinderstube.

Sascha hatte nur für einen kurzen Moment die Kinnlade nach unten fallen lassend, bevor er Niklas folgte – mit respektablem Abstand zu den Flammen. Scheinbar hatte noch niemand das Feuer bemerkt und so griff Sascha zum Handy um  die Feuerwehr zu alarmieren – auch wenn durch die Strohdächer wenig zu retten war.

Niklas kämpfte sich am zusammengebrochenen, brennenden Dachstuhl vorbei durch das Gebäude bis er über etwas schweres stolperte. Der Blick nach unten trieb ihm fast den Atem aus den Lungen. Seine jüngere Schwester lag dort, doch sie war nicht durch Feuer oder Rauchvergiftung gestorben, sämtliche Innereien waren ihr aus dem Leib gerissen worden, auf ihrem Gesicht zeichnete nich noch der Schmerz und die Angst ab. Jetzt bemerkte Niklas auch das Blutbad, welches hier angerichtet wurde. Er wartete förmlich darauf, dass sie ihn – wie in seinem Traum – auchnoch ansprang und Biss. Doch das blieb aus und Niklas war sich nicht  sicher, ob er wirklich weiter hineingehen wollte.

Die Übelkeit verdrängend tat er es dann aber doch, er musste wissen was noch dem Traum entsprach. Das war alles zu bizarr. Sein Herz raste, der Anblick von seiner zerfetzten Schwester verschleierte seinen Blick komplett und er kam immer mehr ins Wanken. Im Schlafzimmer stieß er wieder gegen irgendetwas, es kullerte nach vorne. Niklas presste die Lippen aufeinander, er wusste schon was er sehen würde, das hatte er gerade erst alles in diesem verfluchten Alptraum gesehen. Ein kurzer Blick auf das rollende Etwas… der Kopf seiner Mutter.

Niklas sank auf die Knie, mitten in die Blutlache – um ihn herum einzelne Körperteile – alles züngelte und brannte, die Hitze war unerträglich, doch er spürte sie kaum noch. Das Kribbeln, dass durch seinen Körper rauschte und ihn beinahe zur Ohnmacht trieb, überdeckte alles. Hier war der Traum zuende und er sehnte die Erlösung herbei, wieder einfach aufzuwachen und alles wäre nur ein böser Alptraum…

Niklas hörte nichts, alles war betäubt, doch Sascha konnte sogar noch draußen auf der Straße seinen Schrei hören. Wut, Verweiflung, Hass, Trauer und Todessehnsucht schwangen mit. Der Schrei war so lang und emotional das sich Saschas Nackenhaare aufstellten und er eine Gänsehaut bekam. Instinktiv wich er von dem Gebäude ein paar Schritte zurück, während er mit der Notrufzentrale telefonierte.

Unter dem roten Schleier aus Zorn konnte Niklas es sehen, das Blut welches an den Wänden des Schlafzimmers war. In bizarren Buchstaben stand dort etwas und es brannte sich ein:

Für jeden Vampir, den ihr tötet, töten wir zwei Menschen

Published inRollenspiel-Storys

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