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[Grupe 1 & 3] Kapitelabschluss: Thorne

„…es wurden in den letzten Monaten hohe Gewinnausschüttungen angekündigt. Das motiviert die Mitarbeiter, aber langsam sind wir an einen Punkt angekommen, an dem wir unsere Versprechen wahr machen sollten.“, Marks Zeigestock ruhte auf der Spitze der an die Wand projezierten Grafik. Die anwesenden Geschäftsleute bedachten ihn teils mit respektvollem Schweige und teils mit zweifelnden blicken.

Mit einem Druck auf die handflächengroße Fernbedienung schaltete er eine Seite weiter und eine neue Grafikvom Laptop erschien auf der Wand. Sie zeigte beinahe gegensätzlich zum Vorherigen einen zackigen Grafen abwärts. Mark ließ das Dargestellte für einen Moment wirken, ehe er fortfuhr: „Tatsächlich hat uns der Kauf von Siemensaktien in ein großes Loch fallen lassen. Wir stehen in ihrem Schatten…“, Marks Hand fuhr an seinen Hals, als ihn ein Schmerz durchzuckte. Er krümmte sich etwas zusammen und das schmerzverzerrte Gesicht sorgte jetzt für betretene Stille.

((Stimmung))

„Entschuldigen Sie mich.“, ächzte er und eilte aus dem Besprechungsraum. Er hatte Mühe, das hervorgetretene Blut unter seiner Hand zu verdecken, ein paar Tropfen zierten den weißen PVC Boden. Mark stellte die Atmung ab, als das Blut seine Lunge füllte. Seine Schritte wurden immer schneller, bis er schließlich das Treppenhaus erreicht hatte und nach oben rannte – der Fahrstuhl brauchte zu lange um überhaupt anzukommen.

Mittlerweile war sein Hemd blutgetränkt und so hinterließ er entsetzte und zugleich neugierige, zu ihm verdrehte Köpfe. Erst ein paar Herzschläge, nachdem er die Tür zu  seinem Büro zugeschlagen hatte, wandte man sich wieder Arbeit und Smalltalk zu.

Hastig zog er sich die Krawatte vom Hals, während er mit der anderen Hand auf seinem zweiten Laptop einhackte. Blutige Fingerabdrücke vermehrten sich rasend auf den Tasten, ein kurzer Blick auf den Arm, das weiße Hemd war mittlerweile komplett blutrot.

So rot wie die Bildschirmanzeige, die sehr direkt darauf hinwies, dass er mit weiteren Schritten die Maskerade brechen würde. Sein Handy klingelte, er nahm nicht ab und der Blick auf das Display war eher beiläufig – er wusste genau wer ihn anrief.

Mark bestätigte die Passwortabfrage und leitete seinen letzten Streich ein. Anschließend schrieb er noch eine eMail an seinen Bruder, die nur zwei Worte beinhaltete: Your Turn.

Mark drückte den Anrufer weg und wählte eine andere Nummer. Er stand auf, unter ihm hatte sich bereits eine Blutlache gebildet. Seine Haut war überzogen mit seiner eigenen Vitae und Schmerzwellen schüttelten ihn. Während er dem tuten lauschte, rutschte er an seinem Schreibtisch hinab auf den Hosenboden. Er war nicht mehr als ein zusammengekauerter Körper, der sein eigenes Blut ausschwitzte.

„Ich bin gerade in einer wichtigen Sitzung, Mark. Ich hoffe für dich, dass es wirklich wichtig ist.“, begrüßte Isaac seinen Blutnachkommen gereizt. Marks Kopf sackte zur Seite und lehnte damit gegen den Stuhl, als er anfing zu kichern. Es war ein irres Kichern, dass sich langsam in ein Lachen steigerte, begleitet von Blut und dem Wahnsinn des eigenen Endes.

Isaac war für einen Moment still und lauschte, dann brachte Mark noch ein paar Worte hervor: „Ich hasse dich!“, der Rest war nur noch ein schrilles Lachen, das Handy fiel zu Boden und Mark schüttelte sich, es war nicht ganz auszumachen ob er weinte oder lachte.

Isaac Norton legte  mit einem versteinertem Gesicht auf und ging wieder in den Sitzungsraum, als wäre nichts gewesen. Kaum hatte er die Tür geöffnet, spürte er das Beben der Erde. Die Scheiben des Flures barsten. Isaac wandte sich überrascht um. Dann sah er sie. Eine riesige Feuerwalze fraß sich durch das Firmengebäude, stieg in den Himmel empor und ließ den Konzern im Ganzen erbeben…

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