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[Muna] Gedanken II

Ich wach nur sehr schwer auf, habe wie ein Stein geschlafen – ich, die sonst bei der kleinsten Kleinigkeit im Bett stand.

Ich blinzel auf meine Uhr – kurz vor sieben abends. Fein, draußen sollte es dunkel sein. Genau sagen kann ich das nicht – hier drin ist es so dunkel wie in einem Sarg. Ich hör Wasser rauschen und bemerke jetzt erst, dass der Platz neben mir leer ist. Komisch, sonst wach ich immer auf, wenn sich im Bett bei mir was bewegt. Sonst ziemlich nervig, aber heute nicht.
Ich muss mich mehr verändert haben, als mir gestern langsam klar wurde.

Noch etwas liegend bleibend lasse ich den Rest der letzten Nacht noch einmal vor meinen Augen Revue passieren.
Cyril – ein merkwürdiger Kauz. Zerstreut wie sonst was aber irgendwie süss dabei. Ich muss grinsen als ich so über ihn nachdenke. Er machte sich echt Vorwürfe darüber, dass er sie umgewandelt hatte statt sie einfach sterben zu lassen. Man könnte echt meinen, er hätte sie zuerst gebissen und nicht Lorenzo. Als ich an den Typ denke wallt in mir Hass hoch, wärmt mich fast so heiß empfinde ich ihn. Wieder schwor ich mir, dem Kerl die Birne von Hals zu holen wenn nicht Schlimmeres. Klar weiß ich, dass das eigentlich von diesem komischen Verein, den Cyril Camarilla genannt hat verboten ist – aber das ist mir scheiß egal.

Cyril hatte nicht viel davon erzählt, aber das bisschen war ihr schon mehr als sauer aufgestoßen – zumindest wenn sie das in ihrem Zustand noch können würde.

Was mich wieder zu dem Gedanken brachte, was ich heute Nacht tun würde müssen. Cyril hatte mir erklärt, dass er mich ohne „Genehmigung“ erschaffen hätte. Das wäre ein Grund für den alten Klüngel, der diese Camarilla wohl regierte, sowohl ihn als auch mich zu vernichten. Aus dem Grund konnt ich mich nicht mal irgendwohin absetzen. Mal abgesehen von dem Problem, ohne festen Wohnsitz dem Sonnenlicht auszuweichen würden diese Fatzken sich dann an Cyril rächen. Und obwohl ich ihn noch nicht sonderlich kannte, würd mich das stören. Aber immerhin hatten wir ja schon ein gewisses Zugeständnis von diesem „Prinzen“ erhalten. Statt mich gleich gestern Abend – nein halt, es war ja eigentlich heute Morgen gewesen – in dieses Haus zu schaffen und Gefahr zu laufen, auf dem Heimweg von der Sonne überrascht zu werden durfte mich Cyril erst heute Abend dort  abliefern – ausgeschlafen und ausreichend „gefüttert“. Überhaupt – Cyril – er war komisch aber wie schon gesagt auch irgendwie süß – und wenn man genauer nachdachte jetzt so was wie ihr Vater – also etwas, das sie nie gekannt hatte. Es war anstrengend Informationen von ihm zu bekommen. Er verzettelte sich immer wieder und verlohr den Faden. Aber er bemühte sich scheinbar wirklich um sie und fast meinte sie er würde sie mögen.

Sie versuchte das bisschen an Informationen noch einmal zu spezifizieren, die sie gestern, nein, heute Morgen, erhalten hatte. Gedankenfetzen wirbelten durch ihren Geist – Camarilla, Malkavianer, Sabbat, Clans, Sekten, Toreador und vieles mehr. Am meisten hatte sie die Erkenntnis geschockt, dass sie sich nicht mehr im Spiegel sehen konnte. Aber dafür gab es auch durchaus Positives. Dieses Ding mit der Geschwindigkeit war faszinierend. Sie freute sich darauf das nächste Mal an einem Drumkit sitzen zu können.

Nebenan rauschte das Wasser immer noch. Meine Gedanken schweiften zu einem neuen Thema. Was hatte ich für Angst gehabt vor seinen Zähnen und dem Gedanken noch ein weiteres Mal gebissen zu werden oder gar selbst jemand zu beißen. Cyrils Beteuerungen, es würde bei Toreadors nicht so sein wie bei den Giovannis, hatte ich nicht recht geglaubt. Aber als Cyril vorgeschlagen hatte, ich solle es bei ihm ausprobieren hatte ich entsetzt abgelehnt. Ich hatte schon ein paar Stunden versucht das bohrende Gefühl des Hungers zu unterdrücken und war sich sicher, dass es zu dem Kommen würde, was er Raserei genannt hatte. Glücklicherweise hatte er meinen Einwand in dieser Richtung akzeptiert – nur um mir dann mit dem Gegenvorschlag zu kommen, dann würde er es mir zeigen indem er mich noch einmal beißen würde. Innerlich war ich entsetzt und versuchte mich wieder mit dem Hinweis auf meinen Hunger und dem geringen Blut in mir herauszureden. Aber das Ergebnis war ein gänzlich anderes…

… er zog mich wieder mit in die Küche und sorgte dafür, dass ich mich mit Blutplasma bis zum Stehkragen vollsog – auch wenn es mich im Kopf immer noch abstößt. Aber irgendetwas, wohl dieses „Tier“ von dem er spricht, in mir verlangt danach und lässt nicht zu, dass anderes zugeführt wird. Warum geht es verdammt noch mal nicht in Form von guten Rindersteaks, die innen noch gut blutig sind? Aber es ist müßig darüber nachzudenken.

Cyril ist unterdessen wieder hoch an seine Rechnerbatterie verschwunden und scheint als ich wieder bei ihm war das ganze vergessen zu haben. Ich atme innerlich auf – will jedoch auf keinen Fall allein einpennen. Ich nötige ihn sich aus seinem Drehstuhl zu erheben und kurz vor Sonnenaufgang mit rüber zu kommen.

Leider erinnert er sich dann im Bett doch wieder an sein Vorhaben und obwohl ich lieber panisch weglaufen würde, lasse ich ihn gewähren – und muss ein weiteres Mal anerkennen, dass er verdammt noch mal Recht hat. Sein Biss war besser wie der beste Sex, den ich je hatte. Vielleicht hab ich deshalb so tief geschlafen.
Aber genug der dummen Gedanken ich sollte aufstehen.
Ich tappe durch die Dunkelheit in den Gang und rüber ins Bad, in dem immer noch das Wasser rauscht. Als ich eintrete ist es als würde ich in den dicksten Londoner Nebel treten. Es scheint seit Ewigkeiten heiß zu duschen, verständlich – so ein Eiszapfen wie er ist.
Da ich mir aber vorstellen kann, dass er auch nicht so schnell damit aufhört, lass ich die letzte Hülle fallen und schieb mich einfach mit unter die Dusche. Das scheint ihn zu verwirren und ich grinse. Kurz mustere ich ihn – und muss lächeln. So ohne Klamotte ist er nicht mehr nur süß sondern ehr heiß, trotz der Kälte die er immer ausstrahlt. Aber für irgendwas Intimeres ist jetzt keine Zeit mehr. Wenn er mich nicht bald in diesem komischen Haus abliefert laufen wir Gefahr, dass uns diese Schergen, die er Geiseln nennt abholen und versuchen uns zu vernichten. Also fang ich langsam an zu drängeln und mach mich nach dem Duschen fertig. Als ich mich schminken will, wird mir mein Problem wieder bewusst. Aber ohne Eyeliner und Kajal aus dem Haus gehen ist ein Ding der Unmöglichkeit. Cyril erweißt sich als Schatz und hilft mir.
Ich packe mein Zeug, versuche dabei schon fast krampfhaft meine Nervosität zu überspielen. Cargohose, T-Shirt und eine Bomberjacke mit den Springerstiefeln erscheinen mir als die praktischste Wahl. Drei Paar Drumsticks packe ich ein – da sie aus Holz sind können sie mir vielleicht nützlich sein. Und endlich macht es einmal Sinn, das Messer mit der 25 Zentimeter Klinge einmal an den Schenkel zu binden. Dann fallen mir ein paar Knicklichter ein die ich noch vom letzten Konzert habe und ich pack sie auch in eine Tasche. Cyril gibt mir eine seiner Pistolen mit zwei Zusatzmagazinen und ich stecke sie mir hinter das schwarze Militärkoppel, dass ich mal geschenkt bekommen habe. Oh Mann, was würde ich jetzt für eine Zigarette geben. Unbewusst habe ich das Zeug eingesteckt, aber Cyrils Erklärung vom letzten Abend, dass das Tier vor Feuer Angst hat hält mich davon ab, mir eine Anzustecken.
Schließlich gibt es keinen Grund mehr, die Abfahrt herauszuzögern. Wir gehen runter zum Auto und fahren los. Ich bin zappelig und nervös – und weiß, dass ich etwas dagegen tun muss. Also greife ich zu dem Mittel, dass neben Zigaretten früher das einzig Hilfreiche war. Ich hau eine CD in den Player und geb mich wieder der Musik hin. Diesmal singe ich nicht nur sonder spiele auch imaginär die Drumline mit. Muss bestimmt doof aussehen wenn ein Mädel das in einem Käfer abzieht – aber das ist mir so was von egal.
Mit meinen neu gewonnenen Sinnen hört sich die Musik sogar noch geiler an wie sonst. Die Stimme von Andrew Eldritch ist noch genialer als ich immer gedacht hatte. Kurz huschte mir der Auftritt der Sisters vom Vorjahr in Roskilde durch den Kopf. Die neueren Stücke mochte ich nicht so sehr – aber die alten waren einfach nur geil.
Ehe ich es mich versah, war das Stück More zu ende und wir waren angekommen. Ich sah Cyril an, er mich und ich spürte, wenn ich jetzt nicht gehen würde, würde er mich zurückhalten. Ich küsste ihn noch einmal und stieg aus. Ich blickte ihm noch einmal ins Gesicht und flüsterte „Wish me luck!“ dann ging ich auf dieses mehr als unheimliche Haus zu. Am Eisentor, dass zum Grundstück führte drehte ich mich noch einmal um. Cyril sah gequält hinter mir her. Ich riss mich gewaltsam von seinem Anblick los und betrat das Grundstück. Verdammt, mir war etwas passiert, das ich mir geschworen hatte, es sollte nie passieren – ich hatte mich verliebt – oder war es eine Auswirkung von dem, was Cyril Blutband genannt hatte? Egal – ich muss weiter und das was vor mir liegt irgendwie überstehen. Weiter gehe ich auf dieses Haus zu, dass mich an den Vorspann einer amerikanischen Mysterieserie erinnert als plötzlich der Boden unter mir nachgibt und ich ins Dunkle falle. Als letztes dämmert mir, dass ich meinen MP3-Player vergessen habe…

Published inRollenspiel-Storys

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