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So lets talk…

Müßig schlug Sarkra die Bettdecke zur Seite und rollte sich seitwärts, so dass er im nächsten Moment auf dem Boden lag, weil er immer noch mit den Augen bei der Tür war und nicht auf das Ende des Bettes geachtet hatte. Für einen kurzen Moment blieb er da liegen, er fühlte sich immer noch schläfrig, obwohl er gerade das Gegenteil behauptet hatte, doch es reichte nicht um ihn ein weiteres Mal davon zu tragen.
Also raffte er sich auf, zog die Shorts zurecht die er immer noch trug, kratzte sich an der Brust, wobei er mit den Fingerspitzen über den Schwertknauf fuhr und öffnete dann ebenfalls die Tür.

Der Flur hätte eigentlich dunkel, oder von Lampen erhellt sein sollen, doch stattdessen trat er in ein fahles Dämmerlicht, das sich seinen Weg von oberhalb der Kellertreppe hinab bahnte.
Neugierig geworden stieg er die Treppe hinauf und der Schein intensivierte sich, er kam von der Tür zur Treppe, die ein Stück offen stand. Sarkra musste die Augen zusammen kneifen um sich der Tür überhaupt nur zu nähern, doch dahinter war es als existiere nur eine Wand aus gleißendem Licht. Und in diesem Licht vermeinte er eine Gestalt zu erkennen, ganz undeutlich, mehr der Schemen eines Menschen.  Er wagte es nicht die Tür weiter als diesen Spalt zu öffnen, etwas in ihm heulte dagegen auf, hatte Angst zu verbrennen und zu Asche zu werden. Die Hand vor seinen Augen wurde fast durchsichtig als er den letzten Schritt zum Spalt tat und angestrengt versuchte zu erkennen wer da saß.
Er wandte ruckartig den Kopf ab.

Das Licht war auf einen Schlag noch etwas heller geworden und in dem Moment, in dem er noch nicht das Gefühl hatte, seine Augen würden aus ihren Höhlen laufen, hatte er ihn gesehen… den Zylinder.

Verwirrt trat er den Rückzug an, seine Augen kapitulierten nun gänzlich vor der gleißenden Helligkeit die ihm entgegenschlug und er stolperte mehr die Treppe hinunter als zu gehen. Am Fuß der Stufen blieb er stehen und hielt die Augen erstmal geschlossen, dann öffnete er sie langsam und blickte den Gang hinunter.

Ein Ton. Tief und ausfüllend.

Es war unverkennbar, das waren die Seiten von Niklas´  Bass die da angeschlagen wurden.  Sarkra biss sich auf die Unterlippe, er musste sein Ego schlucken und reinen Tisch mit ihm machen, schließlich war Niklas einer der Letzten denen er noch etwas bedeutete. Doch bevor er sich auf dieses Gespräch einließ ging er noch einmal in das Schlafzimmer und zu dem Kühlschrank der in der Küchenzeile integriert war. Gierig trank er sich satt, er wollte nicht, dass das Tier die Überhand über ihn gewinnen konnte wenn sie sich tatsächlich streiten sollten.
Danach schaute er noch kurz in den Spiegel um auch die letzten Blutreste aus seinen Mundwinkeln zu entfernen und bemerkte, dass seine Haut nicht mehr weiß, sondern mit einer verkrusteten braunen Dreckschicht überzogen war. Den letzten groben Rest, den er nicht im Bett gelassen hatte klopfte er sich ab, so dass man auch die Tattoos wieder vollständig sehen konnte und wandte sich dann zum gehen. Raziel war sicherlich noch im Bad beschäftigt, er wollte sie nicht noch mehr strapazieren indem er sie ganz spontan nackt überraschte.

Zurück auf dem Flur lauschte er angestrengt und vernahm einen weiteren tiefen Ton. Doch der kam gar nicht wie er gedacht hatte von hier unten, sondern aus der oberen Etage. Mit einem flauen Gefühl näherte sich Sarkra ein weiteres Mal der Treppe und stieg die Stufen langsam hinauf. Das Dämmerlicht wurde wieder heller und sah er auch den Spalt in der Tür am Ende des Flurs wieder, doch dieses Mal wand er den Kopf gleich ab und schaute stattdessen die Tür an, die direkt links daneben war. Er konnte fast mit Gewissheit sagen, dass die Töne von da kamen und beim Näherkommen achtete er stark auf die Türschwelle und den leichtesten Anschein von Licht der darunter hervorquellen konnte.

Doch das Dämmerlicht ließ derartige Vermutungen nicht zu, weshalb er auf Nummer sicher ging und einen Finger vor das Schlüsselloch hielt. Da er keinen Schmerz verspürte war er sich ziemlich sicher, dass kein Sonnenlicht in diesen Raum schien und drückte den Türgriff hinab um sie dann aufzuziehen.

Es war weniger schmerzhaft als in den Raum zu schauen, in dem Tarot zu sein schien, doch auch hier schien in eine Zimmerhälfte die Sonne, was dieser Hälfte in Sarkras Augen ein fast übernatürliches Leuchten verpasste, an das er sich nur langsam gewöhnte. Dort, mitten im Schein der Sonne saß Niklas auf einem Tisch und spielte seinen Bass, doch keine Hintergrundmusik war zu hören zu deren Rhythmus er hätte spielen können. Jetzt bemerkte Markus auch erst, dass die Töne die aus dem Verstärker klangen nur dazu da waren den Raum und die Stille zu füllen, sie hatten nichts eigenständiges an sich. Langsam betrat er den Raum und er glaubte Niklas Blick auf sich zu spüren, sein Gesicht war für ihn immer noch kaum zu erkennen. Es war das Verständnis das Freunde füreinander hatten, das ihm sagte, dass nicht alles so in Ordnung war wie er glaubte.

„… alles okay?“

Die einzige Antwort die er bekam war das leise Klingen von Metall auf Stein und mit zusammengekniffenen Augen erkannte Markus einen Schlüssel vor sich liegen. Er bückte sich und hob diesen mit einem fragenden Blick zu Niklas auf, den er jetzt richtig sehen konnte. Seine Augen waren gerötet und er starrte ohne zu blinzeln nach draußen, vielleicht in die Sonne.

„Wofür ist der?“

Keine Antwort.

„Pass auf, das mit gestern tut mir Leid, du weißt doch wie anstrengend ich bin wenn ich nicht gerade draußen bin oder auf der Bühne, man kann mich nicht einsperren…“
Seine Worte verstummten bei dem Blick den er von seinem Freund auffing.
Verzweifelt ließ er den Blick durch das Zimmer schweifen. Es sah fast so aus wie in ihrem Proberaum. Ein paar Instrumente waren da, und auch eine Anlage. Markus trat an den Tisch auf dem Kleinkram lag und hob das Mikro hoch, das aus den Kabeln hervor schaute. Es war nicht seins, das wusste er, aber er konnte wohl keine Antwort erwarten wenn er jetzt nach dem Besitzer fragen würde.
Für einen Moment war er beschäftigt und drehte Niklas den Rücken zu, dann hatte er die Kabel richtig sortiert und eingesteckt und ein metallisches Kratzen hallte durch den Raum als das Mikro an dem Stromkreis andockte. Den Schlüssel ließ er in einer Beintasche seiner Shorts verschwinden, dann hockte er sich neben den CD Spieler und ging den Stapel an Hüllen durch, die daneben lagen, die meisten erkannte er wirklich aus ihrem Proberaum wieder. Niklas musste das alles irgendwie hierher geschafft haben.
Ein Grinsen stahl sich auf sein Gesicht, als er die richtige CD fand und in den Player legte.

Nur die Gitarren- und Drumspuren einiger Stücke waren auf diesen CDs vorhanden, sie hatten aber gerade diese CD immer bei sich zu hause genutzt um in Übung zu bleiben und für sich zu proben. Es waren keine Stücke von Traitor drauf, aber im Grunde alles was sie inspiriert hatte.
Die ersten Töne kamen aus den Boxen und strahlend drehte sich Markus zu Niklas um, doch dieser schaute ihn nur weiterhin an als ob er ganz woanders wäre. Sein Lächeln schrumpfte wieder und er drückte auf den Knopf der sie ein Stück weiter brachte. „Bring me the Horizon – The sadness will never end“ preschte aus den Boxen. Eine Träne lief über Niklas´ Gesicht.

Markus dachte an den Schlüssel in seiner Tasche, konnte sich aber keinen Reim darauf machen, was jetzt alles damit zusammen hing.

„I won’t give up on you
These scars won’t tear us apart
So don’t give up on me
It’s not too late for us
And I’ll save you from yourself
And I’ll save you from yourself…“

Markus Stimme verklang in dem großen Raum und er sah, dass Niklas wenigstens die Hände wieder an seinen Bass gelegt hatte, nachdem er den Gesang nach so langer Zeit mal wieder improvisiert hatte. Doch die Tränen waren nicht aus dessen Gesicht verschwunden, ganz im Gegenteil.

„Propaganda“ von „Engel“ ging vorbei, ohne dass er sich groß aufrichtete und was anderes machte als nach draußen zu starren, während sich Markus im Schatten ihm gegenüber alle Mühe gab ihn in ihre alte Stimmung zurück zu ziehen.

Doch das nächste Stück kam unerwartet. Markus drehte den Kopf schnell zur Anlage, denn er hatte sich nicht erinnern können, dass sich dieses Lied auf der CD befanden hatte und auch an Niklas Reaktion konnte er erstaunen ablesen. Doch das was da aus den Boxen knallte war ihnen beiden nur all zu bekannt. Niklas rutschte vom Tisch und stand Markus nun auf der sonnenbeschienenen Seite direkt gegenüber, während dieser im Schatten stand. Und fast gleichzeitig stiegen sie in das Stück ein.

„… I cry, when Angels deserve to dieeeeeee!“

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Published inRollenspiel-Storys

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