Was ist Liebe?
Betrachten wir das Phänomen dieses menschlichen Gefühls, so stellt sich mir die erste Frage:
Ist es wirklich nur ein Gefühl?
Wie definieren sich Gefühle?
Gedankengänge, die sich auf irrationalem Wege in unseren Synapsen verbreiten, Impulse geben und damit unser komplettes Denken durcheinander bringen, es beeinflussen, es kontrollieren?
Man fühlt sich entweder hundeelend oder vor Glück könnte man die ganze Welt umarmen.
Ist dieses Denken nicht aber irrational, steht es nicht im Widerspruch mit dem Sinn unseres Seins?
Wie ein Tier pflanzt sich der Mensch fort, wie ein Parasit breitet er sich aus. Und doch ist er etwas Besonderes. Nicht das Denken, das Bewusstsein für das eigene Ich machen ihn aus. Nein. Es ist eben jenes Wort, diese irrationale Denkweise, die einen Menschen zu dem macht, was er ist. Menschlich.
Wir handeln nach unseren Gefühlen, man sagt: „aus dem Bauch heraus“. Aber was macht dann die Liebe aus, die uns so menschlich macht?
Liebe verbindet Menschen, macht sie stark, es ist ein Gefühl der Zusammengehörigkeit. Eine Affinität zwischen den Partnern, sei’s drum, auf welcher Ebene der Beziehungen. Affinität und deren kausalischer Hintergrund sind aber noch nicht alles, was sie ausmacht.
Liebe ist mehr.
Liebe ist jener Augenblick indem sich die Blicke zweier Menschen treffen und nur für einen Bruchteil einer Sekunde spüren sie es. Mir ging es ähnlich.
Es war nicht dieses stumme Einverständnis, sich über die Gedanken des Anderen im Klaren zu sein, kein nüchterner Moment, in dem Reize weitergegeben wurden und man es so nahm, wie es ist.
Es gibt immer diese Situationen, in denen man einem Menschen gegenüber diese Affinität verspürt, aber eben nur reine Zusammengehörigkeit.
Doch da war einfach mehr.
Manchmal reichen Blicke aus, um alles zu sagen oder alles zu spüren, eine Überschwemmung an Gedanken und Gefühlen.
Plötzlich ist man sich so vieler Dinge bewusst, doch gleichzeitig weiß man gar nichts mehr. Das ist es, was ich mit der irrationalen Denkensweise meine. Eben nichts mehr denken zu können, man ist nicht mehr Herr seines Handelns, nicht mehr Herr seiner Worte… seiner Gedanken.
In diesem Moment zählt für einen selbst nur noch eines: Dieses Gefühl nie wieder missen zu wollen, den Menschen der diese Flut an Emotionen in einem auslöste, nie wieder aus den Augen zu verlieren; man möchte ihn auf ewig halten, spüren.
Auf einmal braucht es keine Freunde mehr, sie waren nur eine Phase in deinem Leben.
Es braucht keine materiellen Dinge mehr, die für ein Zusammenleben in der Gesellschaft von Bedeutung sind. Es gibt keine Trauer und keine Wut mehr.
Auf einmal ist man frei von jeweiligen Empfindungen, da ist nur noch eines… die Liebe.
Es lässt einen nicht mehr los, Tag und Nacht verfolgt einen dieser Gedanke, der Gedanke an jenen Menschen.
Jedes Wort, das sie spricht, jede Tat die sie vollführt, ein Blick, ein Lächeln, all dies gibt einem Kraft; dem Leben einen Sinn.
Man verbringt viel Zeit an jenes Menschen Seite, man kann sich vorstellen, das ganze Leben könnte an einem vorbei ziehen an ihrer Seite.
Man braucht es nicht mehr.
Doch was ist, wenn jenes Gefühl der Trauer weicht?
Liebe kann einem viel Leid zufügen. Schmerzen verursachen, die einen laut aufschreien lassen, man beginnt unkontrolliert zu handeln, die Gedanken spielen verrückt und es zerreißt einen innerlich.
Auf einmal ist einem das eigene Leben bedeutungslos, wenn sie fort ist, so weit weg.
Man fühlt sich leer, es ist nichts Ganzes und nichts Halbes mehr, für einen selbst ist es ein unwirkliches Dasein – irgendwo an einem Punkt im Universum. Man ist so klein und bedeutungslos.
Nichts hat mehr eine Bedeutung. Selbst der Anblick des Sonnenuntergangs an einem milden Frühlingsabend, an dem man einst die Schönheit des Lebens erkannte, kommt einem kühl und trist vor. Kein Gefühl, nur eine Träne die einem die Wange herabrinnt und man spürt, wie das Salz die Haut verätzt.
Aus glasigen Augen und mit verschwommenem Blick starrt man in die Leere des Lebens.
Ein letzter Gedanke keimt in einem auf, der Gedanke an die Zeit davor, an jenes Gefühl der Geborgenheit und des Behagens.
Man spürt ein letztes Mal diese Liebe, bevor man hinab fällt in die Finsternis.
Das alles ist Liebe und das alles ist das Sein.
Ich träume davon zu lieben und diese Facetten des Lebens noch einmal zu genießen, bevor für mich die Finsternis kommt.
© 2005 by Roland R. Posny
2006 lernte ich meine heutige Frau kennen.
2007 kam unsere erste Tochter Laila zur Welt
2008 erblickte unser Sonnenschein Tarja das Licht der Welt.
Heute weiß ich, was Liebe ist.
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