Die Vögel flatterten aufgeregt davon, als Cuervo über das Dach huschte und anschließend elegant in eines der Steinfenster glitt – welche hier noch keine Scheiben hatten. Der hohe Turm war viel zu auffällig und er kannte ihn ganz genau. Sein Ziel musste hier sein. In der Dunkelheit schlich er sich an den aufgetürmten Schriftrollen vorbei, kurz blieb sein Blick an einem Buch haften das auf dem Lesetisch lag.
Razorclaw duckte sich unter den Rabenvögeln hinweg und nahm die neue Fährte wieder auf. Geräuschvoll stiefelte er über das Dach, die patroullierenden Wachen weit unter ihm hoben ihre Fackeln in die Höhe, doch das Licht reichte bei weitem nicht aus um etwas auf dem Turm auszumachen. Er schwang sich in das Fenster, mit den Beinen voran – und landete auf dem Boden ohne jemanden zu erwischen.
Das Katana ragte aus Razorclaws Brust und er zischte: „Du Wahnsinniger!“ Ohne Mühe drehte er sich rasch herum, Cuervo musste seine Waffe loslassen, blickte den Spross von Brujah mit gefletschten Zähnen an. Dieser zog sich die Klinge aus dem Leib und bemerkte kühl: „Du hättest nicht tauschen sollen, bist viel zu sehr an Geschwindigkeit gewöhnt.“
Cuervo lachte auf und ging dann mit bitterböser Miene an Razorclaw vorbei, öffnete die Tür des Raumes und stieg die Steinstufen hinab. Razorclaw schüttelte den Kopf und folgte ihm, das Katana im Anschlag.
Im nächsten Raum des Turmes erhellten Fackeln an den Wänden die Szenerie. Razorclaw bemerkte eine Person in langer Robe, welche etwas Abseits dastand und in ein schweres Buch vertieft war. Die Ähnlichkeit mit Cuervo war nicht zu übersehen, seine Aura war allerdings viel freundlicher.
„Was hast du vor?“, flüsterte Razorclaw nun.
Cuervo deutete mit einem Kopfnicken auf die beiden Personen, die jetzt den Raum betraten. Einer von ihnen war in eine knöchernde Rüstung gehüllt, kräftig gebaut, seine Haare hingen ihm wild über die Schultern und hatte den Blick eines gnadenlosen Raubtieres aufgelegt. Der andere wirkte wie ein direkter Kontrast dazu, hatte seinen Körper in edles Fell gesteckt und trug sein Haar gepflegt zu einem Zopf zurückgebunden. Auch er war ohne Zweifel ein Raubtier, aber dennoch andersartig. In den Bewegungen der Beiden war der stolz der Kainiten fühlbar und jeder für sich stellte etwas sehr machtvolles dar.
„Troile…“, Razorclaw presste sich an die Wand um nicht entdeckt zu werden und blickte Cuervo an: „…und Veddartha… du bist Größenwahnsinnig!“
Cuervo grinste boshaft und bewegte sich von der Säule weg, hinter der sie standen.
Razorclaws Arm schnellte nach vorne um Cuervo an der Schulter zu packen, ihn davon abzuhalten sich einzumischen, was auch immer dort geschehen würde.
„Stop!“
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