Zum Inhalt

Akt 01: Frisches Blut


Stimmung
Langsam stieg die Sonne über den Horizont und übergoss die Steppe vor der Stadt mit Orange goldenem Licht. Der Himmel war Stahlblau und die Sterne waren schon wieder verblasst. Es würde wieder ein heißer Tag werden, wie es sich für einen Ukrainischen Sommer gehörte. Auf der Terrasse seiner Villa saß Ivan Dragowitsch mit einer Tasse Kaffee in der Hand und der Morgenzeitung vor sich auf dem Tisch. Er schüttelte den Kopf, als er die Schlagzeile las, die groß auf der Titelseite prangte.
Frau von Raubkatze bestialisch zerfleischt!
Was hatte diese Frau nur getan das sie die Katze so sehr gereizt hatte? Hatte sie sie angespuckt? Normalerweise taten Raubkatzen so etwas nicht. Obwohl…außer sie hatten Hunger. Das war allerdings im Sommer doch etwas unwahrscheinlich. Der muskulöse Mann lehnte sich nach hinten und nahm einen Schluck Kaffee.„Schatz? Da ist Besuch für dich.“ Ivan drehte sich auf dem Stuhl herum und zog die Augenbrauen kraus. „Besuch um diese Uhrzeit? Wer ist denn kurz nach Sonnenaufgang schon wach und meint mich besuchen zu müssen?“

Hinter Irina trat ein älterer Mann hervor der sich auf einen Gehstock stützte und ein schiefes Lächeln aufgelegt hatte. Sein Gesicht war von Runzeln übersät und das Leben hatte tiefe Spuren in sein Gesicht gegraben. Seine Kleidung passte zu dem ganzen Erscheinungsbild, denn er trug eine braune Cordhose, braune Slipper und eine graue Strickjacke. „Ich hätte gedacht das du wenigstens an mich denkst oder glaubst du wirklich das Marek sich hier freiwillig um diese Uhrzeit blicken lässt?

Ein leicht empörter Unterton war aus der Stimme des Alten herauszuhören, aber Ivan lies sich davon nicht beeindrucken. Er drehte sich vielmehr demonstrativ wieder um und trank noch einen Schluck Kaffee. „Danke Irina.“ War alles was er auf das zetern seines Gastes erwiderte. Dieser ging darauf aber auch nicht ein, sondern setzte sich dem grauhaarigen Villenbesitzer gegenüber.

„Interessiert dich denn gar nicht warum ich dich um diese Uhrzeit belästige?“ Ivan zuckte daraufhin nur mit den Schultern und senkte den Blick wieder auf die Zeitung, bevor er antwortete. „Ich denke du wirst es mir ohnehin gleich erzählen. Wahrscheinlich ist es sogar wichtig, denn du wirst wohl vor Sonnenaufgang aufgebrochen sein, wenn du die ganze Stadt durchquert hast, um hier kurz nach Sonnenaufgang um fünf Uhr hier auf der Matte zu stehen. Also Vasilij was gibt es?“

Grummelnd rückte Vasilij seine Strickjacke zurück. „Du bist unmöglich Ivan!“ Das wiederum entlockte diesem ein Lächeln. „Komm zur Sache.“ Wieder knurrte der Alte Mann, bevor er sich fing.
„Du weißt ja das wir hier wenige Übernatürliche sind und sogar die Technokratie hier einen schweren Stand hat, seid die Sowjetunion zerfallen ist.“ Ivan bestätigte das mit einem Nicken. „Gut was würde passieren, wenn plötzlich die Anzahl an Übernatürlichen hier in der Stadt sich verdreifachen würde?“ Ohne von seiner Lektüre aufzusehen nippte dieser noch einmal an seinem Kaffee. „Das würde bedeuten das diese Stadt plötzlich sehr interessant für allerlei Gezücht werden könnte. Was wiederum deinen ruhigen Lebensabend stören würde habe ich recht? Hast du heute schon Zeitung gelesen?“

Vasilijs Schnauben war Antwort genug. „Hier. Lies den ersten Artikel auf der Titelseite und den vierten von oben auf Seite sechs. Ich denke das könnte dich interessieren.“ Der Alte Besucher räusperte sich, nahm die Zeitung zur Hand, die Ivan zu ihm hinüber geschoben hatte.

Einige Zeit hörte man nur das Zirpen der Zikaden im Garten und das leise Schnurren der Orangerot getigerten Katze, die um Ivans Beine strich. Die Sonne war inzwischen ganz aufgegangen und die Luft erwärmte sich nun schnell. Ivan konnte spüren, wie sich die Sonne langsam über seinen Körper schob, als Vasilij plötzlich die Zeitung zusammenfaltete und geordnet auf den Tisch zurück legte.

„Das ist wirklich beunruhigend, wenn dieser Kerl schon wieder zugeschlagen hat wird es Zeit das er einen kleinen guten Tod stirbt. Ich würde es ja machen, aber wie du siehst bin ich ein alter Mann. Meine Schüler sind alle gegangen, was erwartest du von mir?“ Ivan schmunzelte, als er den alten Euthanatos betrachtete. „Ich dachte daran das du die neuen Übernatürlichen Fragen könntest. Immerhin wird es Zeit das frisches Blut diese Stadt betritt. Wir sind schon viel zu lange hier, um noch effektiv an der Verteidigung teilnehmen zu können. Wie du schon sagtest du bist ein alter Knacker und Marek dieser Psychopath zählt nicht.“

„Hrm. Da hast du natürlich auch recht. Aber hast du eine Ahnung wer diese Neuankömmlinge sind?“ Ivan Dragowitsch lachte. „Nein woher sollte ich? Du bist doch derjenige der sich mit dem ganzen Kram trotz seines hohen Alters noch beschäftigt.“ Der eiskalte Blick den Ivan dafür erntete veranlasste ihn die Mundwinkel zu einem schiefen Grinsen zu verziehen und die Beine übereinander zu schlagen, bevor er die Katze hochnahm und hinter den Ohren kraulte, was diese auch mit lauten, wohligen, Schnurren quittierte. Vasilij schüttelte nur mit dem Kopf. „Du bist hier doch der ehemalige Speznas nicht ich. Da du überall deine Informanten hast wirst du mir sicher sagen können wie viele es sind und was sie so treiben oder hast du etwa nachgelassen?“ Ein Knurren lies den Euthanatos innehalten und die beinahe gelben Augen seines Freundes fixieren. „Nein ich habe sicher nicht nachgelassen alter Mann. Wenn du das wirklich glaubst dann bist du inzwischen Senil geworden und das hoffe ich nicht für dich, denn ich kann mich noch sehr genau an deine Bitte vor sechzehn Jahren erinnern. Ich bin immer noch bereit sie zu erfüllen, sollte ich den Eindruck gewinnen das es nötig sei.“

Der alte Mann lächelte. „Danke. Also wer sind sie?“ Ivan knurrte und die Katze sprang fauchend von seinem Bein und verschwand im weitläufigen Garten. Im Moment sind es drei Frauen und drei Männer. Der eine Mann scheint Asiate zu sein, die Frauen…naja eine steht auf der Titelseite und liegt wohl im Moment im Krankenhaus.  Die Anderen…kann ich nicht einschätzen und die Männer interessieren mich auch nicht weiter. Die scheinen sich eh gegenseitig die Köpfe einzuschlagen.“ „Hast du ein Bild von denen?“ Ivan schüttelte den Kopf. „Meine Spione hatten keinerlei Auftrag Bilder zu machen. Wieso sollten sie es dann tun? Bisher war das nicht wichtig.“
„Kannst du sie finden?“ Ein Lächeln huschte über Ivans sonst so ernstes Gesicht. „Natürlich. Was bekomme ich dafür?“
Vasilij lächelte.

Published inRollenspiel-Storys

Schreibe den ersten Kommentar

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert