Jun Matsumoto erhob sich langsam von seinem Thron in der Mitte des Festsaales. Ein leichter Wink mit der Hand forderte Kazu und Sho auf ihm zu folgen. Ihm fielen einige Blicke der anderen Jina auf, die sich unter den Gästen befanden und er glaubte sogar einen Neuen zu sehen, der ungläubig in seine Richtung starrte. Dieses Geschöpf würde keinen Eintritt in die Kreise des Hofes finden. Zusammen mit seinen engsten Vertrauten betrat er eines der Separees, während Kazu hinter sich die Tür schloss drehte der Daimyo sich um. Shos Geschichtsausdruck war wie immer von Desinteresse geprägt. Kazu hingegen lächelte leicht, wurde aber sofort ernst, nachdem die Tür geschlossen war.
„Das war ein sehr interessantes Intermezzo.“ Ein leises Lachen war von Kazu zu hören. „Diese drei Magier waren ganz schön dreist, aber euer Auftreten gegenüber der Frau war ein Fehler.“ Der Kopf des Daimyos ruckte herum und betrachtete den Kranich aus verengten Augen. Dieser lies sich aber von der aggressiven Aura des Teufelstigers, die nun den Raum erfüllte, nicht einschüchtern. „Ihr habt euch hinreißen lassen, die Provokationen dieser Frau auf euch wirken zu lassen. Als ihr sie geschlagen habt, ist denke euer Ruf beschädigt worden.“
„Er war weder das Eine, noch das Andere,“ begann Sho. „im Gegenteil, er war ein ehrbarer Samurai, der zusammen mit seinen Kameraden in den Tod ging, damit Japan weiter existieren konnte. Er war ein großer Krieger, aber leider waren seine Ansichten zu antiquiert für die Welt. Am Ende hat er das eingesehen, aber seine Ehre nicht beschmutzt, sondern behalten. Er ging mit erhobenen Haupte in den Tod. Ich denke das wird auch dieser Tokugawa tun. Sie waren alle so.“
Der Daimyo nickte zu den Worten, aber Jun Matsumoto, war in Gedanken versunken. Ein Tokugawa tauchte wieder auf, nachdem er sich sein Werkzeug zurückgeholt hatte. Mizuki san war eine Kin jin die ihm gehörte, er hatte sie zu dem gemacht was sie wahr, und sie hatte ihn verraten, als er sie in ein anderes Land, beinahe 5000 Kilometer entfernt geschickt hatte. Eigentlich hätte er sie schon vernichten müssen, aber das wäre für sie zu einfach gewesen. Für ihren Verrat sollte sie leiden und sie litt jede Nacht. Heute hatte sie bemerkt das sie ihm nicht entkommen konnte. Als nächstes würde er ihr wieder Hoffnung geben, bevor er sie zerstören würde.
„Die Zweite Begleiterin war still. Sie hat sich viel angesehen, aber ich glaube nicht viel verstanden von dem was sie sah.“ führte Katsu das Gespräch weiter, ohne auf die Erklärung der Mandarin einzugehen. „Sie ist aber denke ich eher pragmatisch veranlagt.“ „Wie kommst du darauf?“ Shos Stimme war wie immer kalt, emotionslos und ihr Gesichtsausdruck zeugte von Desinteresse. Typisch für eine Knochenblume. „Ihre Hände. Es sind Handwerkshände, die dazu gemacht sind Dinge zu erschaffen. Die Hände der zweiten Frau, sind wiederum Gelehrtenhände. Keine Hornhaut und sehr filigran.“ Sho nickte langsam. Sie verarbeitete die Informationen. Wu Long waren immer gefährlich und diese Drei schienen einen Grund zu haben den Hof zu attackieren. Dir Forderungen des Daimyos waren klug gewählt gewesen. Der Tokugawa schien weniger an der Kin Jin, als an der anderen Frau interessiert zu sein. Diese hatten sie nur mitgenommen, weil sie dadurch vielleicht Zugang zu einem der Drachennester bekamen, welches die Hengeyokai hielten. Aber die Wu Long waren keine Krieger, im Gegensatz zu ihnen. Sie würden aber vielleicht den Mut der Verzweiflung aufbringen. Es würden interessante Nächte werden.
„Was habt ihr nun vor ehrenwerter Daimyo?“ Shos Stimme war flüsternd leise. Seufzend lies Jun Matsumoto seine Handknöchel knacken. Diese Bewegung allein verriet etwas über die Kraft die in dem toten Leib wohnte, obwohl sein Körper sie nicht zeigte. „Wie viele noch?“ fragte er abwesend, während sein Blick sich hinaus auf das Lichtermeer Tokio schweifte. Die Panzerglasscheiben trennten ihn zwar von der kalten Nachtluft, aber trotzdem war es in dem Separee empfindlich kalt geworden. Nur spürte das keiner von ihnen. „Es sind noch sechs übrig.“ antwortete Kazu, der kurz zuvor einen Blick nach draußen geworfen hatte. „Wann wollt ihr das Fest für beendet erklären und die Hin in die Gesellschaft aufnehmen?“ „Bald. Wir haben noch einiges zu erledigen, bevor die Sonne aufgeht.“ Kazu verneigte sich. „Ich werde wieder die Prozedur überwachen, wenn es genehm ist.“ Der Daimyo nickte nur, als sich die Tür geschlossen hatte schaute er wieder zu seiner Beraterin. „Wie glaubst du wird der Tokugawa Wu Long reagieren?“ Sie lies sich mit der Antwort Zeit. Er wird, nachdem er nun den Handel gehört hat und er weiß das er nicht Beide bekommt, wird wahrscheinlich nicht auf den Handel eingehen, denn es ist klar das er Mizuki und die Kleine haben will.“ Sie beobachtete den Daimyo bei den Worten und dieser nickte nur. „Ich denke auch das ihnen allen die Macht der damaligen Wu Long fehlt. Nicht einmal die Wu Keng erreichen sie. Aber sie sind entschlossen.“
Wieder nickte der Daimyo nur. „Ich werde ihren Weg mit dem Auge verfolgen. Außerdem hat er keine Wahl, wenn er seine Freundin zurückhaben will, den Handel einzugehen. Den Körper kann er haben, aber die Seele wird er auch wollen und ihr Geist gehört im Moment mir.“ Sho lies sich nichts anmerken, der Daimyo war schon immer ein Sadist gewesen und er war nicht umsonst seit so langer Zeit Daimyo. Die Kuei Jin vertrauten ihm und, wenn er sein Dharma erfüllt hatte würde ein Anderer nachrücken. „Wieso habt ihr wegen des Tokugawa Vorfahren gelogen?“ „Ich wollte wissen, wie er auf eine Beleidigung seines Ahnen reagiert, aber er hat sich gut gehalten. Er ist vielleicht nicht so rachsüchtig und unvorsichtig, wie die alten Wu Long.“ Wieder konnte die Beraterin ihm nur stumm zustimmen.
„Was war nun eigentlich mit dem Eindringling in den Yomi Welten?“ Wahrscheinlich hätte ein kaltes Lächeln die Züge der Anderen Kuei Jin verzogen, wenn sie keine Knochenblume gewesen wäre. „Der Shiro Gami Kami hat ihn aufgehalten, nachdem er nicht gehen wollte, wurde er hinausgeworfen.“ Ein leichtes Lächeln umspielte nun die Lippen des Daimyos, als er sich erhob und zu dem Holzkästchen hinüberging, welches mit antiken Schnitzereien verziert war. Langsam klappte er es auf und betrachtete die Goldene Kugel darin Ein leichter Schimmre ging von ihr aus, dabei war sie nicht einmal drei Zentimeter im Durchmesser, exakt rund, bis auf eine Stelle, wo ein Auge sehr grob dargestellt aus der Kugelform herausstach. Leicht fuhren seine Finger über die glatte Oberfläche und das Leuchten verstärkte sich kurz. Dann schloss er das Kästchen wieder. „Wo sind sie jetzt?“
Die Knochenblume legte kurz den Kopf schief und nickte dann. „Sie sind hier im Hotel untergekommen. Ein zwei Bett Zimmer. Der Eindringling hat doch ziemlichen Schaden erlitten und das Hotelpersonal musste ihn hineintragen. Anscheinend haben sie aber auch untereinander gekämpft.“ „Also haben sie keine große Einigkeit untereinander.“ „Es scheint so. Sho trat ans Fenster. „Was habt ihr eigentlich mit der Frau vor? Sie hat doch tatsächlich nichts mit Mizuki zu tun oder?“
Das Lächeln des Daimyos wurde grausam. „Durch sie fließt das Chi vollkommen ohne Barrieren. Es ist wunderbar ihm dabei zuzusehen und ich will wissen, ob es auch für unsereins möglich ist diese Freiheit des Flusses zu erreichen. Sollte es das nicht sein, werde ich sie wahrscheinlich töten, aber nur wenn Takugawa san nicht auf den Handel eingeht. Ich halte meine Versprechen.“ Kurz hielt er noch inne. „Sorg dafür das Mizuki und die Frau wieder in die Unterschlüpfe gebracht werden. Ich werde die Feier bald beenden und will das sie dann vorbereitet sind, nicht das uns die Sonne überrascht.“ Die Beraterin verneigte sich und verließ den kleinen Raum.
Die Stirn des Daimyos aber legte sich in Falten. Die drei Wu Long hatten eine seltsame Ausstrahlung gehabt. Das hatte er bisher bei keinem Anderen Wesen gespürt. Weder bei einem Kitsune, noch einem Tengu oder den seltenen Zhou Long. Auch nicht den Nezumi, bei keinem Hengeyokai oder einem der Brüder Akaschas, wie es sie in China so oft gab. Hatten sie auch so etwas wie er? Bei der Stillen Begleiterin hatte er unter dem Schmuck so etwas ähnliches erkennen können. Zumindest eine ihrer Ketten hatte dasselbe Augensymbol. Er würde vorsichtig sein müssen, nur seinen Besitz lies er sich nicht nehmen.
Mit langsamen Schritten verließ auch er das Separee, um sich wieder an die Gäste zu wenden und seinen Pflichten nachzukommen.
Schreibe den ersten Kommentar