„Ich kann dich zu ihr bringen.“
wandte ich mich wieder an Tamara. Ich brauchte zur Not auch Spanks einverständnis nicht.
„Das können wir natürlich tun. Die Nacht ist noch jung. Zumindest für die Verhältnisse.“
Im stillen dankte ich ihm das er mitkam. Ich hatte keine Lust mit Tamara allein zu gehen.
„Es ist auch nicht so weit zum Krankenhaus. Ich habe nur so lange gebraucht, weil ich vorher bei Tamara zu Hause war. Und da erst die SMS von Martin gelesen habe….und dich dann erst angerufen.“
„Verstehe.“
„Aber wir haben noch…ja…jemand anderen getroffen bei der Lagerhalle, wo wir Lorenzo hochgenommen haben. Die dürfte aber inzwischen nicht mehr da sein.“
Spank hob fragend eine Augenbraue, während er mich anblickte.
„Eine weitere Gangrel. Wohl ein Kontakt von Raymond. Also…sie hat uns gesagt das Lorenzo da ist.“
„Ein noch nicht gemeldeter Gangrel so wie sich das anhört.“
„Möglich. Scheint ziemlich ängstlich und ziemlich schüchtern zu sein. Aber, wenn du jetzt genauso anfängst die Frischlinge in den Bunker einzubuchten bist du nicht besser wie Serrah.“
„Nein aber ihr als Hilfssherriffs hättet dem nachgehen müssen. Das ist euch bewusst?“
In diesem Moment wurde mir bewusst das Spank bereits einmal Prinz war aber wir nichts über seinen Führungsstil wussten.
„Ja, nur hatten wir erstmal Lorenzo im Visier, da der Frischling nicht so eine Gefahr für die Menschheit darstellt wie Lorenzo selbst. Immerhin haben wir etwa 60 Leichen in der Lagerhalle gefunden.“
versuchte ich unser handeln zu rechtfertigen, obwohl es nicht nötig war.
„Natürlich.“
„Da mussten wir erst einmal Prioritäten setzen.“
fuhr ich fort. Unbeeindruckt von Spanks Status. Er hatte mir ja nie wirklich in die Schranken gewiesen und würde das auch nie zulassen.
„Das ist auch sehr klug von euch gewesen. Das Problem an Frischlingen ist einfach das sie einfach vom Sabbat einzufangen sind, selbst wenn sie keine Gefahr für Menschen sind. Und das wäre sehr schade nicht wahr?“
erwiderte Spank.
„Ja das wäre wirklich sehr schade. Wie gesagt. Wir wollten erst Prioritäten setzen. Iring können wir dann immer noch einsammeln. Und sie dir melden.“
„Jap. Haltet Ausschau nach ihr. Ich denke sie ist wiederzufinden.“
„Ja, wenn nicht…Raymond ist ja nun auch bei Muna und er scheint ihre Kontaktadresse zu haben. Wir sollten sie also wieder kiegen.“
Spank schmunzelte.
„Ahja. Kleine Verschwörung.“
„Ja…wir haben uns gedacht, solltest du genauso Größenwahnsinnig werden wie Serrah, können wir dich gleich wieder stürzen.“
Ich grinste breit.
„Das will ich sehen das du das versuchst. Wenn du das schaffst darst du das Amt behalten.“
Mein grinsen wurde breiter.
„Soll das eine Herausforderung sein?“
Spank erwiderte das Grinsen.
„Herausforderung angenommen!“
„Gut…dann würde ich sagen…fahren wir zum Krankenhaus.“
Tamara stand leicht wankend neben mir auf. Ich betrachtete sie ein wenig sorgenvoll aber sie schaffte es das Gleichgewicht zu halten und ging ins Schlafzimmer. Ihre Kleidung war zerfetzt und mit Blut durchtränkt. So sollte sie auch nicht ihre Tochter treffen.
Kurze Zeit später trat sie wieder aus dem Raum heraus und trug relativ weit geschnittene Kleidung, die nichts von ihrer Statur erahnen lies und keine Konturen von ihr zu sehen waren. Nur Hände und Gesicht waren zu sehen und, wenn sich die Misshandlungen weiter über den restlichen Körper fortsetzten verstand ich ihre Kleiderwahl. Auch das Kopftuch war klar. Sie wollte nicht das man ihren kahlen Schädel sah. Trotzdem war sie für mich wunderschön und ich führte sie auch aus der Wohnung hinaus auf die Straße, wo ich ein Taxi heran winkte. Spank hatte die Wohnung hinter uns abgeschlossen und war uns dann gefolgt. In das Taxi das von einem älteren Spanier gefahren wurde, musste Spank auch vorne sitzen, denn ich setzte mich mit Tamara hinten auf die Bank.
Während der Taxifahrer die ganze fahrt über immer wieder nervöse Blicke zu Spank warf, hatte ich nur Blicke für Tamara. Diese saß zusammengesunken neben mir auf der Rückbank und schien schon wieder fast zu schlafen.
Am Krankenhaus angekommen, gingen wir wieder durch die Notaufnahme, wo wir zwar einen fragenden Blick zugeworfen bekamen. Aber die Schwester war immer noch dieselbe, die Martin vorhin schon eingeschüchtert hatte, die auch nichts dazu sagte.
So kamen wir ohne Zwischenfälle bei Raziel am Zimmer an, wo sich nichts verändert hatte. Natalia schlief immer noch halb über Raziel gebeugt und die Geräte piepsten ihr Monotones Lied. Schnell besorgte ich aus einem der Nachbarzimmer einen weiteren Stuhl, auf den sich Tamara setzen konnte, bevor ich Natalia mit einer leichten Berührung am Arm weckte.
Spank blieb unterdessen in der geschlossenen Tür stehen, so dass wir ungestört bleiben würden.
Natalia öffnete verschlafen die Augen und blinzelte zweimal, bevor sie sich aufrichtete und sich umsah.
Tamara sah sie nur an. Hier hieß es einfach geschehen lassen. Sich jetzt zwischen Mutter und Tochter zu stellen, war bestimmt nicht gut.
Ich konnte wirklich beobachten wie in Natalias Gesicht die Erkenntnis aufwallte, bevor sie sich mit einem lauten. „MAMA!“ auf Tamara stürzte und sie umarmte. Diese war erstmal vollkommen baff und brauchte ein bisschen, bevor auch sie die Situation verarbeitet hatte und legte dann die Arme um unsere gemeinsame Tochter.
Natalia überschüttete sie auch sofort mit einem Schwall Spanisch.
„Du lebst noch!“
„Ich hätte nicht gedacht dich hier noch zu sehen!“
Es war ein Wasserfall an Freude, die aus ihr heraussprudelte, bevor sie merkte das sie ihre Mutter wohl ein wenig überrumpelte und sich dann freudestrahlend vor sie setzte.
„Warum sollte ich denn nicht mehr leben?“
fragte Tamara schließlich verwundert.
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