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Amantes amentes.

Stimmung

Der Wind wehte durch mein Federkleid und hob mich in den Himmel. Das nächtliche Hamburg breitete sich unter mir aus. Zu der Adresse war es nicht allzu weit von Tamaras Wohnung aus. Was mir gelegen kam, so konnte ich sie dann endlich auch nach Hause bringen. Wovor ich dann allerdings landete übertraf meine Erwartungen. Es war eine Lagerhalle. Umgebaut zu Wohnungen. Ich fand diese Lofts klasse, war aber nie in der finanziellen Lage gewesen mir so eines zu kaufen, geschweige denn zu mieten. Aber so viel zeit hatte ich nicht mich darüber zu wundern, denn neben mir landete eine Fledermaus, die sich zeitgleich mit mir wieder zu einem Vampir formte. Spank klimperte mit einem Schlüssel, der wohl zu der Wohnung passte in der Tamara untergebracht war.

Er schloss auf und wir betraten einen geräumigen Hausflur. Der erste Überblick sagte mir das in diesem Gebäude nur vier Parteien wohnten, was Rückschlüsse auf die Größe der Wohnungen zuließ. Spank führte mich zu einer der Türen, wobei an keiner von diesen Klingelschilder angebracht waren, und schloss auf.

Im Inneren betraten wir noch einen größeren Flur und davon abgehend mehrere Türen. Zwei davon waren offen. Einmal die Küche und dann noch das Wohnzimmer. Schlafzimmer und Bad waren geschlossen aber auch für mich auch unwichtig. Im Wohnzimmer lief der Fernseher, nach den Geräuschen zu urteilen ein Actionfilm.

Als ich das Wohnzimmer betrat begrüßte mich ein kleiner Esstisch, ein Schreibtisch und zwei kleinere Regale, die einen Raumtrenner bildeten. Dahinter lag die Couch und wohl auch Tamara, welche in Decken eingewickelt auf dem Sofa saß und zu schlafen schien. Leise näherte ich mich ihr und setzte mich vorsichtig neben sie auf die Couch, ohne sie zu wecken. Spank lehnte sich an den Esstisch und wartete, wofür ich in dem Moment unheimlich dankbar war.

Meine Hände streichelten über die Decken die sie komplett verdeckten. Nur ihre geschlossenen Augen waren zu sehen. Aber sie erwachte nicht. Sie musste einiges durchgemacht haben. Anfangs traute ich mich überhaupt nicht sie zu wecken aber ich brauchte ihre Stimme. Wollte wissen wie es ihr ging. Wollte wissen weshalb sie das alles getan hatte. Nachdem ich sie bestimmt fünf Minuten lang betrachtet hatte näherte ich mich ihr und flüsterte leise ihren Namen. Ihre Haut roch dabei nach frisch gewaschenen Decken aber auch irgendwie verbrannt und der Geruch von Blut war unverkennbar.

Ihr Name weckte sie allerdings auch nicht auf, was wohl am Fernseher lag der recht laut lief. Ich griff nach der Bedienung schaltete ihn ab. Dann nahm ich sie wieder in den Arm und flüsterte ihren Namen erneut.

„Tamara!“

Ich wickelte sie ein wenig aus der Decke aus und befreite ihr Gesicht von den Schichten Wolle und Polyester, in die sie eingeschlagen war. Dabei kam ein feiner Schnitt quer über den Mund zum Vorschein. Noch keine Narbe aber eine Wunde, die zwar verheilt war aber noch nicht allzu alt schien. Dieser Schnitt ging von der Wange bis zum Kinn. Es entstellte sie beinahe ein wenig. Dafür berührten meine Lippen sachte ihre Wange. Sie drehte sich instinktiv von mir weg und wollte wohl weiterschlafen. Ich hörte nicht auf. Immer wieder flüsterte ich ihren Namen und küsste sie zärtlich auf die Wange. Unter der Decke begann sich nun auch etwas zu regen und sie versuchte wohl ihre Hand zu benutzen, um das was sie so unerwartet aus dem Schlaf gerissen hatte, zu verscheuchen. Aber sie war dermaßen fest eingewickelt das sie sich kaum bewegen konnte. Daraufhin schlug sie endlich die Augen auf , was mir einen Stich versetzte, denn eines ihrer Augen war farblos und blind.

Trotzdem zuckte ein Lächeln über mein Gesicht. Als sie mich nach einer scheinbaren Ewigkeit endlich taxierte. Dann riss ich mir das Handgelenk auf und drückte ihr das blutende Handgelenk an die Lippen. Ich konnte es kaum ertragen wie verheerend sie aussah. Was mich aber erstaunte war das sie das Handgelenk wegdrückte. Sie wollte nicht trinken. Sie wollte nicht heilen. Drehte sich von mir weg. Das tat weh…wieso wollte sie nicht heilen?

„Nimm bitte….es ist doch nur Blut.“

brachte ich leise hervor. Immer noch ein wenig verunsichert. Aber sie schüttelte nur mit dem Kopf.

„Was hat er dir angetan?“

In meiner Stimme bebte die Wut auf Cuervo. Was ich schon beinahe verdrängt hatte durch die Jagd nach Lorenzo kam nun wieder hoch. Auch ihre Hand war verstümmelt. Der Arm war zerschnitten und vom kleinen Finger ihrer Hand fehlte das obere Gelenk. Meine Wut wuchs, aber ich hielt es unter Kontrolle. Ich wollte hier nicht ausflippen. Nicht in ihrer Gegenwart. Stattdessen nahm ich sie einfach in den Arm. Ich wollte das sie meine Nähe spürte. Unter der Decke verspannte sich ihr Körper, als ihr so nah kam. Sie schien Angst zu haben. Angst vor mir…aber warum? Die Beruhigende Wirkung, die ich eigentlich erzielen wollte blieb vollkommen aus. Es war wie ein Schlag in die Magengegend, als ich das begriff. Ich lies sie los und rückte ein Stück von ihr weg. Ihre Ablehnung traf mich aber trotzdem ruhte mein fragender Blick auf ihr. Ich musste sie irgendwie dazu bringen mir zu vertrauen aber wie?

Anstatt mir aber zu antworten wickelte sie sich etwas weiter aus der Decke aus und dadurch konnte ich nun auch sehen das Cuervo ihr ihre Haare abgeschnitten hatte. In meinen Augen musste sich in diesem Moment Wut, Ekel und Mitleid gespiegelt haben. Aber es war mir egal. Nur weiter bedrängen konnte ich sie nicht. Sie musste sich von ganz allein fangen. Nach weiteren endlosen Sekunden zog sie nun auch den zweiten Arm aus der Decke heraus, wo sie einen Holzpflock fest umklammert hielt.

„Ich will dir doch nichts tun. Ich bin es Huan!“

Sie reagierte nicht wirklich. Sie schien mich zwar zu erkennen aber in sich war sie tot. Ihr Blick war leer und Angsterfüllt…es war unheimlich und beängstigend sie so zu sehen. Hatte ich sie doch sonst nur als starke Frau kennen gelernt die wusste was sie wollte. Ich blieb allerdings einfach sitzen. Mich von ihr jetzt zu entfernen wäre ein großer Fehler gewesen. Ein Vertrauensbruch sondergleichen, den ich nie wieder hätte gutmachen können.

„Es tut mir so leid. Das ich dich in der Wohnung nicht beschützen konnte.“

Meine Stimme war nur ein flüstern das die vollkommen stille Wohnung durchmaß wie eine Schockwelle. Tamara aber schüttelte nur den Kopf.

„Ist nicht deine Schuld.“

Mein Seufzen war ein Laut der Erleichterung und der Angst, denn die nächste Frage würde mir das Offenbaren was ich eigentlich nicht hören wollte.

„Was ist passiert, nachdem du mit ihm gegangen bist?“

„Er wollte, Informationen von mir haben, die ich nicht hatte.“

Ihre Stimme war leise, durch die verzogenen Lippen etwas undeutlich. Es schmerzte, sie so zu sehen und zu hören.

„Über wen? Oder was?“

Ich wusste zwar das ich nicht so viel Fragen sollte, eigentlich sollte sie schlafen. Aber ich konnte nicht anders. Musste mit ihr reden. Musste sie ergründen. Wollte verstehen.

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