Ich nickte kurz und ging langsam auf den Balkon zu und trat hinaus. Innerlich war ich aufgeregt und ängstlich zugleich. Was würde mich gleich erwarten?
Am Geländer des Balkons stand eine Frau, mit langem silbrig weißem Haar die mir den Rücken zudrehte und an der Haltung war zu sehen das sie den Kopf gen Himmel reckte. Sie strahlte eine derartige Ruhe und Ausgeglichenheit aus das ich diese Stille nicht unterbrechen wollte. Ich wartete bis sie auf mich reagierte.
Es dauerte auch nicht lang, bis sie einen tiefen Atemzug zu nehmen schien und leise flüsterte:
„Spürst du es auch?“
Ihre Stimme war wie das Flüstern des Windes. Es war nichts menschliches in ihr. Ich hatte mehr das Gefühl mit dem Wind persönlich zu reden, als mit dieser Frau. Aber ich nahm einen tiefen Atemzug und konzentrierte mich auf die Umgebung, um herauszufinden was sie meinte.
Ich konnte allerdings nur die Nachtluft, den Gestank der Zombies und das Rauschend er Bäumen und das Lied des Windes hören. Es war ruhig und ich spürte gar nichts.
„Was?“
Meine Stimme hatte sich automatisch der ihren in Lautstärke und Betonung angepasst, um die Atmosphäre nicht zu stören, die hier herrschte.
„Gaia.“
Ich trat durch diese Gesprächseröffnung ermutigt neben sie an das Balkongeländer und versuchte noch einmal mich auf Gaia zu besinnen. Mehr als das Gaia die Natur war wusste ich allerdings über Gaia auch nicht. Jetzt aber spürte ich, während ich dort stand das sich die schlammige Erde unter dem Balkon mit den Zombieüberresten bewegte. Wie ein Lebewesen und auch die Bäume die auf dem Grundstück standen gehörten dazu. Es war alles Eins. Je länger ich dort stand desto mehr bekam ich ein Gefühl von Freiheit von Verbundenheit mit dem Wind, dem Atem der Erde…es war irgendwie belebend.
„Ja..:“
flüsterte ich. Durch mein Körper schien das Leben zu pulsieren, obwohl ich tot war.
„Ich spüre es auch.“
„Sie verbindet uns alle.“
„Ein schönes Gefühl.“
Sie drehte den Kopf zu mir und ihr Blick traf den Meinen. Jetzt spürte ich auch ihre Aura. Es war ein seltsames Gefühl. So etwas hatte ich noch nie gespürt. Zum einen war sie mit Sicherheit ein Vampir. Zum Anderen gehörte sie irgendwie dazu…zu dem Atem der Erde…zum Wind…zu den Bäumen. Irgendwie hatte sie etwas magisches an sich.
„Es ist tief in dir drin das du das spüren kannst. Alle können es. Menschen, Vampire, Werwölfe…alles.“
„Auch Dämonen?“
„Sie sind…das was Gaia schmerzt.“
erwiderte sie ernst. Das schien ein Tabuthema zu sein.
„Dann schmerze ich Gaia.“
Sagte ich vorsichtig. Immerhin trug ich eine dieser Kreaturen in mir.
Langsam hob sie eine ihrer Hände, woraufhin Krallen daraus hervorbrachen und sie schlug nach mir, ohne mich verletzen zu wollen aber ihre Stimme war rauher, schneidender wie vorher.
„Sie schneiden sie auf!“
Ich wankte ein Stück zurück, denn obwohl sie mich nicht getroffen hatte, spürte ich einen Schmerz in der Magengegend, als hätte sie es doch getan.
„Sie zerreißen das Fleisch von ihr. Vernichten sie…Gaia stirbt.“
„Bitte nicht…nicht nochmal.“
Sie senkte die Krallen bewährte Hand wieder, wobei diese sich auch wieder einzogen. Auch das sanfte geheimnisvolle kehrte zurück und die Ruhe des Ortes war wiederhergestellt. Ihre Hand legte sich auf meine Schulter, woraufhin ich sie fragend anblickte.
„Du bist ein Geschöpf Gaias. Du bist befallen aber das ist nicht dein Ende.“
Ich atmete innerlich auf. Es gab eine Möglichkeit den Dämon zu vertreiben? Wunderbar.
„Kann man es entfernen?“
„Du kannst den Parasiten abwerfen.“
„Wie?“
„Du kannst versuchen es zu töten. Es herausschneiden oder du machst es zu einem Teil von dir.“
„Mache ich es damit nicht noch schlimmer?“
fragte ich leise. Wenn ich mit dem Dämon verschmolz wurde dann mein Wesen nicht ausgelöscht? Ich hatte Angst davor.
„Sei du der Parasit auf des Dämons Haut. Infiziere ihn mit Gaia.“
Ich horchte auf.
„Interessante Methode. Aber wie soll ich das machen? Wie bringe ich einem Wesen bei, das nur für die Zerstörung lebt, das es der Schöpfung gehört.“
Auf diese Frage bekam ich keine Antwort, sondern nur eine wundervolle Verwandlung zu seinem silbrigen Schwan zu sehen, der sich über die Balkonbrüstung schwang und nach unten glitt. Meine Verwandlung dauerte wesentlich länger aber dann folgte ich ihr, als sie bereits unten auf dem Matsch gelandet war. Ich landete neben ihr und wir gingen noch einige Schritte aus dem Matsch heraus in Richtung der Bäume, währenddessen sie sich im Gehen zurückverwandelte brauchte ich ein wenig, nachdem ich den Matsch verlassen hatte, um wieder Humanoide Gestalt anzunehmen und ihr zu folgen. Was allerdings nicht schwer war, weil sie langsam durch den Wald schritt und keine Eile hatte, wie es aussah.
„Du bist, genau wie die anderen Geschöpfe, nicht nur der Schöpfung fähig.“
„Also kann ich auch zerstören.“
Während wir weiter durch den Wald gingen berührte sie jeden Baum an dem sie entlang schritt mit der Hand. Ich merkte das sie irgendwas fühlte. Sie schien unheimlich verbunden zu sein.
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