„Ich hasse dich!“, er springt auf die Felsformation und schreit den Mond an. Überall an ihm klebt Blut, doch es hat keinen Wert für ihn. Nur ein Zeichen seiner Taten, seiner Wut und der Verzweiflung. Der Dämon ist erstarkt, aber hungrig nach mehr. Das Blut der Sterblichen rührt er nicht an, das macht den Dämon rasend. Zorn quillt über, er nimmt einen Faustgroßen Stein und schmettert diesen dem Mond entgegen. „ICH HASSE DICH!“ Doch der Mond ist einfach nur da und sagt nichts, was seinen Zorn nur noch mehr schürt.
Als seine Schwester auftaucht, dreht er sich ruckartig zu ihr um, die Fangzähne sind ausgefahren und ein dunkles Knurren dringt aus seiner Kehle. Sie hebt beschwichtigend die Hände: „Mein Herz, beruhige dich wieder. Eines Tages wirst du dich dafür an ihm rächen können, aber jetzt ist noch nicht die Zeit dafür. Sieh‘ du bist deinem inneren Tier vollkommen erlegen und machst dich damit selbst zu der Bestie, die du erlegen willst. Ich wiederhole mich nur ungern, aber mein Clan schätzt die Menschlichkeit, die wir uns bewahren können… ich kann dir helfen, mein Herz.“
Mit einem Satz ist er bei ihr, aber sie zuckt nicht zusammen sondern begegnet ihm mit einem warmen Lächeln: „Dein Clan?! Hast du jetzt den Verstand verloren?“, faucht er sie an.
Seine Schwester streicht ihm über den Kopf: „Aika ist tot, du hast sie vernichtet. Ich muss ihre Lehren weitergeben, mein Herz. Die Kinder Kains können etwas besseres sein als unkontrollierte Monster. Siehst du das denn nicht?“
Sie duftet gut und obwohl ihre Augen lügen glaubt er ihr – für den Moment. Er bleibt aber angespannt, der Dämon spricht aus seinem Blick. Es führt ihn zum Rand der Ebene kurz bevor die Felsen aus dem Boden ragen. Dort wo es nach Magie stinkt, das allein der Geruch ihn aggressiv macht. Knurrend meint er dann: „Ich kann nicht mehr hinein, die Lebensesser haben das Land versiegelt. Es gibt nichts mehr zum jagen… sie haben unseren Bruder getötet… und mich fast auch… du hättest mich dort sterben lassen sollen!“
Sie streicht ihm über die Wange ohne Furcht vor seinem Zorn: „Mein Herz, was hätte ich dann noch gehabt? Der Fluch Malkavs liegt in deinem Blut, du bist nicht mehr fähig die wichtigen Dinge von den unnützen zu unterscheiden. Du gibst dem Mond die Schuld an allem, aber bist du es nicht selbst, der seine Taten lenkt? Glaubst du wirklich, er kann dich beeinflussen?“ Er versucht, sich ihrer Hand zu entziehen, aber sie legt ihre zweite Hand an die andere Wange und hält seinen Kopf fest, um ihn anblicken zu können. Sie wirkt bezaubernd, vertrauensvoll. „Sie hatten dich in eine Falle gelockt, weil sie wussten, dass du deinen kleinen Bruder nicht zurück lassen konntest. Wenn sie dich getötet hätten, müssten sie jetzt nicht das ganze Land verzaubern, um dich aus zu sperren. Ich bin mir ganz sicher, dass dieser gigantische Zauber eine Menge Kraft und Opfer gekostet hat – und auch immer noch seinen Tribut fordert. Es war schon fast zu einfach dich zu ihm zu locken mit einer Hinrichtung an ihm, weil er seine Art verraten hat – wegen dir!“
Sie wartet den Moment ab, an dem er versteht, welchen Vorwurf sie ihm gerade gemacht hat und als der Gefühlsausbruch seinen Dämon zum Vorschein bringt, steckt sie ihm einfach ihren Arm zwischen seine Fänge. Der rote Schleier der Wut und des Hungers verbirgt Details aber irgendwie schafft sie es, das er die Kontrolle zurückerlangt. Der Durst ist fort, dafür ist jetzt Reue da.
Mit einem Satz rückwärts nimmt er Abstand von ihr, wendet sich ab, hört sie noch: „Du wartest hier, ich werde die Bauernhöfe besuchen und das Blut nehmen, welches dich nicht nährt.“ Er würde warten, was sollte er auch anderes tun? Zurück in die Lande kommt er nicht mehr, die Lebensesser haben tatsächlich einen Bannkreis aufgebaut – Magie, so stark das er sich ihr nicht nähern kann. Damit waren die Lebensesser vom Speiseplan gestrichen, sie versteckten sich vor ihm. Er schwört sich, jedem Lebensesser der mutig genug ist die Lande zu verlassen die Chance auf einen Kampf zu geben.
Sein Blick wandert hinauf zum Mond. Das Jagdgebiet hat sich verändert. Sein Erzeuger ist weitergezogen, er wird ihm folgen, bis er ihn vernichten kann. Seine Schwester mag ihre eigenen Pläne haben, aber jedes Kainskind das sie aufspürt wird er vernichten – früher oder später. Sie irrt sich, Menschlichkeit ist nur der traurige Überrest des Lebens.
Doch sie sind Untote.
Es tut mir leid, kleiner Bruder
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