Stephane fluchte lauthals, als er aus dem Raum im Schloss stürmte. Das Gespräch mit dem Seneschall war alles andere als gut verlaufen. Er hatte sich einen wesentlich günstigeren Ausgang erhofft. Aber wer konnte auch ahnen das sich der Ventrue so stur stellen würde. Auch, wenn niemand von Eve oder den Anderen beiden wusste, so war Desiree sein fehlen nicht entgangen. Nathan hatte natürlich den Mund nicht halten können, denn er hatte ihn ja darum gebeten. Er hatte mit Havershand einige Dinge besprochen und gehofft früher die Erlaubnis für ein Child zu bekommen. So hätte er Eve zumindest sicher anerkennen können. Der Ventrue hatte ihm in Ruhe zugehört und am Ende ihres Gesprächs hatte er gesagt er würde sich darüber mit dem Prinzen beraten.
Das war nichts weiter als eine Taktik damit er jetzt keine Entscheidung treffen musste und damit Stephane still hielt. Er seufzte, als er durch die Gänge des Schlosses strich. Bald würde er wahrscheinlich öfter hier aufhalten, sobald der Prinz entschieden hatte, ob die Toreador nun einen neuen Primogen bekommen sollten oder nicht. Desiree stand auf jeden Fall hinter ihm und sie war nun die Älteste seine Klans in Berlin. Nathan würde sich wahrscheinlich mit Desiree zusammentun und ihn zum Primogen bestimmen. Das wiederum würde einen Vorteil gegenüber dem Seneschall und dem Prinzen verschaffen was Eve anging. Trotzdem lief ihm die Zeit davon, denn allein eine Audienz beim Seneschall hatte schon drei Tage gebraucht, um sie überhaupt zu bekommen. Ein Gespräch beim Prinzen würde wohl noch weit länger brauchen.
Stephane lehnte sich gegen eine der Säulen, die sich in einem der großen Säle erhob. Durch die großen Fenster, die in einen der Innengärten des Schlosses hinausführten fiel fahles Mondlicht in den großen Raum. Auf dem Boden war ein Marmorbild hinterlegt, welches durch kunstvoll eingelegte Bodenfliesen und Parkettboden in verschiedenen Farben, eine Szene aus einer Jagdgesellschaft darstellte. Im Licht des Mondes sah es fast so aus, als wenn die Reiter sich auf den Pferden bewegte und die Hunde hinter dem Wildschwein hinterher jagten. Stephane betrachtete das Bild. Eigentlich stellte dieses Bild die Vampirgesellschaft wunderbar dar.
Die hohen Herren, die auf den schnellen Rappen zusammen mit den Bluthunden hinter dem Wild her waren. Die Alten Vampire ließen sich von ihren Untergebenen tragen, während die Jungen wie die Bluthunde das Wild, die Menschen jagten, um ihre Herren zu füttern.
„Ah der zukünftige Primogen!“
erklang plötzlich eine ekelerregende Stimme neben ihm. Stephane zuckte zusammen und sah auf den etwas älteren Mann hinab, der neben ihm stand. Die Nickelbrille und die leicht ergrauten Haare gaben ihm etwas von einem Professor aber Stephane wusste das der Tremere bei weitem mehr Wissen angehäuft hatte, als die Professoren aller Universitäten Berlins zusammen.
„Guten Abend Maxwell. Was kann ich für sie tun?“
erkundigte sich Stephane vorsichtig. Bemüht dem Primogen des Klans der Hexer seine Ehrerbietung zu zeigen, aber gleichzeitig keine Schwäche an den Tag zu legen.
„Wissen sie Stephane ich habe mich nur gefragt wo sie die ganze Zeit gesteckt haben. Wir haben uns alle große Sorgen um sie gemacht.“
Stephane verzog innerlich das Gesicht. Dieses schleimige Gehabe, ging ihm schon wieder tierisch auf den Geist. Allerdings konnte er das dem Lackaffen schlecht ins Gesicht sagen.
„Ich bin meinen eigenen Geschäften nachgegangen, wie sie sicher wissen ist das meine Sache. Außerdem war es durchaus ertragreich für den Klan.“
„Sicherlich. Sagen sie Stephane könnte es sein das sie sich im Osten aufgehalten haben?“
Der Toreador verengte die Augen zu Schlitzen und wurde sofort wachsamer. Was hatte Maximilian vor? Wollte er ihn beim Prinzen anschwärzen? Wollte er ihn dem Sabbat zugehörig zeigen? Was wollte er?
„Durch Zufall ja. Was soll die Frage?“
„Ich möchte nur, rein zur Vorsicht versteht sich,verhindern das sie dem Sabbat in die Hände fallen. Es wäre ein herber Verlust für ihren Klan, der ohnehin schon so gering vertreten ist.“
„Was sie nicht sagen. Ja ich war im Osten. Ich habe mir einen Klub dort angeeignet, was uns einen tieferen Einblick in die Welt des Sabbat gewährt. So können wir Berlin vielleicht in nicht allzu ferner Zukunft gänzlich aus den Klauen dieser Brut befreien.“
Über die Gesichtszüge des Tremereprimogens huschte ein Lächeln.
„Ich sehe sie leben sich ein. Ich wünsche ihnen weiterhin viel Erfolg.“
Mit diesen Worten drehte er sich um, und verschwand in den Tiefen des Schlosses. Stephane lächelte, als er sich auf den Weg zur Nationalgalerie machte. Im Gegensatz zu seinem Gespräch mit dem Seneschall, war das eben ein riesiger Erfolg gewesen. Wenn man eben auf dem direkten Wege nicht ans Ziel kam, dann ging man einfach einen anderen. So sollte es genauso funktionieren.
Schreibe den ersten Kommentar