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New Sheriff in Town

„Emily Jones, ich bin der neue Sheriff“, sie streckte Cuervo die Hand zur Begrüßung entgegen, aber er nickte ihr nur grüßend zu. Der Mond spiegelte sich in dem See neben den beiden Kainiten. Die Ventrue betrachtete den Primogen der Malkavianer genauer, sie kannte diese Art der Ausstrahlung sonst nur von den Sabbaties – trotz dessen, dass sie Auspex nicht beherrschte konnte sie fast fühlen, dass er viele Vampirseelen in sich aufgenommen haben musste. Ein Traditionsbruch ohnegleichen, warum war noch niemand eingeschritten?

„Man sagte mir, dass Ihr früher einmal das Amt der Geißel innehattet und die Domäne aufgeräumt habt. Wie kommt es, dass Ihr jetzt ein Teil des Erstgeborenenrates seid? Ich war in New York selbst Geißel – und hatte nicht annähernd etwas mit der Politik dort zutun.“

Cuervo machte ihr mit einem einzigen, kurzen Blick klar, dass er ihr das nicht glaubte, allein ihres Clanes wegen. Sie verbesserte sich sogleich: „Jedenfalls nicht in einem politischen Amt. Die Geißeln sind mehr die Henker des Prinzen und kümmern sich um den Sabbat. Ich habe noch nie einen Malkavianer in soeiner Position gesehen…“

„Zuviele versteckte Fragen in diesen Sätzen.“, beendete Cuervo die aufwallende Konversation und wandte sich nun dem See zu, betrachtete das Spiegelbild des Mondes: „Komm zum Punkt.“

Emily versuchte sich die Verärgerung über das abblocken der Konversation sowie die Herabstufung zum Frischling mittels der formlosen Anrede zu verbergen und nickte: „Natürlich, Erstgeborener. Beim Zugriff auf das Höhlensystem sind wir auf eine Lasombra gestoßen, die nahe an Kain war. Sie muss schon sehr lange dort ihren Unterschlupf gehabt haben. Wusstet ihr davon?“

Cuervo steckte seine Hände in die Taschen des weißen Kimonos, der mit gelben Symbolen bestickt war: „Wirft Mondlicht Schatten?“

Emily öffnete den Mund, stockte und blickte zum Mond, schloss den Mund wieder. Sie nickte. „Warum habt ihr sie nicht vernichtet, bevor sie Schaden anrichten konnte? Damals hättet ihr die Berechtigungen gehabt – jetzt nicht mehr. Es gibt keine Geißeln mehr in dieser Domäne, die ohne Zustimmung des Prinzen-„, sie spannte sich an, als Cuervo seinen Kopf zu ihr wandte und sie mit einem sehr tiefgehenden Blick anschaute.

Für einen Moment verharrten die beiden Kainiten so, ehe sie leise sprach: „Raus aus meinem Kopf! Disziplinen sind hier nicht gestattet!“

Cuervo blinzelte und sie hatte ihre Gedankenwelt wieder für sich. Jetzt war ihre Verärgerung deutlich in ihrem Gesicht zu erkennen: „Das ist eine Frechheit! Eine Frechheit gegenüber dem Elysium, dem Clan Ventrue und gegenüber dem Prinzen!“

„Der Sabbat hat Recht.“, sprach er ruhig.

Jetzt völlig aus dem Zusammenhang gerissen, fragte sie mit recht hoher Stimme: „Was?!“ Dann atmete sie einmal tief durch ums ich zu beruhigen und fragte nochmal nach: „Was meint Ihr?“

„Die Camarilla versteckt sich hinter der Macht von Methusalems und wird von diesen gelenkt.“, Cuervo bewegte sich die ganze Zeit keinen Milimeter.

Emily schüttelte den Kopf: „Was soll das jetzt? Ich konfrontiere Euch mit Euren Fehlern und ihr fangt an mit mir zu Philosophieren…. achja, ich vergaß – Clan des Mondes.“

Der Malkavianer nickte einmal kurz: „Deshalb denkt der Sabbat, er müsse die Camarilla stürzen. Nach ihrer Ansicht müssen die Methusalems vernichtet werden, um Gehenna zu verhindern – und geben der Camarilla die Schuld, weil diese die alten Vampire versteckt und unterstützt.“

„Meiner Meinung nach wisst Ihr ziemlich viel über die Philosophien des Sabbats.“, Emily verschränkte die Arme vor der Brust und schaute ihn misstrauisch an.

„Konzentration, Emily.“, es klang wie ein Vater der sein Kind ermahnte ihm zuzuhören. Sie stutzte. Ihr Erzeuger hatte so immer mit ihr gesprochen, aber das war lange her…

„Wie… wie könnt Ihr…“, dann stand ihr für einen Moment der Mund offen. Cuervos Miene war unverändert, er schien sich nicht mal darüber zu freuen sie so an der Nase herumzuführen.

Er legte seine Hand schließlich an ihr Kinn und drückte dies sanft nach oben, damit sich der Mund schloss: „Du wurdest ausgewählt, weil du so nah an Kain kaum zu beherrschen warst, niemand in deinen Kopf schauen konnte und auch deine Verwendung von Vitae den meisten Mitgliedern des Sabbats überlegen war. Sie haben dir Kampfdisziplinen beschafft und beinahe wärest du Kain sogar noch einen Schritt näher gekommen, hätten die Magier nicht kurzen Prozess mit den Kainiten in New York gemacht – egal welcher Sekte. Es gibt hier in der Domäne tatsächlich kaum jemanden, der dir das Wasser reichen kann. Jeder der näher an Kain ist kann nur ein Methusalem sein, nicht wahr?“

Emily nickte und starrte Cuervo mit aufgerissenen Augen an, er hielt sie immer noch am Kinn. Jetzt lächelte Cuervo, es war ein freundliches Lächeln, als hätte er einem kleinen Kind gerade beigebracht wie man läuft: „Diese Domäne hier hat ihre ganz eigenen Regeln, Emily Jones. Der Clan der Malkavianer hat noch keinen Grund dem Clan der Ventrue missmutig gegenüber zu sein, du willst ganz bestimmt, dass das so bleibt. Da bin ich mir ganz sicher.“

Er ließ die Ventrue los, welche draufhin zwei Schritte zurückwich, sich vor ihm mit einem „Natürlich.“ verneigte, wieder zwei Schritte rückwärts ging und sich dann umwandte. Sie beherrschte sich, nicht schneller als sonst wieder ins Schloss hinein zu gelangen.

Cuervo blickte ihr nach, bis sie die Tür hinter sich schloss. Dann sprach er: „Lektion dreiundzwanzig: Prüfe, ob das Ziel dir tot weniger nützlich ist.“

Published inRollenspiel-Storys

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