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Gained: Death

Markus starb ziemlich langsam.

Letztendlich gewann der Blutverlust das Rennen darum was ihn töten würde nur knapp vor dem schieren Schmerz. Trotz seines Wesens konnte Markus darin nicht den Hauch einer Befriedigung finden, die Zähne in seinem Hals taten einfach nur weh, brannten als würden sie flüssiges Feuer in seine Adern pumpen und das einzige was ihm blieb war aus vollster Lunge zu Schreien.
Doch die Vitae sorgte dafür, dass sein Blut einfach nicht weniger wurde, nicht am Anfang. Nach schrecklichen Minuten erst merkte er, wie seine Lungen anfingen zu kollabieren, und wie sich ein schwarzer Schleier von außen auf seine Augen legte.

Letztendlich blieb ihm nicht mal mehr die Luft und Kraft zu schreien und das machte ihn fast froh, denn das hieß, dass es gleich vorbei sein würde. Mit dem Tod kam die Taubheit des Körpers. Zuerst konnte er seine Beine nicht mehr spüren, dann die Arme, dann den Oberkörper. Das Letzte was er spürte war der Schmerz in seinem Hals, das Letzte was er sah war das triumphierende Grinsen auf Spiders Gesicht als er ihn auf den Boden fallen ließ. Genau als er aufschlug gingen die Lichter in Markus Kopf aus.

Hätte man eine Umfrage gemacht, dann hätten so 96% gesagt, dass im Falle seines Todes vielleicht die Finger, der Mund oder auch sein Penis noch länger als der Rest seines Körpers gelebt hätten, aber die Wenigsten hätten auf seinen Kopf getippt.

Ein Licht blieb an.

Es war eine blanke Glühbirne in diesem eher karg ausgestatteten Raum.

Der Geruch von Schießpulver lag in der Luft. Er blickte an sich hinab. Ein Loch war in der schwarzen Weste, die Kugel hatte die Blume getroffen die er am Revers getragen hatte und nun einige Blätter gen Boden fallen ließ. Es war eine schöne Blume gewesen, deshalb blieb sein Blick länger an ihr hängen, schaute ihr dabei zu wie sie zwei weitere Blätter verlor. Sie hatte sie ihm geschenkt…

Eine kleine Träne stahl sich in seinen Augenwinkel.

Dann schaute er auf und dem Schützen direkt in die Augen. Er war so weit weg von ihm, eine geradezu übermenschlich weite Entfernung. Sein Colt rauchte noch, nein schon wieder. Zwei weitere Kugeln trafen ihn und bewegten seinen Brustkorb einen Millimeter zurück. Diesmal schaute er nicht mehr hin, er studierte den Schützen, der nun ungläubig seinen Colt anstarrte, einen Blick in die Trommel warf und diese wieder zuschnappen ließ. Doch er ergriff jetzt nicht die Flucht, wie Cuervo das eigentlich erwartet hätte, das hatten bisher eigentlich alle gemacht die auf ihn geschossen und nur einen müden Blick geerntet hatten, nein, er zog mit – für einen Menschen – beeindruckender Geschwindigkeit einen zweiten Colt, stellte sich breitbeinig hin und eröffnete mit beiden Revolvern das Feuer. Er bekam dafür von der Gegenseite eine hochgezogene Augenbraue angeboten.

Er wollte die Kutsche eigentlich nicht so unbeaufsichtigt stehen lassen, nicht wo er wusste, dass hier in der Nähe der Canyons einige der stärksten und wildesten Garou lebten, doch er hatte sie jetzt seit mehreren Monaten alleine durch die Nacht gebracht und gerade war ihm eine Idee gekommen. Kurz prüfte er die Umgebung, dann dauerte es nicht mehr als einen Wimpernschlag, schon stand er hinter dem Schützen und tippte diesem auf die Schulter. Die schwarze Kutsche hatte aus dieser Entfernung und vor dem dunkelblauen Nachthimmel eine bedrohlich schöne Wirkung.
Der Schütze wirbelte herum und wartete gar nicht erst ab zu erkennen wer da hinter ihm stand, sondern schoss einfach weiter. Die Weste würde er ihm jetzt wirklich ersetzen müssen. Zwei ungesehene Handgriffe und die Colts landeten zwanzig Meter weiter im Sand. Alle drei. Dann packte Cuervo den jungen Mann an den Schultern um ihn genauer betrachten zu können und um ihn davon abzuhalten einfach weg zu laufen, was er jetzt mit Sicherheit in betracht zog. Doch dieser zog nicht an seinen Händen oder versuchte ihn zu schlagen. Er sah ihn einfach nur aus großen Augen an, jetzt wo er erkannte wer da vor ihm stand. Ein Moment der Stille entstand, in dem ein Luftzug die Federn auf Cuervos Schultern zum Rascheln brachte.

In diesem Augenblick schaute er tief in die Seele des jungen Mannes und zog seine eigenen Schlüsse daraus und für dessen Zukunft. Mit einer weiteren ungesehenen Bewegung schlug er ihn bewusstlos.
Dann trug er den Burschen zu der Kutsche und sammelte unterwegs dessen Waffen ein. Am schwarzen Gefährt angekommen machte er vorsichtig die Tür auf, um sie so wenig wie möglich in ihrem Schlaf zu stören, der für seinen Geschmack schon viel zu lange dauerte und verfrachtete den Jungen stattdessen auf die einzige Bank neben den beiden Särgen. Bevor Cuervo die Tür wieder schloss schnitt er sich noch kurz in den linken Zeigefinger und gab dem Aufgegabelten knapp eine hand voll seines Blutes. Dann überprüfte er noch seinen Puls, blockierte zwei Nervenstränge mit einem Fingergriff, damit er nicht während des Tages aufwachte und nun endlich stieg er wieder aus und machte die Tür vorsichtig hinter sich zu. Er wollte schon auf den Fahrerbock aufspringen, da drehte er nochmal um und warf die drei Pistolen ebenfalls hinten hinein, den Kopf einziehend als er die recht lauten Aufprallgeräusche hörte.

Die nächsten Tage vergingen im Grunde so wie der Vergangene, nur wurde jetzt nicht mehr auf ihn geschossen. Er versäumte es nicht, abgesehen von seinem Blut dem Jungen auch etwas Wasser zu geben, damit er nicht verdurstete. Und erst am dritten Tag löste er die Nervenstränge wieder.

„Billy, du wirst Serrah und mich am Tag in der Kutsche gen Ostküste fahren. Du wirst uns beschützen und dafür sorgen, dass niemand uns zu nah kommt, dafür zeige ich dir, sobald ich wach bin, was es hinter der Sterblichkeit gibt und helfe dir dein Schicksal zu erkennen….“

Die Lampe begann zu flackern und summte unregelmäßig.

„… was ich schon alles gesehen habe? Mehr als du dir vorstellen kannst… natürlich gibt es noch andere Länder als Amerika…“

„Ja, manche von uns können auch fliegen…“

Jetzt wurde das Licht richtig diffus, die paar Bücher die in der Ecke lagen warfen gespenstische Schatten an die Wände.

„…diese Karten? Man nennt sie allgemein Tarot Karten… HAHAHA, ich weiß nicht ob man damit die Zukunft vorraussagen kann, aber sie langweilen mich auch nur, du kannst sie haben wenn du willst…“

Ein letzter Lichtblitz ging durch das Zimmer, dann kehrte auch hier die Dunkelheit ein die sich überall verbreitet hatte.

„Danke Billy, du hast uns sehr geholfen. Doch das ist der Punkt an dem wir uns trennen müssen, von nun an hast du die Feder deines Schicksals selbst in der Hand. Abgesehen von meinem Geschenk an dich gebe ich dir noch einen Rat mit: Gewalt hat noch niemanden zur Erleuchtung geführt, schwöre diesem Weg ab.“

Published inRollenspiel-Storys

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