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[Gruppe 3] Kapitel 7: Auf der Suche nach dem verlorenen Körper

„Ich bin dagegen.“, Raziel betrat den Raum mit versteinerter Miene. Die Personen am Tisch wandten ihre Blicke zu der Sterblichen. Nur Niklas zögerte einen Moment, nahm die Hand von dem Eisbeutel in seinem Schritt und als er sprach drohte seine vor Stunden aufgeplatzte Lippe, erneut zu bluten: „Dann verrat uns doch mal warum. Du hast Tarot doch gehört, das ist die Möglichkeit um Markus zurück zu holen.“

Raziel legte ihre Handflächen auf den Tisch und lehnte sich dabei etwas vor, fixierte Niklas mit dem Blick: „An deiner Stelle würde ich dem alten Mann nicht zuviel Glauben schenken. Immerhin hat er dich erst vor Kurzem getötet. Hat eigentlich mal irgendjemand an die Risiken des ganzen Unterfangens gedacht?“, jetzt blickte sie in die Runde: Stefan, der seine Tochter im Arm hin- und herschaukelte, Brody, der zurückgelehnt und mit verschränkten Armen Falten auf seiner Stirn bildete, Niklas, der nicht nur zerbissen sondern auch ziemlich blass aussah und Tamara, auf dessen Gesicht sich ein tiefer Schatten gelegt hatte.

„Seht Euch doch mal an.“, sprach Raziel weiter, als sie nur Schweigen als Antwort bekam. „Keiner von Euch ist bei Kräften, ist verwundet, ausgelaugt oder beides! Und euren Untoten Freunden geht es gerade auch nicht viel besser. Wie wollt ihr denn in diesem Zustand irgendetwas erreichen? Das ist kein Spaziergang den ihr da vorhabt, das kostet Kraft und Nerven! Magick wirkt sich nicht mit einem Fingerschnippen, schon gar nicht bei solchen Exotischen Ideen!“, Niklas Blick senkte sich zu dem Eisbeutel, Stefan betrachtete seine nun wieder unruhiger werdende Tochter.

Raziel schlug mit der Faust auf den Tisch, Tamara zuckte zusammen und schaute zu ihr auf. Auch die Anderen schenkten Raziel nun Aufmerksamkeit per Blickkontakt. Brody schüttelte sacht den Kopf: „Hast du einen besseren Vorschlag?“

Raziel richtete sich wieder auf: „Planung! Wir sind uns einig, dass Huan ein extrem ungünstiger Aufbewahrungsort ist. Wir sollten uns erstmal überlegen, wo Markus in der Zwischenzeit verbleiben soll. Ich werde keine Reise durch Zeit und Raum mit jemandem unternehmen, der sich die ganze Zeit selbst fertig macht. Außerdem sollten wir uns ganz genau überlegen wer mitkommt. Umso mehr Leute wir hindurchleiten müssen, umso schwieriger wird das Ganze.“, ihr Blick wanderte wieder zu Niklas, „Und wehe irgendjemand tanzt aus der Reihe. Ich kann verstehen, dass ihr an eurem verlorenen Bandmitglied hängt, aber ihr müsst aktzeptierend as Kai tot ist. Wenn wir den auchnoch versuchen mitzunehmen wird die ganze Aktion scheitern. Entweder wir nehmen Markus mit oder wir verlieren Beide bei dem Versuch. Ich bin nicht bereit das Risiko einzugehen.“

Niklas schluckte, Raziel war berechnend und eiskalt wie früher. „Aber… es könnte funktionieren, oder nicht?“

Raziel presste die Lippen aufeinander und atmete einmal tief durch, ehe sie antwortete: „Ich bin mir nichteinmal sicher, ob das alles überhaupt funktioniert: Dorthin reisen, den richtigen Zeitpunkt erwischen, ihn einfangen und dann wieder dorthin zurückkehren wo wir herkamen. Es ist alles so ungenau, ich wünschte ich hätte mehr Zeit für die Berechnung und das Training für dich, Brody und mich. Fehler sind bei solchen Sprüngen fatal…“

Claudia kam in den Raum, der Duft von Vanille umspielte sie, das Haar war in ein Handtuch gewickelt, aber sie hatte sich bereits etwas angezogen. Sie ging zu ihrem Baby und Stefan, leise wechselten sie ein paar Worte in polnisch, anscheinend hatte die Kleine Hunger, weshalb sich Claudia auch mit ihr zurückzog, nicht ohne die anderen Scheu mit einem Lächeln wieder zu verabschieden. Stefan blickte ihr nachdenklich nach, ehe er sich wieder dem Gespräch zuwandte.

Raziel schloß die Augen kurz, rieb sich den Hals und öffnete die Augen wieder: „Unsere Chancen sind nicht besonders hoch, wenn wir uns vertun, könnten wir sonstwo landen – das gilt für die Hin- und Rückreise. Niklas‘ Kräfte sind komplett verzehrt und nur ich könnte die mit unserem jetzigen Wissensstand wieder auffüllen – was mich selbst wiederum nutzlos macht. Da wir allerdings beide an diesem Reisezauber wirken müssen, werden wir wohl Zeit brauchen, bis wir überhaupt wieder regeneriert sind.“

Brody legte den Kopf in den Nacken und grummelte leise: „Was für’ne abgefickte Scheiße…“

Niklas hob eine Augenbraue: „Ja, allerdings.“

Der Werwolf legte sein Gesicht in seine Hände, haderte noch ein paar Augenblicke mit sich und meinte dann: „Es gibt noch einen Caern in Hamburg, der im Stadtpark ist nicht der Einzige hier.“, auf die Fragenden Blicke der Anderen ergänzte er: „Caerns sind sowas wie Öffnungen zur Energie Gaias, Gnosis – Geisteressenz könnte man es nennen. Das ist das, was die Magi Knoten nennen. Ein Ort, wo ihr euch volltanken könntet…“

Niklas hob nun auch die andere Augenbraue: „Sagtest du nicht, diese Caerns werden von Werwolfrudeln bewacht?“

Brody richtete sich auf: „Normalerweise schon, damit der Wyrm den Caern nicht übernimmt. Dieser ist aber soweit geschützt, dass er nicht so einfach zu finden ist – außer man hat einen Führer dorthin…“

Raziels Mundwinkel zuckte kurz: „Du kennst den Ort?“

Brody nickte langsam: „Ja… der Wächter des Caerns wird nicht begeistert sein… man könnte mich dafür aus der Garougesellschaft ausschließen.“

Niklas wollte gerade etwas dazu sagen, aber Raziel klatschte beide Handflächen wieder auf den Tisch: „Das ist dein Opfer. Mit diesem Caern steigen unsere Chancen rapide.“

Stefan betrachtete Brody, hinter dessen Stirn es nun sosehr arbeitete, dass dieser seine Finger dagegen legte und sie massierte. Niklas schüttelte den Kopf: „Das würde Markus niemals wollen. Er mag ja manchmal ein Arsch sein, aber…“, Raziel fiel ihm ins Wort: „Bist du dir da so sicher? Was würdest DU tun, wenn du in einem fremden Körper eingesperrt wärest? Beraubt jeglicher Freiheiten, beraubt deiner Freunde, Familie oder was dir sonst lieb ist. Hör zu Niklas, das ist schlimmer als der Tod! Alles mitansehen zu müssen und nichts dagegen tun können, obwohl man genau weiß, dass man es könnte! Es macht dich verrückt! Wahnsinnig! Umso länger wir warten, umsomehr wird er sich Verändern! Willst du das verantworten?!

Niklas blickte Raziel entsetzt an, sein Mund war halb geöffnet, die Augen aufgerissen, aber die Stirn leicht gerunzelt. Ihm fehlten die Worte. Raziel verschränkte die Arme und schaute ihn durchdringend an.

Um die bohrende Stille zu unterbrechen stand Stefan aus dem Stuhl auf: „Ich mach’s!“

Alle Anwesenden schauten ihn überrascht an, Tamara schüttelte den Kopf: „Denk‘ an deine Familie.“

Stefan blickte zwischen Raziel und Niklas hin und her: „Wir du schon sagtest, Raziel, Huan ist nicht besonders geeignet. Aber es kann auch kein anderer Freund von Markus tun. Ihr werdet alle gebraucht. Niklas kann keinerlei Störung gebrauchen, wenn dieses Magick-Zeug so brisant ist. Das gilt auch für Brody und dich. Mehr bleibt nicht, ich nehm ihn.“

„Aber…“, jetzt war Raziel doch etwas aus dem Konzept gebracht worden.

Stefan zuckte mit den Schultern: „Mein Opfer. So schlimm ist es sicher nicht, er bekommt die Kontrolle wenn ich schlafe, dann kann ich Tagsüber agieren und er Nachts. Das wird schon. Irgendwelche Vorteile muss es ja haben, dass ich nen tagwandelnder Vampir bin.“

„Ruht euch aus, wir gehen heute Nacht diesen Caern besuchen.“, sprach Brody

Published inRollenspiel-Storys

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