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[Gruppe 3] Sunrise

„Ist schon okay.“, sprach Claudia zu Stefan, als sie Spice das Baby reichte. Niklas bemerkte seine Anspannung, hob aber nur eine Augenbraue und lehnte sich zurück. Die Vier hatten sich in eines der Zimmer zurückgezogen. Spice saß auf einem der Stühle am Tisch und betrachtete das – noch leicht verschrumpelte – neugeborene Mädchen mit heller Freude. Sorgsam waren ihre beiden Arme um das Kind geschlungen und sie hatte den Kopf schiefgelegt. Sie amüsierte sich über die noch unkontrollierten Grimassen des Mädchens.

Claudia setzte sich wieder auf das Bett, man konnte ihr die Erschöpfung deutlich ansehen. Stefan spülte die Tasse im Waschbecken der Küchenzeile aus, bis eben war darin noch warmes Blut gewesen. Niklas erinnerte sich dumpf, da war was gewesen vor ein paar Jahren…

„Fuck, fuck, fuck!“, fluchte Markus, während Brody versuchte, ihn aus dem Fenster wieder heraus zu ziehen, ohne es noch schlimmer zu machen. Niklas verdrehte die Augen, wer konnte schon ahnen das diese Fensterscheibe SO dünn war. Das viele Blut an seinem Mitbewohner bescherte ihm sofort ein schlechtes Gewissen, irgendwie war er auch gar nicht mehr so wütend auf ihn wie eben noch. War er überhaupt wütend auf ihn gewesen und nicht eher auf sich selbst?

Brody warf ihm einen finsteren Blick zu: „Statt dich in deinen Loorbeeren zu aalen hol besser den Verbandskasten, da sind tiefe Schnitte bei.“ Niklas verzog das Gesicht, wandte sich dann aber tatsächlich zum Gehen. Kaum durch die Tür fand er auch Stefan wieder, der kurz nach dem Knall schnell den Raum verlassen hatte. Konnte wohl kein Blut sehen, der Bursche. Jedenfalls hatte Niklas das erstmal angenommen. Stefan lehnte mit der Stirn an der Wand und atmete unkontrolliert.

Während Niklas den Metallschrank schon beinahe aufbrechen musste fragte er: „Alles in Ordnung bei dir?“, das Metall schnitt sich in Niklas Hand und er fluchte, griff sich aber dennoch die Schachtel mit den Verbänden. Aus den Augenwinkeln konnte er sehen wie Stefan seinen Kopf zu ihm drehte – es war ein lauernder Blick. Das dieser dem Blut an Niklas Hand galt, bemerkte dieser gar nicht. Die zwischen den Lippen hervorgekommenen Fangzähne hingegen schon.

Niklas sagte dazu nichts und beeilte sich, wieder in den Proberaum zu kommen. Markus lag mittlerweile wieder drin und die gröbsten Glassplitter aus der rechten Schulter und dem Arm, welchen Markus zum Schutz gegen die Scheibe hochgerissen hatte, hatte Brody auch schon herausgezogen. Das Markus ihn jetzt anpöbelte lenkte wenigstens von dieser seltsamen Begegnung mit Stefan ab.

„Das musst du mir bei Gelegenheit mal erklären.“, meinte Niklas zu Stefan als dieser sich wieder hinsetzte. Er nickte ernst und fing dann an zu grinsen: „Ja, mich würde auch mal interessieren was du mit Markus so im Bad getrieben hast. Hier geht wohl alles drunter und drüber.“ Auf den finseteren Blick von Niklas wurde sein Grinsen nur noch breiter. Dann klopfte er ihm auf die Schulter: „Lass gut sein, letzte Nacht gingen die Lichter in der Stadt aus, das war gruselig genug den ganzen Tag ohne irgendeinen Kontakt. Nur Freaks die draußen rumlaufen. Mir sind die Freaks, die ich kenne da um einiges lieber.“

„Freaks… das kannst du laut sagen.“, Niklas‘ Blick wanderte kurz zu Spice, die immer noch hin und weg vom Baby war.

„Tarot…. kann man dem trauen?“, fragte Stefan dann seinen Bandkollegen. Niklas nickte: „Wenn nicht ihm, dann wohl niemandem mehr…. ich meine, was haben wir schon für eine Wahl. Die Welt geht vor die Hunde. Also, mehr noch als früher schon.“

Spice ergänzte: „Deshalb sollten wir die schönen Momente auskosten. Seht mal, trotz dessen das einiges schief gelaufen ist. Ihr habt eine gesunde Tochter bekommen, trefft eure Freunde wieder. Ich glaube nicht, dass die Welt wirklich so schlecht ist, wie sie uns weiss machen will. Ihr müsst einfach nur die guten Dinge sehen…oh.“, sie blickte zu dem Baby in ihrem Arm und sprach leise weiter: „Ich glaube, sie ist eingeschlafen.“

Stefan erhob sich und nahm Spice vorsichtig das Baby ab, um es zu Claudia ins Bett zu legen. Diese war mittlerweile auch eingeschlafen und so zog er die Decke über seine beiden Schätze. Niklas zog Spice aus dem Stuhl: „Wir lassen euch mal allein, wir sprechen später, Stefan.“ Dieser nickte.

Kaum hatte Niklas die Tür wieder geschlossen, sackte Spice auch schon weg. Beinahe entglitt sie Niklas Griff und murmelte: „Was ist los…“, bevor sie die Augen schloss und in Starre fiel. Niklas hob sie auf seine Arme und seufzte: „Sonnenaufgang, Dummerchen.“

Published inRollenspiel-Storys

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