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[Hardy] Danke für den Fisch

Es klang beinahe wie ein Krachen, als Eliol die Wohnungstür von innen aufdrückte. Irgendwann musste er Geld zurücklegen, um das reparieren zu lassen. Später.
Er lehnte die Tür an, um gleich wieder herein zu kommen. Die Tür war so verzogen, dass sie auch so irgendwie zu war. Seine Schritte führten ihn die Treppe hinauf, rauf auf das Flachdach des Wohngebäudes. Von hier hatte man gerade mal einen Überblick über die Betonwüste dieses Blocks und er zeigte sich Nachts, so wie jetzt, mit langen Schatten und herumirrenden Seelen, die heute kein Dach über dem Kopf haben würden.

Eliol legte das Mundstück der E-Zigarette an und sog das Apfelaroma ein. Dabei verfolgte er eine Zeitlang einen Obdachlosen, der von Mülltonne zu Mülltonne ging und hoffte, darin etwas zu finden, dass seinen Hunger stillen würde. Erst langsam wurde ihm bewusst, dass auf der gegenüberliegenden Straßenseite Musik gespielt wurde. Diese hatte sich so subtil in sein Bewusstsein geschlichen, dass er den beiden Musikern keine Beachtung geschenkt hatte.

Nun aber staunte Eliol nicht schlecht, denn die junge Frau unbestimmten Alters saß an einem Miniaturklavier, welches – ebenso wie die klassische Geige ihres Begleiters, die gesamte Straße beschallte. „Hmpf.“, stieß er aus. They don’t care about us war irgendwie sehr treffend. Eliols Gedanken schweiften ab und er fand sich alsbald in Erinnerungen an die Heimat wieder. Es waren angenehme Erinnerungen und er vergaß dabei völlig das rauchen.

Kurz bevor das Lied zuende war, riss ihn ein nun völlig disharmonisches Geräusch aus seiner Tagträumerei. Der Motor eines offenbar schnellen Wagens jaulte auf, gefolgt von quietschenden Reifen, als der Fahrer die Kurve in zu hoher Geschwindigkeit nahm. Die Straße wurde in blaues Licht gehüllt und das Auto bretterte hindurch. Der Obdachlose rettete sich gerade noch mit einem gewagten Sprung vor dem Raser weg. Eliol stand bereits an der Brüstung und sah dem Wagen noch kurz nach, brüllte vom Dach des vierstöckigen Hauses zu dem Obdachlosen: „Alles in Ordnung da unten?“

Dieser lag nun zwischen den Mülltonnen und wühlte sich unter dem Unrat hervor, der sich über ihm ergossen hatte. Eliol ahnte, dass die Antwort wohl ein „Geht schon.“ war, der Mann war etwas  außer Atem und daher schlecht zu hören.

Eliol blickte sich um, die Musiker waren verschwunden.

Published inRollenspiel-Storys

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