Die kalte Wut erfüllte ihn immer noch. Sie war wie ein eisiger Hauch, der durch jede Faser seines Körpers und seiner Seele ging. Es war nicht der heiße Zorn, der unkontrolliert durch ihn hindurch brauste und sämtliche klaren Gedanken hinwegfegte. Nein diese eisige Wut schärfte seine Sinne, sie lies ihn klarer denken. Die Kälte schliff seine Sinne in allen Formen. Er strahlte sie sogar aus und seine Umgebung nahm sie wahr, zumindest wenn die entsprechende Person von seiner Rasse war. Die Ratte hatte die Gefahr gespürt und sie war geflohen. Es war seine einzige Chance gewesen das zu überleben. Ben zitterte immer noch leicht, trotz das er eben die Gasse verlassen hatte und die drei Frauen offensichtlich verletzt, aber in Sicherheit waren. Die große Kälte kam über ihn als er die Verzweiflung und die Angst gespürt hatte, die Ronja ausstrahlte. Egal wie gut sie versuchte die Gefühle zu verbergen das Band war zu stark zwischen ihnen und auch der Schmerz war fühlbar gewesen.
Die Straßen um ihn herum waren fast leer, obwohl es erst kurz vor Mitternacht war und dieses Viertel eigentlich bekannt für seine Clubs und Bars war. Aber es störte ihn nicht. Es war eigentlich sogar besser, denn so konnte niemand seine Wut weiter anfachen, was nicht gerade in seinem Interesse war. Er blickte sich um und erkannte das er schon zu weit gelaufen war. Die Wohnung von Charlotta war schon weit hinter ihm. Dieser Ausbruch eben hatte ihn mehr durcheinandergebracht als er gedachte hatte. Seufzend drehte er wieder um und schlenderte zurück. Langsam wärmte sich sein Inneres wieder auf und die Wut begann zu verrauchen. Zum Glück, denn er wollte Charlotta nicht beunruhigen. Mit Titus musste er sich auch noch auseinandersetzen. Das hatte er bisher vor sich hergeschoben. Auch, wenn Olaf ihm geraten hatte das so schnell wie möglich zu klären. Heute brauchte er etwas anderes…etwas zum Entspannen. Etwas wo er sich nicht aufregen musste.
Das Mehrfamilien war sauber und gepflegt. Das Treppenhaus mit beschen Fliesen ausgelegt, was ein warmes Timbre in den Raum brachte, der ansonsten schmucklos weiß gestrichen war. Ben klingelte im ersten Stock an einer leicht zerkratzten weißen Tür. Diese wurde bereits nach wenigen Augenblicken geöffnet und Charlotta streckte ihm den Kopf entgegen.
„Hey Ben!“
rief sie erfreut und ein Lächeln breitete sich auf ihrem bis dahin strengen Gesicht aus.
„Hey Kleines.“
Ben schloss die Frau in die Arme und sie zog ihn in die unaufgeräumte Wohnung. Überall lagen Zeitungen herum und auch die ein oder Andere Dose Haarspray konnte er unter den Bergen von Wäsche, Heften und Möbeln erkennen. Charlotta hatte ihr langes braunes Haar zu einem Zopf gebunden und ihre grünen Augen leuchteten, als sie zu ben aufschaute.
„Du bist schon wieder dabei dein Reich zu verwüsten hm?“
fragte Ben, der den Blick der freudigen Augen standhielt und eine ernste Miene aufgesetzt hatte. Allerdings lag unter diesem strengen Ausdruck der Anflug eines Lächelns.
„Najaa…ich habe eben seit gestern nicht mehr aufgeräumt. Außerdem wusste ich nicht wann du kommst. Sonst hätte ich doch aufgeräumt.“
Ben grinste.
„Ach du hast doch noch nie für mich aufgeräumt.“
Charlottas Mund bildete ein Schmollmund und die grünen Augen mit den leichten Fältchen glänzten verschmitzt.
„Stimmt. Willst du was essen?“
Nun musste Ben grinsen.
„Ja gerne!“
„Setz dich ich mache dir was.“
Ben sah sich um.
„Wohin denn?“
Das Lachen von Charlotta durchdrang die Wohnung und wusch die Wut und die Kälte endgültig aus ihm heraus.
Der Geruch der Lasagne erfüllte die kleine Küche und Ben machte sich über die Nudeln mit Tomatensauce und Zucchini her. Charlotta konnte schon immer gut kochen. Daran hatte sich nichts geändert.
„Schmeckt köstlich.“
„Ich weiß doch das es dein Lieblingsessen ist. Aber was führt dich um diese Zeit zu mir?“
Ben seufzte und lies die Gabel sinken. Wie sollte er es ihr erklären? Hier fiel es ihm noch schwerer wie bei Ronja. Auch, wenn das Band zwischen Ronja und ihm sehr eng war, so war das Band zwischen Charlotta und ihm noch ein ganz Anderes.
„Also?“
Ben senkte den Blick.
„Ich bin zu dir gekommen, um mich ein wenig zu beruhigen. Die letzten Tage waren sehr…aufwühlend und bei dir weiß ich das ich mich entspannen kann.“
Chalotta legte ihm die Hand auf den Arm und suchte den Blick des älteren Mannes.
„Bei mir kannst du dich immer entspannen. Du weißt doch das du dich hierher immer zurückziehen kannst.“
„Ich hätte mich damals fiel mehr um dich kümmern müssen. Nachdem deine Mutter gestorben ist. Ich hätte sie heilen können.“
„Ach…Papa. Ich glaube nicht das sie das gewollt hätte. Sie hat dir extra nichts von ihrer Krankheit erzählt. Sie wollte nicht geheilt werden.“
„Danke mein Schatz.“
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