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Kapitel 1.1 – Luzifer (Fortsetzung)

Cuervos Hieb nach dem Caitiff war unkoordiniert. Der Malkavianer folgte mit dem Blick kurz den herabfallenden Füßen, ehe er mit seinen eigenen auf dem nächsten Häuserdach landete. Das futuristische Gefährt bahnte sich mit einem lauten Knall den Weg durch die Dunkelheit. Seine Beute war fort.

Warum hatte er nicht getroffen?

Cuervos Blick wanderte über die Klinge seiner Waffe. Sie war völlig mit Vitae beschmiert, jedes seiner Ziele hatte den entgültigen Tod gefunden… nur dieser eine Caitiff nicht, dabei war er schnell genug an ihm dran gewesen, um ihn in zwei Hälften zu spalten.

Der Malkavianer wankte einen Schritt nach vorn und musste sich unweigerlich mit der rechten Hand die linke Seite halten. Erst jetzt verstummte das Tier, zu dem er geworden war, für einen Moment und lauschte in sich hinein. Da war tatsächlich körperlicher Schmerz. Ein verblüffter Blick zu der Wunde – sein Umhang war aufgeschlitzt, sein Fleisch klaffte offen heraus und er verlor schleichend etwas Vitae. Obgleich die Blutung keiner Rede wert war, war es die Wunde an sich: Ein glatter Schnitt, der ihm das Bein oder gar den gesamten Rumpf hätte kosten können.

Es war ihm, als hätte jemand mit einer ebensolchen Klinge, wie er sie besaß, einen Treffer bei ihm erzielt. Ein Ding der Unmöglichkeit. Cuervo hob ruckartig den Kopf, als er etwas aus den Augenwinkeln wahrnahm – nicht mehr als ein Schatten, der um ihn herumtänzelte.

Stimmung

Instinktiv sprang der Malkavianer vom Dach hinunter, knapp über seinem Kopf einen Luftzug spürend, brachte er seine Vitae zum rauschen, beschleunigte seine Handlungen und war in weniger als einem Herzschlag einige Häuserblocks weiter. Dann erst wandte er sich herum, das Schwert zur Parade schützend vor seinem Körper.

Mit einem unschönen Klirren trafen die beiden Waffen aufeinander und Cuervo konnte seinem Angreifer in die Augen blicken, welche in einem seltsamen grün schimmerten.

Die Gestalt war in etwa so groß wie Cuervo selbst, jedoch mit langem, silbrig-grauem Haar und einer breiteren Statur. Der mit Eisenplatten gepolsterte Mantel war ein einziges Schattenkleid und die Aura schrie förmlich vor Macht und Dunkelheit. Cuervo erkannte einen Magus, wenn er einen vor sich hatte, aber der hier war bisher das mächtigste Exemplar – und offensichtlich wollte dieser Kainitengeschnetzeltes aus ihm machen.

für das menschliche Auge nicht mehr sichtbar waren die Bewegungen der beiden Krieger und der Hall der aufeinandertreffenden Schwerter wurde zu einem einzigen grässlichen Ton durch die Geschwindigkeit der Schläge. Dabei bewegten sie sich über die Dächer der Stadt und nahmen keinerlei Rücksicht auf Materielles.

Das Klirren wurde für einen Moment unterbrochen, eine Schulterplatte des Magus schoss durch die Luft. Doch statt eines Schmerzenslauts gab er nur ein bösartiges Lachen von sich. Der Schnitt über seiner Schulter war nicht besonders tief, auch wenn das Blut sofort an ihm herabtropfte.

Cuervo nutzte diese kleine Verzögerung, um sich einen Überblick zu verschaffen. In der Ferne war die Dämmerung zu erahnen – wie lange hatte er hier gekämpft? Zu lange, auf Dauer würde seine Vitae tatsächlich versiegen. Die hohe Geschwindigkeit forderte ihren Preis und er spürte bereits, wie er träge wurde aufgrund des Vampirfluchs. Zu alt war er, um dem Tag stand halten zu können und aus irgendeinem Grund half ihm auch Irrsinn nicht weiter. Dieser Magus hatte eine unbestimmbar finstere Aura, die einfach alles negative anzog.

Mit einem Knacken gab sein Brustkorb dem Tritt des Angreifers nach und Cuervo fiel rücklings gen Boden. Er rollte sich ab und sprang nach Hinten, während die Klinge des Magus die Straße spaltete und eine kleine Druckwelle auf dieser auslöste. Nun war Cuervo wenigtens bewußt, woher sein Gegner diese immensen Fähigkeiten zog:

Auch er besaß eine Weltenspalter-Klinge.

Mit einer eleganten Pirouette und einem nachgesetzten Ellenbogenhieb wich er aus und stieß den Magus von sich fort. Dann hebelte er den Gullideckel mit dem Schwert aus und verschwand in der Kanalisation. Natürlich folgte der Magus ihm in die Dunkelheit – hier unten waren die Chancen zum Ausweichen wesentlich geringer, weshalb die einzig sichere Möglichkeit eine Parade mit der Klinge war. Jedoch waren die Waffen zu lang, um sie hier unten sinnvoll einzusetzen.

Die Zeit spielte gegen Cuervo und das spürte er sehr stark. Sosehr es ihn sträubte, er musste den Rückzug antreten.

Ein großer Satz, ein Hieb gegen die Schottbefestigung und während sein Jäger mit Freuden das heruntergelassene Schott zersäbelte, rannte Cuervo durch die Kanäle. Sein Luftzug war erst viel später zu spüren, als wie er vorbeilief. Die Krähe hatte es verdammt eilig, nichteinmal Zeit um sich zu verwandeln blieb.

Die Sonne ging auf.

Obwohl Cuervo wusste, dass niemand diesem Magus tagsüber gewachsen war, musste er alles auf eine Karte setzen und einfach „verschwinden“. Der beste Zugang zu der Wohnung war durch die Abwasserleitungen, gerade klein genug für die Krähengestalt…

Ein erschrockener Schrei hallte durch das Bad, als die Kloschüssel durch den Raum flog und an der Wand zerschellte. Kaum war das erste Tageslicht erschienen, verwandelte sich das Krähengeschoss zurück und Cuervo lag auf den kalten Fließen des Badezimmers.

Vollkommen seinem einzigen Ghul ausgeliefert.

Published inRollenspiel-Storys

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