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Nachspiel zum Preludium – Sarkra I

Ein gleichmäßiges Piepen durchzuckt den Raum. Langsam wird es nervtötend. Niklas wendet den Blick von der Stadt ab, die in der greifbaren Dunkelheit ruht wie ein hungriges Monster. Er schaut sich in dem Raum um und verschränkt dabei die Arme vor der Brust.

Drei von vier Betten im Raum sind belegt, alle drei Patienten sind mit Schläuchen und Kabeln versehen – die EKG Geräte überwachen ihr Leben – oder das was davon übrig geblieben ist. Eines der Geräte ist laut geschaltet, sodass man jeden Herzschlag per Piepton hören kann. Es ist Brodys Herz, welches lautstark überwacht wird. Eine Krankenschwester steht noch bei ihm und überprüft die Gerätschaften. Niklas verzieht das Gesicht: Brodys Haut ist total verbrannt, auf einer Gesichtshälfte kann man sogar etwas vom Knochen sehen. Ein unregelmäßiger Hüpfer des Pieptons läßt Niklas‘ Blick wieder zu dem Monitor des EKGs huschen. Brody ist immer noch nicht stabil, er hat am meisten abbekommen.

Die beiden anderen Bandmitglieder sind weitaus glimpflicher davongekommen. Schlagzeuger Kai hat nur eine Rauchvergiftung und der zweite Gitarrist, Stefan, ist mit einer Beule am Kopf eingeliefert worden. Vermutlich ein Teil eines Scheinwerfers, hatten die Bullen gesagt. Angesichts der Flammenhölle in die sich der Club verwandelt hatte, war das noch gnädig gewesen.

Niklas war in Gedanken und verharrt mit dem Blick nun auf dem leeren Bett. Keine Spur von Markus. Keine Leiche, nichts. Aber er war auch im Club gewesen, Genug Leute hatten ihn gesehen wie er heineingegangen war. Niklas wusste selbst, dass Markus losgerauscht war. Er hatte ihn innerlich noch verflucht, dass er mit der Bahn fahren musste weil der Shouter ihn nicht mitgenommen hat.

„Schätze ich muss dir danken.“, sprach Niklas zu sich selbst. Durch sein verspätetes Eintreffen war er nicht im Club als das Feuer ausbrach. Vielmehr brannte schon alles, als er ankam. Fans und Groupies waren in einem heillosen Durcheinander auf der Flucht. Andere versuchten in den Club zu gelangen. Vielleicht wollten sie helfen, vielleicht waren sie auch einfach verrückt – jedenfalls sorgte das nur dafür, dass erst recht niemand so recht herauskam.

Niklas blickt wieder aus dem Fenster und lässt das Geschehene erneut auf sich einwirken. In den Filmen ist sowas cool; schreiende Menschen, Feuer und irgendwelche Helden die Überlebende retten und einen geilen Spruch auf den Lippen haben.

Nicht in der Wirklichkeit.

Niklas war mit einem Schlag bewußt geworden, dass es keine Helden gab. In der Ferne waren bereits die Feuerwehrsirenen zu hören und die Menschenmasse war respektvoll vor dem brennenden Gebäude zurückgewichen, verharrte jedoch – glotzend, sich an dieser Sensation nicht sattsehen wollend. Niklas war für einen Moment wie betäubt gewesen, starrte den brennenden Club an. Die Flammen schienen ihn verhöhnen zu wollen und lachten ihn förmlich an.

Dann legte sich ein Schalter um. Irgendetwas hatte Klick gemacht. Niklas rannte los, warf dabei irgendjemanden um der ihm im Weg war. Mühsam quetschte er sich an den Verrückten am Eingang vorbei und zwängte sich in den Club hinein. Er hatte sofort Schweiß auf der Stirn, die Hitze war unterträglich. Für einen Moment verharrte er wieder, blickte sich um. Die Einrichtung war bereits in sich zusammengefallen, die Ausrüstung der Band war nicht mehr zu retten. Auf der Bühne lag Stefan am Boden. Niklas rannte zu ihm hin und hievte ihn über die Schulter.

Hustend schleppte Niklas ihn hinaus. Die Beiden wurden direkt von den Feuerwehrmännern in Empfang genommen. Niklas‘ Brust schmerzte  von innen, der heiße Rauch war unterträglich. Eine kurze Erkenntniss bevor er das Bewußtsein verlor: Deshalb trägt die Feuerwehr Gasmasken.

„Entschuldigen Sie.“ Die Krankenschwester stand nun bei Niklas, der noch immer aus dem Fenster blickte. „Sie müssen jetzt aber wirklich gehen… es ist spät.“

Niklas nickt: „Ich bin sofort weg… einen Moment noch.“

Ein mitleidiges Lächeln von der Krankenschwester, wahrscheinlich will sie ihn damit aufmuntern. Doch er reagiert nicht darauf und so geht sie: „Wenn Sie in fünf Minuten noch nicht draußen sind muss ich sie rauswerfen.“ Es ist keine Drohung.

Niklas lässt die Arme wieder sinken, schaut abermals auf seine Bandkollegen, wie sie in den Krankenhausbetten ruhen. Dann schnappt er sich die Lederjacke, die auf dem Stuhl hing und zieht sie im Gehen an. Mit einem Griff hat er die Motorradschlüssel von Markus aus der Jackentasche genommen und hält sie fest in seiner Faust. Brandstiftung

Sein Entschluss stand fest. Seine Motivation ist Rache. Er würde die Verantwortlichen finden… und er würde keine gute Laune mitbringen.

Published inRollenspiel-Storys

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