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Truth

((Leicht verändertes RP-Chatlog))

Jasmin stand in der Küche und schnitt recht umständlich das Gemüse. Ich ging zu ihr, betrachtete ihr tun und fragte schließlich: „Kann ich dir helfen?“ Wir mussten endlich darüber sprechen…

Sie blickte mich an, legte das Messer beiseite und antwortete: „Ja…schneid‘ das Gemüse zu Ende, bitte.“

Ich nickte und griff zum Messer. Gemüse schneiden konnte ich im Schlaf… naja früher jedenfalls. Aber ich hatte ganz offensichtlich nicht vergessen, wie man das macht. Auch wenn ich in Berlin eigentlich nie selbst gekocht hatte, war die Zeit als Aushilfskraft im ‚Peking Ente‘ in Frankfurt nicht in Vergessenheit geraten. Mir fiel jetzt erst auf, dass ich die ganze Zeit versucht hatte, die Erinnerungen aus Frankfurt zu verdrängen – und vielleicht deswegen eine natürliche Abneigung gegen selbst kochen hatte…

„Sag mal, was hast du mit Gambit gemacht, der ist heute irgendwie nicht er selbst.“

Jasmin nahm den Topf hoch und füllte Wasser hinein. „Gar nichts. Ich habe…ihn nur kurz gesehen…“

Das klang in meinen Ohren irgendwie nach einer Ausrede. Ich schaute zu ihr auf: „Also, wenn du jetzt nicht mit mir reden willst, verstehe ich das…“

Jasmin wich meinem Blick immer noch aus „Irgendwann muss es mal sein oder? Ich glaube da gibt es keinen passenden Zeitpunkt für, meinst du nicht?“

Ihre Antwort machte mir Mut: „Stimmt… aber du klingst so, als… würdest du auch unbedingt darüber sprechen wollen. Das ist gut. Ich hatte schon Angst, dass du mich ab sofort vollkommen ignorierst und mit Schweigen strafst.“

„Wir sollten das nicht hier bereden.“ Jetzt blickte sie mich an, ich konnte Schmerz und irgendwie Trauer darin erkennen „Ich traue dieser Doktorin nicht.“

Diese Doktorin? Ich versuchte mich zu erinnern, irgendwie war sie in dem ganzen Chaos völlig an mir vorbeigezogen. Das mochte aber auch daran liegen, dass sie nur russisch sprach. Mh, eigentlich wollte ich doch gar nicht so lange hier bleiben… „Ja, ich hab‘ auch noch keine Ahnung wer das eigentlich ist… „, ich blickte mich um. „Wollen wir noch zuende kochen… oder das einfach verschieben?“

„Verschieben…wirklich Hunger habe ich keinen.“
„Ok.“, ich nahm ihr den mit Wasser gefüllten Topf ab und stellte ihn auf die Kochplatte, ohne diese an zu machen.
„Lass uns rüber gehen.“ Sie blickte zum Topf. „Ich brauche mehr Ton.“

Wir verließen die Wohnung, um in die Andere zu gehen, wo unsere Sachen waren. Dabei viel mir auf, dass Jasmin sich sehr langsam fortbewegte. Also passte ich mich ihrer Geschwindigkeit an, hielt ihr die Tür auf und ließ sie vorgehen. Jasmin hatte nicht nur ihr Gesicht verändert, ihre ganze Gestalt hatte mehr Rundungen. Sie wirkte viel weiblicher…

In der Wohnung ging sie zielstrebig ins Schlafzimmer, mache es sich auf dem Bett gemütlich. Ich fand den Ort für so eine Unterhaltung unpassend, also blieb ich in der Tür stehen und lehnte mich mit einer Schulter gegen den Türrahmen. Unbewußt verschränkte ich die Arme vor der Brust.

Erwartungsvoll schaute sie mich an, es war an mir zu beginnen: „Ich nehme an, das Rain nicht von alleine darauf gekommen ist… das ich Mist gebaut habe.“
„Hm…doch irgendwie schon. Sie hat die Kette benutzt…. Aber…ich habe mich irgendwie an etwas erinnert.“
„Ich hatte gedacht, dass du dich daran nicht erinnern kannst… direkt danach… wirkte es so, als wusstest du nicht was passiert ist. Ich konnte es dir nicht erklären… es tut mir leid.“
Sie schloss die Augen. „Konnte ich glaube ich auch nicht. Irgendwas war bei der Raffinnerie.“
„Mhm… ich vermute, dass du durch den Sturz… und alles was du danach durchgemacht haben musst… dich erneut verändert hast…. eigentlich dachte ich, dass du wieder so bist wie vorher… aber…“, ich betrachtete sie noch einmal genau, ließ meinen Blick von oben bis unten wandern. Sie war überhaupt nicht wie vorher. Eigentlich war sie sogar noch mehr verändert seit dem Sturz.

Sie erwiderte meinen Blick und fragte: „Wie wäre es dir denn lieber?“

„Was?“, ich schaute sie verdutzt an: „Jasmin, hier geht es nicht darum was mir lieber wäre…“ Was sollte diese Frage?

„Nicht? Die Veränderung aber war ja wohl genau das oder?“

Ich musste die Augen schließen, als mich die Schuld von innen heraus durchfloss. Mit einem Seufzer versuchte ich, dem Luft zu machen: „Nein, ich wusste nicht, was ich da tue.“

„Und das soll ich dir einfach so glauben?“

Eigentlich wollte ich sie nicht anlügen, aber Anastasia hatte auch Recht…. ich konnte Jasmin nicht von Ryuo erzählen. Ich wollte nicht, dass er sich noch mehr von ihr nimmt. Ich schaute Jasmin wieder an: „Ich habe das Artefakt ausprobiert… und konnte die Folgen nicht absehen…“

Jetzt war es Jasmin, die ihre Augen schloss und seufzte: „Ich glaube dir…frag mich nicht wieso.“

Natürlich tat sie das… ich war wichtig – irgendwie. Dafür hatte ich selbst gesorgt, als ich in ihrer Persönlichkeit herumgefuscht habe. Das war doch genau das, was Ryuo wollte. Mir wurde bewußt, dass er schonwieder einen Sieg davontrug. Mein Schuldgefühl trat in meine Mimik.

„Guck nicht so. Das hilft weder dir noch mir.“

„Ich weiß eigentlich überhaupt nichts über dich… und doch habe ich starke Veränderungen verursacht…“
„Aber die sind nunmal geschehen. Jetzt kannst du das nicht mehr Rückgängig machen.“
„Ich weiß… verärgert dich das gar nicht?“
„Doch natürlich tut es das! Aber was bringt mir das, wenn ich das alles auf dich entlade?“
Ich öffnete meine Arme, mit den Handflächen nach oben: „Irgendwo… muss das doch hin…“
„Was erwartest du nun von mir?“, fragte sie mit erwartungsvollem – und zugegeben irgendwie süßem – Blick.
„Eine Reaktion, wie sie Rain gezeigt hat? Irgendetwas in der Richtung…“, ich hatte mit vielen Dingen gerechnet. Eine schallende Ohrfeige, das sie mich anschreit… irgendwas. Aber sie nahm es einfach hin…
„Ich kann nicht. Ich weiß nicht wieso aber es geht nicht. Weißt du…als ich abgestürzt bin…da wollte ich nur eines….sterben…weil ich versagt habe.“

Wow… ich war auf einmal richtig wach, ließ meine Arme sinken und ging langsam zu ihr hin. Das war nicht ihr ernst? Warum wollte sie…? Verständnislos schaute ich sie an.

Jasmin folgte mir mit dem Blick: „Versagt in DEINEN Augen. Ich habe euch nicht helfen können, nein ich habe euch in Gefahr gebracht.“
Braves Mädchen.
Oh, scheiße… Nein! Ich schüttelte mit dem Kopf: „Soein Unsinn… DU warst in Gefahr, deswegen wollte ich dich da weghaben… weil wir zu spät gemerkt haben, dass die ne Kanone haben, die dich vom Himmel pusten konnte… du hast nicht-„, ich setzte mich zu ihr aufs Bett und guckte ihr in die Augen, irgendwie strafend aber auch besorgt. „Deswegen sterben zu wollen, das ist…“

„Total idiotisch?“ Sie schaute mich schuldbewusst an.

„JA! Ich versuche dich am Leben zu halten!“, ich hatte mich mit dem rothaarigen Schwertschwinger nur wegen ihr überhaupt angelegt! Rain hat sie wieder zusammengeflickt, Anastasia hat den Typen abgelenkt – für welchen Preis auch immer… und sie denkt ans Sterben, während wir sie retten. Verdammt nochmal!

„Ich weiß das es dämlich war. Jetzt weiß ich das.“ Jasmin war zusammengezuckt, mein ‚Ja‘ war doch etwas lauter gewesen. Das fiel mir jetzt erst auf. Ich wandte meinen Blick kurz von ihr ab, ehe ich ihr wieder in die Augen schauen konnte: „Entschuldige… “
„Du kannst ja nichts dafür…“
„Doch, ich denke schon. Ich bin viel zu wichtig für dich geworden, das du sogar schon soweit denkst…“
„Guter Punkt.“

Ihr Blick war ernst: „Du schuldest mir was Teshi Tokugawa!“
Sie hatte recht, ich nickte: „Du aber auch… ein paar Erklärungen.“
„Über was?“
„Der Kerl hatte einen Grund, dich vom Himmel zu holen… und ich glaube nicht, dass das daran lag, dass du früher mal Vampire getötet hast.“
„Ich habe keine Ahnung was er von mir will. Ich kenne ihn nicht! …Vielleicht kenne ich den Kerl UNTER der Maske…aber was ist darunter?
„Ein Mensch… keine Ahnung, wer er ist. Aber das was drunter ist, scheint mir einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn zu haben… Also… was meint er damit, wenn er sagt ‚du tötest‘?“
„Ich töte, Teshi. Das….habe ich schon immer gesagt.“
Ich runzelte die Stirn. Das reichte irgendwie nicht aus.
„Was denkst du wozu ich meine Kunst entwickelt habe.“
Jetzt wollte ich genau wissen, was dahinter steckt: „Mh, wie gesagt, ich glaube nicht, dass die Vampire die du erledigt hast… alles ist….So wie ich dachte…“
„Es waren nicht nur Vampire.“
Ich seufzte und blickte sie einfach an. Sie war an einem Punkt, wo sie mir entweder alles erzählte oder ich sie löchern musste. Aber sie sprach ganz von alleine weiter, es gab keine Halbwahrheiten mehr, sie war bereits ehrlich zu sein.

„Ich bin Attentäterin Teshi… Blaze und Susannah waren und sind auch Attentäterinnen. Wir haben jede unsere eigene Handschrift. Wir töten für Geld.“

Damit hatte ich nicht gerechnet. Ryuos Grinsen machte die Sache irgendwie schlimmer, als ich… wir…ich? sie fanden. Ich starrte Jasmin einen Moment durchdringend an und hatte das Bedürfnis, Abstand zu gewinnen. Also stand ich auf.

Sie wich meinem Blick nicht aus: „Du wolltest es wissen.“
„Wieviel kostet mein Tod?“
„Das ist unwichtig. Wir haben immer abgewägt……“
Natürlich… ich hob eine Augenbraue. Das war so leicht dahergesagt…

„Wir haben…“, jetzt ging ihr Blick gen Boden. „Was ist besser? Einen fast fremden Menschen verurteilen oder so in seine Privatssphäre einzudringen das er sich vollkommen verändert.“
Oh, jetzt spielen wir also das Spiel der gegenseitigen Schuldzuweisung? Ich hatte nur keine Lust, mit zu spielen: „Ich verurteile dich nicht, ich wäge nur ab wie sicher man in deiner Gegenwart ist.“

Zum Thema Gegenwart zu den drei Schwestern viel mir spontan noch eine andere Frage ein: „Was hat Gambit nun eigentlich genau mit euch zutun gehabt?“
„Gambit war…eines der Ziele.“
Wieso habe ich nichts anderes erwartet? Irgendwie kannte ich ihre Antwort schon, ich wusste es nur nicht: „Mhm… und Blaze hat ihre Entscheidung geändert, ihn zu töten?“
„Nein. Blaze wusste davon nichts….“
Da machte es bei mir Klick: „Du hattest den Auftrag.“
„Ja….seid…fast neun Jahren.“
Neun Jahre? Das war lange. Ich hob erstaunt beide Augenbrauen: „Von wem? Verfolgst du… dein Ziel noch?“
„Nein…tu ich nicht mehr und der Auftraggeber…ist tot…ich möchte seinen Namen nicht nachträglich beschmutzen.“
„Also… hatten die beiden eine Beziehung, lange nachdem du den Auftrag bekommen hast? Was… ist das Opfer von dem Blaze immer gesprochen hat? …und… ist es wahr, das ihr versucht habt eure Avatare zu entfernen? War das wegen eurer ‚Arbeit‘?“ Ich hatte auf einmal soviele Fragen, auf die ich eine Antwort haben wollte.

„Das Opfer damals war…Blaze selbst. Und ja das haben wir damals wirklich versucht. Aber wir sind den Weg nicht zuende gegangen.“
Ich schüttelte mit dem Kopf: „Irgendwas passt da nicht zusammen…“ Mir fehlte noch ein Puzzelteil… oder drei oder vier.
Sie konnte ihn nicht töten. Aber warum? Ihrer Schwester zuliebe oder weil er sie ausgetrickst hatte? Das ist das Gleiche. Ach halt den Rand!
„Warum hast du deinen Auftrag nicht ausgeführt?“
„Weil Blaze meine Schwester ist…und…und sie ihn wirklich geliebt hat.“
Das war das, was ich hören wollte. Ich lächelte sie an und setzte mich wieder zu ihr, strich ihr über den Rücken: „Immerhin, das beweist, dass du noch menschlich gedacht hast.“
„Habe ich das?“
„Du hast ihn nicht getötet.“
„Ich weiß nicht einmal, ob ichs geschafft hätte. Er ist wie ein Aal….der schlüpft überall druch:“
„Ja… das wäre die andere Antwort gewesen, die du hättest geben können… das du es einfach nicht geschafft hast.“
„Und was hätte das geändert?“
„Das du es, ungeachtet der Umstände, tun wolltest. Ohne Skrupel.“
„Skrupel ist das wichtigste in diesem Geschäft.“
„Na, da kenne ich mich nun nicht aus…“ Lügner
„Sei froh. Was hälst du nun von mir?“, ich konnte in ihrem blick sehen, dass das jetzt unglaublich wichtig für sie war.
„Hm… ich habe nicht damit gerechnet… auch Blaze hätte ich nie so eingeschätzt… wann hast du damit aufgehört? …hast du doch…?“
„Wir haben uns immer getarnt…und inzwischen? Mein letzter Mord ist fast fünf Jahre her… und dann ist die Frage, ob es bei Vampiren um Mord geht.“
Ich erinnerte mich an die Vampire, die ich selbst vernichtet hatte… und an Umeko… Eve und Ronja…: „Bei den meisten nicht… was hat sich geändert?“
„Ich musste einen Kranken versorgen.“
„Hm… vielleicht war das doch gar nicht so schlecht…. obwohl es mir leid tut dich damit so festgenagelt zu haben.“
„Nun kannst du das erst Recht nicht mehr ändern.“
„Nein… irgendwie hatte das alles sogar einen Sinn…“
„Und welchen?“
„Weil dich das von dem Weg abgebracht hat… Veränderungen müssen nicht schlecht sein.“
Sie schlug ihre Augen nieder. „Blaze hat das zu spät bemerkt.“
Ich mochte dieses Thema nicht: „Ja… wir alle…“ Ich hätte es merken sollen!
„Sie tut mir leid….dabei war unser Schwur das wir das niemals zulassen würden das die Anderen Leiden.“
„Scheinbar hat es keiner bemerkt…“, ich kam nicht umhin, dass meine Stimme die Trauer auch ausdrückte, die dahinter steckte.
„Nein niemand….“
„Sowas darf sich nicht wiederholen…“, ich hob den Blick wieder, um sie an zu sehen. Ich hatte Gambit bereits gesagt gehabt, dass ich es nicht zulassen würde. Er hatte es Nobel genannt… und da hatte er ehrlich geklungen. Ich dachte kurz darüber nach. Irgendwie war das einer der ersten Momente, in dem ich ihm wieder etwas glaubte…

Ich entdeckte, dass ihre Augen sich verändert hatten. Sie waren nicht mehr tiefblau, sondern eher graublau. Sie blickte michd irekt an: „Meinst du damit du hast Angst um mich?“
Oh, das war irgendwie eine gefährliche Frage… „Ich würde es nicht Angst nennen… aber es gibt da etwas, dass dich kaputt machen kann, ohne das ich in der Lage bin, es auf zu halten…. und er hats auch fast geschafft… “
„Wer ist er?“
„Ich rede von dem Typen der dich vom Himmel geholt hat… und es zuende bringen wollte, als wir da waren, um dich da weg zu holen.“
„Ich muss aufpassen ich weiß.“

„Was hast du jetzt vor? Wie sind deine Pläne, deine Ziele?“
Das brachte sie zum Grübeln. Sie blickte erst hoch zum Himmel des Bettes und schloss dann die Augen: „Ich habe gerade nur ein Ziel. Ich will Leben.“
Das habe ich doch gerade erst schon mal gehört… „Das ist schon mal ein guter Anfang… ihm geht das genauso. Vielleicht ist für einige Zeit erst mal Ruhe… „, ich strich ihr beruhigend über den Kopf.
Sie lehnte sich daraufhin an mich, ich ließ sie: „Er sucht jemanden, eine Frau… und er wird uns folgen, weil er die Artefakte hasst… ich vermute der Geist mit dem er verschmilzt ist da der anstoß… ich habe vor sie zu finden, damit er seinen Frieden mit ihr finden kann – und uns nicht weiter behelligt.“
„Ich verstehe. Da er bei mir wohl als erste aufgetaucht ist. Helfe ich dir…das bin ich dir schuldig.“
Nein, eigentlich war sie mir gar nichts schuldig. Ich wollte das tun, damit er sie nicht doch noch tötet…  Ich gab ihr einen Kuss aufs Haar und lehnte mich dann zurück. Ich dachte weiter über das alles nach, wie kam er auf Jasmin? Das ergab für mich noch keinen Sinn. Ich bermerkte eehr beiläufig, dass sie mir über den Rücken strich.

„Du sagtest…vielleicht eines deiner Opfer… ihr Name ist Adora, darf ich dir ein Gedankenbild schicken?“
Sie schaute mich an. „Ja. Mach ruhig.“

Ich sandte ihr das Bild von Adora, der zierlichen Person aus seinem Kopf. Besonders das Armband, welches sie trug, war wichtig. Ich hoffte, dass Jasmin sich daran erinnern würde – das hätte meine Theorie bestätigt. Sie dachte darüber nach und meinte schließlich: „Nein die kenne ich nicht.“ Schade…

„Ich frage mich halt immer noch, warum er zu dir gekommen ist… du hast kein Artefakt… und woher sollte er wissen was du getan hast, bevor er dich getroffen hat? Ich denke nämlich, es liegt an der entropischen Aura…hm… vielleicht hat ihn das angezogen, er hat nie besonders gut darauf reagiert, wenn ich ihn mit Entropiesicht aufgespürt habe…“
„Hm…möglich….ich bin mir nicht so sicher wie er uns immer aufgespürt hat.“
„….und warum er dich vom Himmel geholt, aber dann nicht sofort vernichtet hat….erst als wir da waren…. da hatte er dich als erstes Ziel…“
„Vielleicht hat er euch anlocken wollen.“
Ja, großartig…. Ich ärgerte mich etwas darüber: „Das hat wunderbar geklappt… und dennoch… er hatte uns vor sich, mich aber erstmal ignoriert, bis ich ihm im Weg stand.“
„Hm….vieleicht hat er mich nicht sofort gefunden? Er hat mich erwischt ohne das ich ihn gesehen habe“
„Das heißt ja nicht, dass er dich nicht gesehen hat…. irgendwie fehlen da noch Puzzelteile…genauso wie Anastasias Augen in seiner Gegenwart…“

Ich stockte, das wollte ich gar nicht erzählen…. verflucht!
Jasmin wurde hellhörig: „Ihre Augen?“
Ich verzog den Mund, nickte dann aber. Jetzt konnte ich keinen Rückzieher mehr machen: „Sie haben ihre Farbe verändert, als er sie angeschaut hat – sie selbst hat davon aber nichts bemerkt. Anschließend ist er gegangen.“
„Hm…vielleicht kann sie ihn kontrollieren?“
„Wie denn, wenn sie nichts davon weiß? Ihre Augen waren rot und sie hat keine Veränderung bemerkt.“
„Woher weißt du das sie dir die Wahrheit sagt? Ich meine…sie ist Gambits Schülerin.“

„Aber sie ist nicht Gambit.“, sprach ich voller Überzeugung.

„Hm…“ Sie lehnte sich wieder mit dem Kopf an meine Brust.

„Ich vertraue ihr.“, ich musste diese Erkenntnis einfach aussprechen.
„Nur sie mir nicht glaube ich.“
„Es war kein guter Start… und sie kennt dich eben nicht.“
„Du mich eigentlich auch nicht und trotzdem haben wir seid wir hier sind schon zweimal miteinander geschlafen, du hast meine Persönlichkeit irgendwie verändert, ich bin beinahe gestorben und du hast mehr Sorgenfalten im Gesicht als dir steht.“

Argh. Ich fühlte mich ertappt, legte den Kopf in den Nacken: „Mhm…Aber du hast dich 4 Jahre um Adrian gekümmert… einfach so.“
„Damals war ich…bereist dieses Opfer zu bringen, um dir nach dem Verlusten zu helfen. Ich habe es getan, weil er sonst wahrscheinlich gestorben wäre.“
„Das wäre er bestimmt… und wir wussten nicht, wie lange es dauern würde… es hätte auch länger sein können…. jedenfalls hast du dadurch einen dicken Stein bei mir im Brett. Das ist eine ganz andere Ausgangsbasis….“
Sie schaute enttäuscht, wahrscheinlich wollte sie mehr als nur ‚einen Stein im Brett‘. Was wollte sie hören? Das es da mehr als nur Sex gab? Tatsächlich war das so: Schuldgefühle. Ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, ich musste etwas wieder gut machen. Auch schon, bevor Ryuo in ihrer Persönlichkeit steckte: „Außerdem… hab‘ ich dich schonmal hängen lassen und war zu spät…“

Sie übergang das Thema einfach: „Wie geht es jetzt weiter?“
„Mh, ich muss meinen Bruder wieder umkrempeln… Adora finden… und zusehen, dass ich nicht von den ganzen Katzen zerfetzt werde, die mich momentan umgeben…“
„Hmm..? Was für Katzen?“
„Du, Anastasia, Rain, Gambit…und diese Doktorin.“
„Wie kommst du darauf das ich dich zerfetzen wollen würde? Oder einer der Anderen?“
„Das war metaphorisch…. der ganze Haufen kennt sich kaum, wir sind… eine lockere Zweckgemeinschaft, die zwar den gemeinsamen Feind Technokratie hat…. aber eher weniger als mehr Gemeinsame Ziele hat… unorganisiert, misstrauisch und… vielleicht ein bisschen zickig.“
„Stimmt das ist alles, alles andere als Leicht. Aber hast du dir mal die Schicksalsfäden angesehen?“
„Immer mal… vor allem die Artefakte verbinden uns…“
„Ich glaube das reicht nicht.“
„Ja… das wird tatsächlich nicht reichen…“, ich rieb mir das Kinn, an der Stelle wo Rain mich getroffen hatte.
„Ich glaube dieses Zweckbündnis kann nur bestehen, wenn ihr ehrlich zueinander seid und die Probleme des Einzelnen zusammen angeht. Du kannst deinen Bruder nicht alleine retten. Die Anderen haben sicher auch Probleme die sie nicht so einfach allein löäsen können.“
„Vielleicht sollten wir mal einen runden Tisch machen und diesen Haufen organisieren… ich hab nämlich keine Lust, dass uns die Technokraten irgendwann einfach einsacken, weil wir aufgescheucht auseinander rennen…“
„Aber das solltest du nicht mehr heute Abend machen. Es sind eh alle weg.“

Ich nickte, obwohl ich bereits über das genaue Vorgehen nachdachte. Wir mussten klären, wer diese Doktorin ist, welche Ziele jeder einzelne hier in der Stadt verfolgte – wie man das alles unter einen Hut bekam, um effektiv zu bleiben, und-
„Hey schau mich an!“ Jasmin umfasste mein Kinn und drehte meinen Kopf zu ihr hin, sodass ich sie anschauen musste: „Nicht heute Abend!“

Überrascht riss ich kurz meine Augen auf, ich war schon völlig in Gedanken gewesen. „Ja, morgen… wenn die alle wieder da sind… weiß ich doch…“, nuschelte ich, da sie mit ihrer Hand an meinem Kinn meinen Kiefer etwas einschränkte und mir klares reden damit verwehrt blieb.

„Nach dem ganzen Stress die letzten Tage sollten wir alle etwas entspannen.“, ihre Hand wanderte in meinen Nacken und kraulte mich. Ich bekam eine Gänsehaut, das war angenehm. Ich schloss die Augen und war mir sicher meinen Avatar schnurren zu hören. Jasmin kuschelte sich wieder an mich, diesmal nahm ich das aktiver wahr. Sie legte ihren Kopf auf meinen Bauch und strich über meine Brust… ich entspannte mich. Meine Gliedmaßen wurden angenehm schwer, die Anspannung löste sich langsam. Ich merkte jetzt erst, wie anstrengend dieser Tag gewesen war. Langsam dämmerte ich weg… Das Gespräch mit Anastasia hatte bereits eine gewisse Friedlichkeit zurückgebracht.

Irgendwo in diesem dämmrigen Zustand bemerkte ich, wie Jasmin mein T-Shirt hochschob. Ich reagierte nicht sofort.

Schließlich flüsterte Jasmin: „Leg dich auf den Bauch und zieh das Oberteil aus.“
Ich öffnete die Augen nur einen Spalt und schaute sie an: „Hm?“, schließlich richtete ich mich wieder auf und zog das Oberteil tatsächlich aus.
„Leg dich hin! Wird Zeit das du dich richtig entspannst.“ , es schwang in ihrer Stimme sowas wie ‚Auch wenn mir das verwehrt bleibt!‘ mit.

Ich musste ob ihres Befehlstons schmunzeln und tat wie mir gehießen: „Wenn du darauf bestehst…“

Jasmin setzt sich rittlinks auf mich drauf und begann, meinen Rücken mit wenigen, langsamen Bewegungen mit Öl einzureiben – welches sie wahrscheinlich aus dem Nichts hervorgezaubert hatte. Das Öl war warm und ich spürte, wie sich meine Muskeln noch mehr entspannten. Es war tatsächlich nur ein einreiben, keine Massage. Sie tat mir fast ein bisschen leid, sie hätte die entspannung sicher auchg ebrauchen können… aber das Ganze machte mich erst recht schläfrig. Mein Körper holte sich die wohlverdiente Ruhe. Mein Kopf war leer und nichts hielt mich davon endlich wieder erholsam zu schlafen…

Fast nichts.

Published inRollenspiel-Storys

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